Auf den Bahnstrecken durch den Kreis Pinneberg kommt es jedes Jahr zu mehreren Unfällen, bei denen Züge Menschen erfassen. Sanitäter-Azubis und Feuerwehrleute übten jetzt die Verletztenbergung

Kreis Pinneberg. 30 Auszubildende stellt die für den Kreis Pinneberg zuständige Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) ein – und zwar pro Jahr. Damit die angehenden Rettungssanitäter praxisnah auf ihren späteren Berufsalltag vorbereitet werden können, gehören sogenannte Azubi-Tage mit speziellen Themenbereichen zur Ausbildung. Einen ganz besonderen Azubi-Tag erlebten jetzt 18 Nachwuchs-Rettungssanitäter aller drei Jahrgänge der Rettungswachen Pinneberg, Wedel, Quickborn, Barmstedt und Uetersen: Auf einem Bahngelände in Hamburg-Langenfelde probten sie gemeinsam mit Spezialisten der Feuerwehr Pinneberg, wie Verletzte nach einem Bahnunfall geborgen und ärztlich versorgt werden können.

Auf den viel befahrenen Bahnstrecken, die durch den Kreis Pinneberg führen, kommt es pro Jahr zu mehreren Einsätzen, weil Fahrzeuge oder Personen von Zügen erfasst werden und schnelle sowie kompetente Hilfe erforderlich ist. „Eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst ist dann unbedingt erforderlich“, sagt Christian Mandel, Sprecher der RKiSH. Daher lege sein Unternehmen großen Wert darauf, dass die angehenden Rettungssanitäter das Zusammenwirken mit anderen Hilfskräften im Rahmen der Ausbildung regelmäßig üben.

Die Kreisfeuerwehr hat für Bahnunfälle eine eigene Einsatzbereitschaft aufgestellt, die über Fahrzeuge mit Spezialtechnik verfügt. Die Einsatzmittel stehen im Gerätehaus in Pinneberg-Waldenau und werden in der Regel gemeinsam mit dem Rüstwagen sowie dem Wechsellader mit dem sogenannten Abrollbehälter Rüstmaterial der Feuerwehr Pinneberg eingesetzt. Diese Spezialmaterialien inklusive der Fachkräfte der Pinneberger Wehr waren auch bei der Übung dabei.

„Für den Rettungsdienst und die Feuerwehrkameraden sind gemeinsame Übungen und der Erfahrungsaustausch sehr hilfreich für die Bewältigung zukünftiger Einsätze“, sagt Christoph Supthut, Sprecher der Feuerwehr Pinneberg. Und er sagt weiter: „Die praktischen Übungen helfen uns, sich auf die Anforderungen und Arbeitsweisen des jeweils anderen Partners einzustellen.“

Feuerwehrleute und RKiSH-Azubis suchten gemeinsam die besten Zugangsmöglichkeiten in entgleiste und „deformierte“ Zugteile. Sie probten, wie ein Mensch auf den Gleisen abtransportiert werden kann – per Trage sowie mit dem Gerätewagen. Auch eine schonende Rettung von Personen aus einem Zug sowie die Bergung eines Lokführers aus dem engen Führerstand standen auf der Agenda. Schwierigster Teil der Übung war die Bergung einer Person, die laut Szenario trotz einer Notbremsung von einer Lok erfasst worden war und unter dem Zug lag. In diesem speziellen Fall stellte eine Puppe das angenommene Unfallopfer dar. Nach jeder Übung erfolgte eine Bewertung durch die Ausbilder, um den gemeinsamen Lernerfolg abzusichern.

Und lernen müssen die RKiSH-Azubis einiges. Das Unternehmen, das für den Rettungsdienst in den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen zuständig ist, setzt bereits seit langem auf die dreijährige Ausbildung der Rettungssanitäter. „Wir waren in diesem Bereich einer der Vorreiter“, sagt RKiSH-Sprecher Mandel. Der Gesetzgeber hat die dreijährige Ausbildung in diesem Bereich erst 2014 vorgeschrieben, vorher lag die Mindestzeit bei zwei Jahren.

Zum 1. August sowie zum 1. Oktober 2014 stellt die RKiSH jeweils 15 Auszubildende ein. Sie werden in den drei Jahren fast 4600 Stunden lang auf ihren künftigen Beruf vorbereitet – in jeweils 1920 Stunden in Theorie und Praxis sowie 720 Stunden Einsatz im Krankenhaus.