240 Pinneberger kommen zu Einwohnerversammlung. In drei Stufen sollen Park-and-Ride-Anlage, Busbahnhof und neuer Vorplatz entstehen. Historisches Gebäude soll erhalten bleiben.
Pinneberg. So gut wie alles am Bahnhof Pinneberg sei erneuerungsbedürftig. So beschrieb Jochen Schulz von der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS) bei der Einwohnerversammlung am Dienstagabend die Ausgangssituation für die geplante Umgestaltung des Bahnhofgebäudes und des Vorplatzes. Etwa 240 Pinneberger waren in den dann voll besetzten Ratsitzungssaal gekommen, um mehr über die Pläne zu erfahren und ihre Ideen einzubringen.
Mit etwa 20.000 Reisenden pro Tag ist der Bahnhof der drittwichtigste in Schleswig-Holstein. „Das sieht man ihm aber nicht an“, sagte Schulz. In den kommenden Jahren soll das Gelände deshalb in drei Schritten möglichst barrierefrei umgestaltet werden. Geplant sind eine Park-and-Ride-Anlage, ein Busbahnhof und ein verschönerter Vorplatz. Knapp 3,6 Millionen Euro soll das kosten, zwei Millionen Euro sind bereits durch Fördergeld gesichert, den Rest muss die Stadt zahlen. Die ebenfalls geplante Modernisierung des Bahnhofsgebäude finanziert dagegen die Deutsche Bahn. Auch eine mögliche Brücke oder ein neuer Tunnel mit Aufzügen zu den Gleisen fällt in ihren Zuständigkeitsbereich.
In einem ersten Schritt könnte die Park-and-Ride-Anlage entstehen, sagte Roland Neumann von der Agentur Bahnstadt, die die gestalterische Planung übernommen hat. Im aktuellen Entwurf ist diese östlich des Bahnhofs nahe des Eingangs geplant. Der Busbahnhof mit acht Haltestellen könnte anschließend nach Westen an die Rockvillestraße verlegt werden. „Das bringt zwar einen etwas längeren Weg zur Bahn mit sich“, sagte Neumann. „Aber es ist die am besten funktionierende Lösung.“ Im dritten Schritt soll der Vorplatz umgestaltet werden.
Dieser Drei-Stufen-Plan ist bereits gut ausgereift, ganz anders sieht es bei der Entscheidung aus, wie die Gleise barrierefrei erreicht werden können. Neue Aufzüge an den alten Tunnel? Ein neuer Tunnel? Oder doch eine Brücke? Das sind die drei Varianten, die zur Diskussion stehen. „Alle Lösungen stehen noch im Raum“, betonte Neumann. Und dass – zumindest aus gestalterischer Sicht – nicht eine Lösung per se besser sei als die anderen. Bei einem Tunnel sei das Sicherheitsempfinden besonders zu berücksichtigen. Eine modern gestaltete Überführung könne neben dem historischen Bahnhofsgebäude als störend empfunden werden.
Das Gebäude von 1844 ist das älteste seiner Art in Schleswig-Holstein, das noch in Betrieb ist. Es soll soweit wie möglich in seinen historischen Urzustand zurückversetzt werden. Der westliche Anbau könnte abgerissen werden, das Zentralgebäude mit Backstein und Sprossenfenstern umgestaltet und wieder symmetrisch aufgebaut werden.
Ursprünglich befand sich der Haupteingang in der Mitte, auch ein direkter Durchgang zu den Gleisen könnte wieder entstehen. Ganz wichtig sei auch die Sichtachse, sagte Neumann. Idealerweise sollen Menschen, die sich aus der Innenstadt über die Bahnhofsstraße nähern, den Bahnhof schon von Weitem als solchen erkennen. Auch bei diesen Plänen hätten die Bürger noch viele Einflussmöglichkeiten. „Der Zug ist noch lange nicht abgefahren.“
Prompt kamen bei der anschließenden Diskussion zahlreiche Vorschläge, aber auch Fragen und Kritik aus dem Publikum. Mehrere Bürger forderten, den Bahnsteig an Gleis 4 und 5 zu verbreitern. Dort seien höchstens noch zehn Zentimeter rauszuholen, sagte Markus Hock von der Deutschen Bahn. „Sonst müssten die Gleise verlegt werden.“ Auch für Warteräume sei dort kein Platz.
Mehrere Fahrradfahrer forderten neue Stellplätze und bessere Einsteigmöglichkeiten. „Zurzeit ist eine Sammelschließanlage, ein sogenannter Fahrradkäfig, mit etwa 48 Plätzen geplant“, sagte Neumann. Die Zahl der Autostellplätze soll dagegen nur geringfügig erhöht werden.
„Wir wollen den Bahnhofsbereich nicht mit Parkplätzen zupflastern“, sagte Jochen Schulz. Vielmehr solle das Umfeld städtebaulich belebt werden, zum Beispiel durch die Ansiedlung von Gewerbe und Büros. Einer kompletten Überdachung der Gleisanlage erteilte er eine Absage. „Das ist viel zu teuer.“
Um die Kosten ging es auch bei der Frage: Tunnel oder Brücke? Eine Aufrüstung mit Aufzügen sei mit etwa 2,4 Millionen Euro die günstigste Variante, sagte Bahnvertreter Hock. Ein neue Brücke würde etwa 2,8 Millionen Euro kosten, plus höhere Betriebskosten. Die Kosten für eine neue Unterführung betrügen etwa 3,2 Millionen Euro. Diese Angaben seien jedoch noch „weit entfernt“ von konkreten Zahlen.
In einer spontanen Abstimmung sprach sich eine deutliche Mehrheit für einen Tunnelneubau aus, gefolgt von der Brückenlösung. Eine Nachrüstung wünschten nur wenige. Roland Neumann appellierte an die Bürger, nicht nur nach den Kosten zu sehen, sondern auch den Nutzen zu berücksichtigen. Dennoch sei klar: „Schönheit kostet meistens mehr.“ Die Stadt stellt die Pläne ins Internet: www.pinneberg.de