Elmshorner begleiten Asylbewerber ehrenamtlich, Halstenbeker vermieten Wohnraum, Rellingen stellt Wohncontainer auf. Kirchenkreisrat benennt einen Flüchtlingsbeauftragten
Kreis Pinneberg. Die Unterbringung und Betreuung der steigenden Zahl an Asylsuchenden stellt auch die Städte und Kommunen im Kreis Pinneberg vor große Herausforderungen. Während 2008 lediglich 830 Menschen in Schleswig-Holstein Asyl suchten, waren es im vergangenen Jahr bereits 6850, die von der Landesunterkunft auf die Kreise und kreisfreien Städte verteilt wurden – Tendenz steigend. Nach dem Verteilungsschlüssel ist der Kreis Pinneberg verpflichtet, 10,4 Prozent der Flüchtlinge aufzunehmen. Dieser berechnet sich aus der Einwohnerzahl.
In Halstenbek gibt es eine Betreuung der Asylsuchenden durch das Diakonische Werk. Die Gemeinde steht jedoch vor dem Problem, dass die Kapazität der Unterkünfte ausgeschöpft ist. „Laut dem Land wird die Zahl der Asylbewerber, die auf die Kommunen verteilt werden, noch einmal um 20 Prozent steigen. Für diese Personen haben wir keine Unterkünfte mehr“, sagt die zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Dietrich. Sie fordert daher alle Halstenbeker auf, vakanten Wohnraum an die Gemeinde zu melden.
„Wir mieten den Wohnraum an, wenn es für uns preislich vorstellbar ist und dort eine menschenwürdige Unterbringung erfolgen kann“, sagt Dietrich weiter, die unter 04101/491135 erreichbar ist. Angeboten werden könnten sowohl Wohnungen als auch Einzel-, Reihen und Doppelhäuser. Die vorübergehende Anmietung von Wohnraum sei günstiger als das Aufstellen von Wohncontainern. In diesem Bereich habe die Gemeinde bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Dietrich: „Wir haben keine Container und auch kein geeignetes Grundstück mehr.“
Die Kosten für die Unterbringung trägt zu 30 Prozent der Kreis und zu 70 Prozent das Land. Für die Unterbringung sind die Kommunen und Städte aber selbst verantwortlich. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum führte in der Vergangenheit unter anderem dazu, dass Umlandsgemeinden beispielsweise in Elmshorn ungefragt Wohnraum anmieteten, um „ihre“ Flüchtlinge unterzubringen. Zudem nutzen erste Makler die prekäre Lage der Gemeinden und Städte aus und fordern Wuchermieten.
Seit Jahren ist die Unterbringungssituation von Flüchtlingen ein in Bund, Land und Gemeinden kontrovers diskutiertes Thema. Kritik gibt es an der vorhandenen und geplanten baulichen Qualität, der oft isolierten Lage der Unterkünfte, aber auch der oftmals fehlenden sozialen Betreuung der Schutzsuchenden. Die Neuankömmlinge haben eine lange Flucht hinter sich, sind zum Teil traumatisiert, sprechen kein Deutsch. Personell können die Kommunen und Städte das kaum bewältigen.
Um Asylbewerbern dennoch ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern, hat die Stadt Elmshorn Bürger dazu aufgefordert, Flüchtlinge vor Ort ehrenamtlich und zeitlich begrenzt zu begleiten. Auf den ersten Aufruf meldeten sich innerhalb kurzer Zeit rund 30 Menschen, die helfen wollen. Die kostenfreie Schulung durch den Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein musste allerdings wegen krankheitsbedingter Ausfälle in den Juni verschoben werden. Zudem gibt es noch einige Schwierigkeiten bei der Koordination, denn die Flüchtlinge müssen nicht selten in weniger als 48 Stunden nach ihrer Ankunft in Deutschland in den Kommunen versorgt werden.
Auch der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf ist tätig geworden. Auf Initiative von Propst Thomas Bergemann hat der Kirchenkreisrat am vergangenen Montag Pastor Thorsten Pachnicke zum Flüchtlingsbeauftragten berufen, zunächst bis zum Ende des Jahres. Denn Details und Finanzierung müssen noch geklärt werden. Pachnicke ist für die Bereiche Mission, Ökumene und Partnerschaft zuständig, hat einen Teil seines Studiums in Tansania absolviert und verfügt über internationale Kontakte. Er wird seinen Sitz in Elmshorn behalten und nach Fertigstellung des Neubaus in das neue kirchliche Zentrum in der Königstraße ziehen und für den gesamten Kreis Ansprechpartner für Flüchtlingsfragen sein. Pachnicke ist unter 04821/40701611 erreichbar.
In Rellingen plant die Gemeinde derweil die Aufstellung zusätzlicher Wohncontainer an der Tangstedter Chaussee, wo sich bereits eine gemeindliche Unterkunft befindet. Die Container kosten 240.000 Euro und sollen im Juli bezugsfertig sein. Zusätzlich hat sich die Gemeinde übergangsweise einen Wohnblock der GeWoGe an der Meisenstraße gesichert, der langfristig einem Neubau weichen soll. Dort haben Asylbewerber, die zuletzt in einer Pension untergebracht waren, eine Wohnung erhalten. Rellingen bietet bisher keine Betreuung der Menschen an. Das soll sich jedoch ändern. „Wir haben eine Lösung in Vorbereitung“, sagt Michaela Warnecke vom Rellinger Ordnungsamt.