Die evangelische Kindertagesstätte „Windstärke 12“ ist mit Betrieben, Institutionen und Menschen der Insel stark vernetzt. Die Kleinen besuchen die Hummeraufzucht, besichtigen Bunker und Hafen und spielen am Strand.
Helgoland. Green es deät Lunn, road es de Kant, witt es de Sunn! Deät es deät Woapen fan`t hillige Lunn! Nichts verstanden? Die 29 Kinder der evangelischen Kindertagesstätte „Windstärke 12“ auf Helgoland können weiterhelfen: „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Sand! Das ist das Wappen von Helgoland!“ Den Spruch haben die Kleinen im Helgoländisch-Projekt gelernt. Einmal in der Woche bringen die Erzieherinnen den Fünf- bis Sechsjährigen die Helgoländer Sprache, Sitten und Brauchtum der Insel näher. Der Friesenrat unterstützt das Projekt finanziell und informiert zu Kultur und Sprache in Nord-, West- und Ostfriesland.
Alle Inselkinder besuchen die einzige Kindertagesstätte der Nordseeinsel. Sie spielen am Strand, sammeln Steine, Muscheln, Federn, Hölzer und vom Wasser geschliffene Scherben, basteln mit dem Strandgut. Die sturmerprobten Zwerge nehmen Gärten bei Entdeckungsreisen unter die Lupe, blicken ins Mikroskop und experimentieren. Die Naturschätze der Insel stehen im Fokus. So erforschen die Kinder die Beschaffenheit des Wassers, erfahren, was schwimmt und was untergeht und dass Wasser ein kostbares Gut ist, das nicht allen Menschen auf der Welt ausreichend zur Verfügung steht. Oder sie stellen Seife her und lernen dabei, warum sie sich gründlich die Hände waschen müssen. In einem anderen Projekt haben sie Fischhaut mit Tusche bemalt und Drucke hergestellt.
Fisch kommt nicht nur aufs Papier, sondern regelmäßig auf den Speiseplan. Das Essen kocht ein ortsansässiges Restaurant. Der ehemalige Bewegungsraum, die Drachenhöhle, ist neuerdings der Raum, in dem die Kinder gemeinsam essen. „Wir wollen die offene Arbeit verstärken“, sagt Leiterin Martina Hughes. Das heißt, die Sturmmöwen aus der Integrationsgruppe können auch mit den Robben aus der Regelgruppe spielen und sich gegenseitig besuchen. Die ganz kleinen Seepferdchen werden in der Krippe betreut.
Das Leben auf der Insel prägt auch den Alltag der Kinder. Sie besuchen das James-Krüss-Museum, die Hummeraufzucht, auch mal den Bürgermeister oder die Polizei, besichtigen Bunker und Hafen. Eine Helgoländerin liest in den Wintermonaten einmal die Woche Geschichten vor. Auch die Pastorin besucht die Kinder regelmäßig. „Unsere Kita ist stark mit Betrieben, Institutionen, Geschäften und Menschen der Insel vernetzt“, sagt Hughes. „Wir haben großes Glück, so von der Inselgemeinschaft unterstützt zu werden.“ Zudem ergibt die Kombination aus der Trägerschaft des Kita-Werks Dithmarschen und der Verwaltungszugehörigkeit zum Kreis Pinneberg ein vielschichtiges Beratungs- und Hilfsangebot.
Das Börteboot auf dem Außenspielgelände war ein Geschenk. Die Kinder überlegten sich einen Namen und tauften das Boot feierlich „Kleiner Hai“. Ganz der Tradition verpflichtet, wurden selbst gebackene Helgoländer Kringel auf eine Kette gezogen.
Die Kita reagiert auf die immer länger werdende Saison auf Helgoland mit ganzjähriger Öffnung und flexiblen Betreuungszeiten von acht bis 16.30 Uhr. Einige Kinder essen zu Hause Mittag und werden um 14 Uhr wieder in die Kita gebracht, wenn die Eltern arbeiten müssen. Andere Kinder bleiben nur bis 14 Uhr.
Die „Spielefanten“, also die Kinder, die im folgenden Jahr eingeschult werden, besuchen in der Regel auch dieselbe Klasse. Um ein Wir-Gefühl zu entwickeln, treffen sie sich einmal wöchentlich gruppenübergreifend. Den Vormittag verbringen sie damit, unterschiedliche Themen zu bearbeiten, die ihre Konzentration und Lernbereitschaft fördern. Im Frühjahr besucht die Gruppe dann Betriebe und auch die James-Krüss-Schule, auf die die Kleinen bald gehen werden. Wenn es soweit ist, werden die angehenden Schulkinder mit einer Feier verabschiedet.