Die Umgehungsstraße bei Tornesch kommt wegen der Pläne der Deutschen Bahn nicht voran, daher müsse ein Neubeginn gewagt werden, so die lokale Interessengemeinschaft K 22. Der Bund der Steuerzahler sieht das ähnlich.

Pinneberg/Tornesch. Die Pläne für die Umgehungsstraße K22, die Tornesch und Uetersen verkehrlich besser anbinden beziehungsweise entlasten soll, sind mehr als 30 Jahre alt. Auf dieser Grundlage heute noch die Kreisstraße zu planen, sehen einige Bürger und Politiker inzwischen als verfehlt an. Eine Neuplanung wird nun von einer Interessenseite gefordert, eine zügige Umsetzung der bestehenden Pläne von anderer Seite und wiederum andere Gruppen fordern, das Projekt K22 zu begraben, da es keinen Mehrwert bringe und eine Einigung mit der Bahn auch nicht zu erwarten sei. Eine Lösung für das Endlos-Projekt ist vorerst nicht in Sicht.

Kreisverwaltung und Parteien

BF schreibt hier: Kreisverwaltung, politische Parteien...

Deutsche Bahn

Ohne die Deutsche Bahn geht nichts, denn die K22 müsste, um auch eine Umgehungsstraße zu sein, die Eisenbahntrasse Hamburg-Elmshorn kreuzen. Geplant ist ein Tunnelbau. Die Kommunen und der Kreis fordern einen großzügigen Tunnelbau, der der Bahn Optionen bietet, in Zukunft ein drittes oder viertes Bahngleis zu bauen, falls dies in ferner Zukunft einmal notwendig sein sollte. Die Bahn will dagegen, wenn überhaupt, nur kleiner bauen, nämlich zweigleisig.

Die große Lösung ist für die Bahn nicht interessant, da sie zum einen viel teurer wäre und andererseits ein Ausbau der Bahnstrecke nicht geplant ist. Dies, weil viele Güterverkehre nach Norden über die Fehmarnbeltquerung laufen sollen. Eine Ausbauoption bei Tornesch könnte vom Kreis und den Kommunen als falsches Signal verstanden werden, dass ein drittes oder viertes Gleis auf der Trasse doch noch kommen könnte. Dem daraus resultierenden politischen Druck will sich die Bahn nicht aussetzen.

Uetersen und Tornesch

Die Sicht der Bahn stößt in Torneschs Verwaltung auf Unverständnis. Bürgermeister Roland Krügel bezeichnet es als einen Fehler, den Tunnel kleindimensioniert zu bauen. Zwar sei derzeit von Seiten der Bahn kein Bedarf an einem weiteren Bahngleis vorhanden, doch was die Zukunft bringe, sei völlig offen. Wenn in 50 Jahren dann doch ein Bahngleis gebraucht und gebaut werde, müsste der Tunnel für die K22 komplett umgebaut werden. „Dann müsste doppelt Geld investiert werden, das ist finanziell nicht zu rechtfertigen“, urteilt Krügel. Er pocht zudem darauf, dass Bahn und Kreis die getroffene Vereinbarung zur K22 einhalten.

In Uetersen wird ebenfalls der Bau der Umgehungsstraße von politischer Seite gefordert. Die vom Kreis beschlossene Reduzierung des Budgets für die K22 im derzeitigen Haushalt auf 100.000 Euro für die Planungskosten, wird vor allem von den Christdemokraten als besorgniserregende Entwicklung betrachtet. Die Deckelung könnte der erste Schritt für ein Einstampfen des Projektes sein. Dies würde Uetersen und die gesamte Region wirtschaftlich treffen.

Die Bürgerinitiative

Die Tornescher „Interessengemeinschaft K22“, die sich für den Bau der K22, allerdings nicht beim Ortsteil Esingen ausspricht, sieht die Situation als völlig verfahren an. Die SPD habe im Kreistag mit der Umverteilung der Haushaltsgelder einen richtigen Schritt getan, dennoch müsse man sich fragen, ob das Projekt in der Form noch sinnvoll sei. Auch die Außenwirkung dieser Entscheidung in Richtung der Landesregierung könne „fatale Folgen“ haben.

