Eine große Sorge ist, dass die Landschaft zerstört wird, dass der Schwerlastverkehr in der Region zunimmt, dass es eine stärkere Luftverschmutzung gibt und die Häuser in der Region an Wert verlieren.
Brande-Hörnerkirchen. Die Sorgen sind groß bei den Menschen in der Region. Mit seiner Ankündigung, stillgelegte Ölfelder in der Barmstedter Umgebung wieder in Betrieb zu nehmen zu wollen und parallel dazu nach weiteren Rohstoffvorkommen für die Energiewirtschaft im Erdreich zu suchen, stößt das Unternehmen PRD Energy auf Widerstand.
Jetzt hat sich in Brande-Hörnerkirchen die Bürgerinitiative „Frackingfreies Auenland“ gegründet. Diese geht auf das Engagement von fünf Frauen zurück: Heike Otto aus Bad Bramstedt, Christa Neumann-Wilken aus Bokel sowie Sonja Theeß, Marion Ecke und Iris Breustedt-Kogel aus Brande-Hörnerkirchen. Sie hatten zunächst Zweifel, ob es genügend Zuspruch für eine Bürgerinitiative geben würde. Doch die Auftaktveranstaltung ihrer Initiative hat diese Zweifel zerstreut. 75 Mitglieder hat „Frackingfreies Auenland“ bereits in ihren Reihen, 85 stille Unterstützer kommen hinzu. „Für uns ist das ein großer Erfolg“, sagt Otto. Doch die große Arbeit die komme erst jetzt. Denn nun gelte es, die Auenlandregion tatsächlich zu schützen.
Das werde nicht leicht, immerhin erstreckt sich das Erlaubnisfeld über 657 Quadratkilometer und reicht von Wankendorf im Nordosten über Neumünster, Großenaspe und Bad Bramstedt bis nach Barmstedt im Süden. Und der kanadische Konzern PRD Energy sei ein harter Gegner, mit dem es Bürger und Kommunen zu tun hätten.
Das Unternehmen rechnet damit, dass die bereits bestehenden Erdölfelder bei Barmstedt ein erhebliches Erdölpotenzial besitzen. Dieses Erdöl, das ohne das umstrittene Fracking gefördert werden könnte, befindet sich laut PRD Energy in 1700 bis 2200 Meter Tiefe in mehreren Schichten im Jura-Gestein. Im August 2013 hat der kanadische Konzern vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie die Erkundungskonzessionen für das Areal erhalten, die für fünf Jahre gelten. In diesem Zeitraum plant der kanadische Energiekonzern zwei Probebohrungen in der Region abzuschließen.
Es gehe um viel Geld für den Konzern, so die BI. Die Bürger treten nun mit dem Ziel an, den Konzern zu stoppen, indem Kommunen, Behörden und Politik die Bohrungen verbieten und den Naturraum erhalten. Die Aktivisten befürchten, dass die Pläne des Konzerns unüberschaubare Auswirkungen auf die Umwelt haben werden. So sei unter anderem unklar, ob die 35 versiegelten und zunehmend maroden Bohrlöcher dem entstehenden Druck bei neuen Bohrungen standhalten werden.
„Große Sorge aller ist, dass die Landschaft zerstört wird, dass der Schwerlastverkehr in der Region zunimmt, dass es eine stärkere Luftverschmutzung gibt und die Häuser in der Region an Wert verlieren“, sagt Sonja Theeß. Und dann ist da noch die Sache mit dem Wasser.
Die Kritiker fürchten zum einen, dass der Wasserspiegel durch die Förderung von Rohstoffen drastisch absinken könnte. Das würde Landwirte, Baumschulen und das Ökosystem stark beeinträchtigen. Zudem könne ein einziger Störfall bei einer Bohrung aufgrund der geologischen Strukturen in der Region zu einer Verseuchung des Trinkwassers führen. Durch Sprengungen im Untergrund könnten zusätzliche Schäden auftreten.
„Die Schäden, die man aus Niedersachsen aus dem Bergbaubereich kennt, sie könnten auch hier auftreten“, glaubt Marion Ecke. Ein Absacken des Bodens sei denkbar. Daher müsse nun aufgeklärt werden, über die möglichen Folgen der Konzernpläne und über die Rechte der Bürger und Kommunen. Und es müsse Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt werden. Nur so sei Schlimmeres zu vermeiden. Doch die Zeit drängt laut der Bürgerinitiative, denn es gebe in den Anträgen der PRD Energy viele Ungereimtheiten, die geklärt werden müssten. Eine Frist für Stellungnahmen vonseiten der Gemeinden beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologielaufe an diesem Dienstag ab. Dass viele Kommunen keine Stellungnahme zu den Plänen abgegeben hätten, weil angeblich zu spät oder gar nicht über das Vorhaben informiert wurde, sei beunruhigend.
Bad Bramstedt im Kreis Segeberg zählt zu jenen Gemeinden, die sich offensichtlich nicht ausreichend von PRD Energy und dem Landesamt informiert fühlen. Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach hat kurzfristig der Behörde geschrieben und die Informationspolitik moniert. „Einer Mitteilung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein haben wir entnommen, dass Sie am 12. August 2013 eine Aufsuchungserlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen im Erlaubnisfeld Bramstedt an das Unternehmen PRD Energy GmbH für das Erlaubnisfeld Bramstedt erteilt haben. (...) Eine Bekanntgabe Ihrer Entscheidung, bei der es sich um einen Verwaltungsakt handeln dürfte, ist uns gegenüber bislang nicht erfolgt“, so der Bürgermeister in dem Schreiben. Die Stadt hat pro forma Widerspruch gegen das Vorhaben eingelegt.