Ein weiteres Unternehmen verlässt die Rosenstadt. Auch Firma Cornils zieht in die Nachbarstadt Tornesch um. Uetersens CDU sieht strukturelle Fehler in der Wirtschaftspolitik und fordert bessere Informationspolitik.
Uetersen. Die Rosenstadt Uetersen muss einen weiteren wirtschaftlichen Rückschlag hinnehmen. Nach dem Mittelständler Witte Pumps wird nun auch die Firma Cornils Metalltechnik GmbH & Co KG in die Nachbarstadt Tornesch umziehen. Laut Firmenchef Matthias Cornils sind die Verträge für ein neues Firmendomizil in Tornesch bereits unterschrieben. Der Umzug sei für spätestens Anfang 2015 geplant.
Uetersens Politiker reagierten überrascht und teils enttäuscht auf die Nachricht. Die CDU sieht in dem Wegzug ein weiteres Indiz dafür, dass sowohl die Wirtschaftsförderung als auch die Wirtschaftspolitik in den vergangenen Jahren nicht zielführend gewesen seien. „Ich bedauere zutiefst, dass sich diese Firma entschieden hat, Uetersen zu verlassen“, sagt CDU-Fraktionschef Andreas Stief. Der Wegzug reihe sich in eine Kette von Firmen ein, die der Rosenstadt in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt hätten.
„Das ist zu viel, das ist zu häufig. Das muss verhindert werden“, so der CDU-Politiker. Wie im Fall Witte Pumps habe die Politik erst von den Entwicklungen erfahren, als die Pläne bereits unter Dach und Fach gewesen seien. Das sei ärgerlich, so Stief, weil die Politik nicht an Prozessen beteiligt werde und nicht agieren könne, um eine Abwanderung zu verhindern. „Hätten wir den Weggang verhindert? Vielleicht nicht, aber wir hätten zumindest ein paar Ideen entwickeln können, um die Firma zu halten“, sagt Stief. Er wünscht sich, dass Firmen künftig von sich aus einen Schritt auf die Politik machen, bevor alles entschieden sei.
SPD-Fraktionschef Ingo Struve bedauert den Weggang des Unternehmens, begrüßt aber, dass die Firma in der Region bleibe, sodass die Arbeitsplätze erhalten blieben. Auch andere Ratspolitiker äußerten sich enttäuscht, dennoch sei es ein normaler Prozess, dass Firmen ihre Standorte verlagerten. Uetersens Erster Stadtrat Andreas Faust, CDU, sieht die Entwicklung dennoch als dramatisch an. Sie zeige, dass die bisherige Konstellation der städtischen Wirtschaftsförderung so nicht funktioniere. Auch die Signalwirkung nach außen sei fatal.
Das Unternehmen mit 17 Beschäftigten platze aus allen Fugen und brauche mehr Platz, so Firmenchef Cornils. Teile des gegenüberliegenden Geländes von Witte Pumps am Esinger Steinweg wollte er ursprünglich erwerben. Dies sei aber zu kostspielig gewesen, sodass Cornils sich anderweitig umgesehen habe. In Tornesch sei im Business-Park ein gut gelegenes Areal mit Autobahnanbindung gefunden worden.
„Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Aber auf der Pro-Seite von Uetersen fand ich keine Punkte mehr“, sagt Cornils. Die Rosenstadt habe ihm keine langfristigen Perspektiven bieten können. Uetersen befinde sich seit Jahren in einem wirtschaftlichen Dornröschenschlaf. Der Umzug sei für ihn aus Platz-, Verkehrs- und Finanzgründen daher ein logischer Schritt.
Was mit den freiwerdenden Flächen in Uetersen geschehen wird, ist unklar. Einzelne Politiker sehen eine Chance, moderne Dienstleister dort anzusiedeln, denn produzierendes Gewerbe sei nur schwer zu halten.