Eine Elbverbindung von Wedel nach Jork? Viele Wedeler und auch die Nachbarn aus Rissen stehen den ambitionierten Pläne des Hamburger Unternehmens Becker Marine Systems positiv gegenüber.
Wedel. Es ist ein großer Wurf, den Becker Marine Systems seit Monaten vorbereitet und jetzt erstmals öffentlich präsentierte. Das Hamburger Unternehmen möchte von Sommer 2016 an eine neue Fährlinie in Wedel installieren. Alle 30 Minuten soll ein Schiff bis zu 200 Passagiere und 60 Autos auf die andere Seite der Elbe nach Jork hinübersetzen. Rund zwölf Millionen Euro will das Unternehmen in den Bau von zwei mit Flüssiggas betriebenen Autofähren investieren. In Jork sollen die Schiffe am Fährhaus Kirschenland halten, in Wedel ist die Wahl auf „Schnalles Hafen“ gefallen. Der Werkshafen, der einst vom am Tinsdaler Weg ansässigen Ölkonzern betrieben wurde, liegt brach und muss saniert werden. Kürzlich stellte die Geschäftsführung den Wedeler Kommunalpolitikern ihre Idee vor. Denn die müssen genauso wie ihre Kollegen auf der anderen Elbseite dem Projekt zustimmen.
Während die Politiker die Neuigkeiten noch verdauen und sich in den kommenden Wochen dazu positionieren wollen, scheint die Autofähre zumindest bei vielen Wedelern sehr gut anzukommen. Bei einer Abendblatt-Umfrage am Wedeler Elbufer sprachen sich erstaunlich viele Befragte für die Elbquerung aus. So zum Beispiel auch Rainhard Tießen. Der Wedeler war erst entsetzt, als er von der geplanten „Wasserautobahn“ hörte. Er befürchtete, dass es auch um den Transport von Lkw geht. Doch die dürfen laut Planungen gar nicht mitfahren.
Becker Marine Systems will auf den mit Flüssiggas betriebenen Fähren je 60 Pkw und 200 Passagiere transportieren. Höchstens Sprinter und Wohnmobilie sind auf den 65 Meter langen und 14 Meter breiten Schiffen erlaubt. Das Unternehmen hat als Zielgruppe Pendler, Handwerker und Ausflugswillige im Blick. „So begrüße ich das Projekt. Es wird die Wirtschaft und den Tourismus stärken“, sagt Tießen. So wie er versprechen sich viele von der neuen Verbindung positive Effekte für die Region.
Genau auf die hebt auch Dirk Lehmann ab. Der Geschäftsführer von Becker Marine Systems hatte den Kommunalpolitikern persönlich das Projekt präsentiert. „Die Fähren sind ein Magnet für Besucher und würden den Bereich aufwerten und für eine bessere Anbindung sorgen“, warb Lehmann im Planungsausschuss. Er erwartet eine höhere Nachfrage für Gastronomie, Einzelhandel und touristische Anbieter. Das neue Fährgeschäft würde Arbeitsplätze schaffen und Geld in die Stadtkasse von Wedel spülen. „Wir zahlen Hafengebühren. Auch die Folgekosten für den Betrieb eines Hafens entfallen“, so Lehmann. Er stellte den Politikern zudem in Aussicht, dass sein Unternehmen die defizitäre Fährlinie von Schulau nach Lühe von der Stadt Wedel übernehmen könnte. „Wir wären auch am Kauf von Flächen im Businesspark interessiert“, so der Geschäftsführer.
Doch genau die Finanzen bereiten Wedels Bürgermeister Niels Schmidt, der seit Ende vergangenen Jahres mit den Investoren im Gespräch ist, bei dem Projekt Kopfzerbrechen. „So faszinierend das Projekt klingt, es gibt viel zu bedenken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt sich an der Finanzierung der Fähranleger beteiligt.“ Der Unternehmenschef hatte darauf hingewiesen, dass Becker Marine Systems bereits in die Fähren einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag investiert und beim Fähranlegerbau auf finanzielle Hilfe hofft, unter anderem auch durch Fördergelder von Bund und Land.
Von dort gibt es laut Lehmann bereits positive Signale. Die gibt es auch aus Hamburg. Anders als von Wedeler Politikern befürchtet, begrüßen die Rissener Nachbarn die Idee. Vor allem gegen die Wedeler Pläne in Sachen Businesspark hat sich dort Widerstand formiert. Mit Hilfe eines Anwaltes wehrt sich eine Gruppe aus etwa 60 Personen gegen das Bauprojekt am Tinsdaler Weg. Sie kritisieren vor allem, dass es keine Lösung für das erwartete höhere Verkehrsaufkommen von 8000 Pkw pro Tag gibt. Sprecherin Hanna Harder hält dagegen die geplante Elblinie samt Verkehrsleitsystem sowie den Carsharing- und E-Bike-Stationen für eine innovative Idee. Harder dazu: „Das geht in die richtige Richtung.“