„Wir haben große Befürchtungen, dass die K22 überhaupt nicht mehr gebaut wird“, sagt Initiativen-Sprecher Michael Krüger. Notwendig sei es aber nach wie vor. Laut der Interessengemeinschaft sei es daher an der Zeit, die Pläne zur Kreisstraße in ihrer derzeitigen Form zu begraben und ganz von vorne zu beginnen. „Wir brauchen eine neu Planung, die realistisch und auch finanzierbar ist“, sagt Krüger.

Da dies gemäß der aktuellen Sachlage mit den derzeit erarbeiteten Plänen nicht machbar sei, wäre es nach Ansicht Krügers sinnvoll, nun von Grund auf neu zu planen und dabei eine Option zu erarbeiten, die auch tragfähig sei. Die K22, die einst als Umgehungsstraße für Tornesch geplant war, sei aufgrund des rapiden Wachstums der Stadt inzwischen auch keine Umgehungsstraße mehr sondern eine Straße, die mitten durch die Stadt gehe.

Die Bürgerinitiative schlägt daher vor, eine echte Ortsumgehung östlich von Esingen bei Prisdorf zu planen, bei der auch der Bau eines Tunnels oder einer größeren Brücke machbar sei. Vor allem eine Brücke könne nach Ansicht der Initiative den politischen Disput zwischen Kreis und Bahn beim Tunnelbau lösen. Gleichzeitig würden mit einer „echten Ortsumgehung“ auch sichere Schulwege in Tornesch garantiert. Die Idee einer Brücke ist nicht neu. Sie war bereits einmal vorgeschlagen worden, allerdings als Abwandlung zum derzeitigen Entwurfsplan nahe dem derzeit geplanten Tunnelbau bei Esingen. Damals wurde das Projekt, so BI-Sprecher Jürgen Körner, wegen einer in einem Gutachten festgestellten „abnormen Verkehrsführung“ direkt hinter den Gleisen nicht weiter verfolgt.

Für die Bürgerinitiative ist es ohnehin schwer verständlich, dass es bislang zu den „verkorksten K22-Plänen“ keinen alternativen Plan B von Seiten der Politik gebe. Es wirke, als wenn seit Jahren nach dem Motto „Augen zu und durch“ agiert werde. Und es sei auch schwer nachzuvollziehen, weshalb Krügel und Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen nicht den Kreis und die Bahn verklagen würden, wenn sie schon auf einer Einhaltung der Verträge und damit dem Bau der K22 pochten.

Die BI will den Neustart, ob er aber kommen wird, sei ungewiss. Die BI furchtet, dass der Politik der Mut fehle, das Projekt radikal zu ändern, um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, Steuergelder verschwendet zu haben.

Bund der Steuerzahler

Als wenig sinnvoll bezeichnet auch der Bund der Steuerzahler in Schleswig-Holstein die Pläne zur K22. „Wir empfehlen, die Planung zu überdenken“, sagt Geschäftsführer Rainer Kersten. Es sei sinnvoll, die Pläne so abzuändern, dass die Umgehungsstraße nicht bei Esingen einen Eisenbahntunnel erhalte, sondern bei Prisdorf, wo ohnehin ein neuer Tunnel gebaut werden solle, eine Kombination beider Projekte erfolge. Das spare Geld und würde auch dem Ziel einer verkehrlichen Entlastung der Stadt Tornesch gerechter werden.

Die derzeitigen K-22-Pläne würden, in Anbetracht der dafür veranschlagten Kosten von etwa 30 Millionen Euro, nur eine „relativ geringe“ entlastende Wirkung haben, urteilt Kersten. In das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler habe es die geplante Kreisstraße zwar noch nicht geschafft, der Verband stehe dem Bauprojekt aber „recht kritisch“ gegenüber.