Wedeler Verein kann den geforderten Rückbau seines Hafens in der Wedeler Au nicht zahlen. Am 19. März 2014 findet ein Krisengipfel mit dem Kreis Pinneberg statt.
Wedel. 1969 gründeten 13 Mitglieder den Motor-Boot-Club Schulau (MBCS). 2014 hat der Verein, der laut Eigenwerbung über einen der schönsten Naturhäfen der Unterelberegion verfügt, 82 Mitglieder – und ein großes Problem: Der Kreis verlangt die Räumung eben dieser Liegestätte. Der inzwischen sieben Jahre andauernde Streit mit der Behörde veranlasste den Vorstand jetzt zu einem drastischen Schritt: Er meldete Ende Februar Insolvenz für den Motor-Boot-Club Schulau e.V. an. Seitdem führt der Hamburger Rechtsanwalt Gideon Böhm als Insolvenzverwalter die Geschäfte des Vereins weiter.
Die Vereinsanlage, die vor Sturmfluten bestens geschützt hinter den Toren eines Sperrwerks in der Wedeler Au liegt, ist seit Jahren heftig umstritten. Sie ist ohne Genehmigung entstanden und befindet sich obendrein in ökologisch wertvollem Gelände. Die Flächen in der Elbmarsch grenzen an ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und liegen in der Kernzone eines Landschaftsschutzgebietes. Dieses Marschgebiet ist insbesondere für viele Zugvögel als Nist- und Rastplatz von überragender Bedeutung.
Deshalb hatte die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises bereits 2007 einen Stufenplan entwickelt, nach dem die Vereinsmitglieder ihren Hafen aufgeben sollten, der in den 70er Jahren im Rahmen des Baus des großen Deiches entstanden war. 2010 sollte mit dem Abriss der Bauten wie Schutzhütte und Aufenthaltsraum der Abschluss erfolgen. Das Problem für die Wassersportler ist, dass die Fläche frei von Belastungen übergeben werden muss. Doch nach Jahrzehnten der Bootspflege mit Schleifarbeiten und Anstrichen entstehen erhebliche Sanierungskosten. Sie werden auf einen sechsstelligen Euro-Betrag geschätzt und übersteigen das Vermögen des Vereins bei weitem.
Ein Mediationsverfahren, an dem der Kreis, die Stadt Wedel und der Verein beteiligt war, führte nicht zu einer Einigung. Schließlich zog der MBCS, dessen Gründungsmitglieder sich einst im Streit vom Segel-Verein Wedel-Schulau (SVWS) abgespalten hatten, gegen die Räumungsverfügung seitens des Kreises vor Gericht.
Obgleich der Verein keine Baugenehmigung oder ähnliche Erlaubnisse vorweisen konnte, berief er sich wegen der jahrzehntelangen Duldung der Hafennutzung auf einen vorliegenden Bestandsschutz. Das Verfahren endete jedoch mit einer Niederlage, die Richter stützten die Position der Unteren Naturschutzbehörde. Inzwischen ist die Rückbauverfügung seitens des Kreises rechtsgültig.
Weil der Verein den Rückbau nicht zahlen kann, könnte im Extremfall der amtierende Vorstand finanziell herangezogen werden. Um nicht mit ihrem Privatvermögen haften zu müssen, erfolgte seitens der Vorstandsmitglieder nun vorsorglich die Insolvenzanmeldung. Insolvenzverwalter Böhm will nun erst einmal prüfen, ob überhaupt ein Insolvenzgrund vorliegt. Wie es aus der Kanzlei hieß, hält der Rechtsanwalt eine gütliche Einigung mit dem Kreis für nicht ausgeschlossen.
Auch die Kreisverwaltung bestätigt, dass trotz der nun siebenjährigen Kontroverse das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. „Für uns ist das nach wie vor ein laufendes Verfahren, zu dem wir daher keine Stellung nehmen wollen“, sagt Kreis-Sprecher Marc Trampe. Wie das Abendblatt erfuhr, kommen Vereinsvorstand, der Insolvenzverwalter und die Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde am 19. März zu einem Krisengipfel zusammen. Dann entscheidet sich nichts weniger als die Zukunft des Vereins.