Erst das Feuer, keine Notunterkunft und jetzt stellte sich heraus, dass sie unterversichert sind: Die Schenefelder Harald Wolf, Arlette Nttep und ihre Tochter kämpfen mit den Folgen einer angelassenen Herdplatte.

Schenefeld. Ein Unglück kommt selten allein. Das weiß jetzt eine dreiköpfige Familie aus Schenefeld nur zu genau. Erst brannte ihre Wohnung aus, dann stellte sich heraus, dass sie unterversichert sind, aber nicht notleidend genug, als dass ihnen eine städtische Notunterkunft zustünde. Harald Wolf, seine Frau Arlette Nttep und Töchterchen Mercedes sind derzeit ohne Bleibe. Von ihren Sachen ist kaum noch etwas zu gebrauchen. Was nicht durch das Feuer zerstörte wurde, das am 2. Oktober in der Küche ausbrach, ist durch den Ruß unbrauchbar.

Die Zweizimmer-Wohnung an der Blankeneser Chaussee gleicht einem Trümmerfeld. In jede Ritze hat sich der Ruß ausgebreitet und eine schwarzbraune Spur hinterlassen. Es stinkt furchtbar. Die Küche ist ein kompletter Sanierungsfall. Kaum zu glauben: Aber für die dreiköpfige Familie hätte der Brand noch schlimmer ausgehen können. Dadurch das kein Fenster geöffnet war, wurden die Flammen nicht weiter angefeuert.

Laut Harald Wolf spielte sich der schicksalshafte Nachmittag folgendermaßen ab: An dem Mittwoch war seine Frau in der Schule, wo sie ihrer Ausbildung nachgeht. Der 41 Jahre alte Selbstständige brachte die zweijährige Tochter morgens zur Krippe. Um 12 Uhr verließ er das Hause zum Einkaufen. Als er eine Stunde später wiederkam, fand er die ausgebrannte Wohnung vor. Die Flammen seien bereits aus gewesen, aber es habe furchtbar gequalmt. „Ich rief die Feuerwehr. Die konnten aber nicht mehr viel machen. Nur noch lüften“, so Wolf. Klar ist: Das Feuer brach auf dem Herd aus. Die Kochplatte soll auf Stufe fünf mit voller Leistung gelaufen sein. Wolf vermutet, dass er mit dem Trockenständer, der neben dem Herd stand, irgendwie gegen den Schalter gekommen sei und dadurch die Herdplatte aus Versehen angestellt habe.

Die Versicherung prüft den Fall noch. Eine Sachverständige war aber bereits vor Ort und schnell wurde klar: Die Familie ist unterversichert. Auch wenn die Haftpflicht in voller Höhe greift, reicht die Summe bei weitem nicht aus, um das Familienleben schnell wieder in normale Bahnen zu lenken. „Ich habe den Fehler gemacht und mich nicht um die Versicherung gekümmert. Ich habe den Vertrag vor zehn Jahren abgeschlossen und dann nie anpassen lassen“, gesteht Wolf sich ein. Das Problem ist: Die Familie steckt in einer Notlage, aber sie ist nicht bedürftig genug, als dass die Stadtverwaltung eingreifen und beispielsweise eine Notunterkunft stellen könnte. Die sind zudem durch die Welle an Flüchtlingen und zugewiesenen Asylbewerber derzeit alle belegt. Laut Schenefelder Verwaltung leben in den 14 Not- und zwei Gemeinschaftsunterkünften 50 Menschen.

Die Familie besitzt fast nichts mehr

Zudem besitzt die Familie fast nichts mehr. Kleidung, Bett, Stühle, Spielzeug – vieles ist zerstört oder unbrauchbar. Das Wenige, das ihnen blieb, haben der Trockenbauer und die Krankenschwester in Ausbildung im hintersten noch am wenigsten in Mitleidenschaft gezogenen Raum auf dem Kinderbett gestapelt. Der Rest wanderte in blaue Mülltüten. Die Sachen einfach neu kaufen: Das ist derzeit nicht drin. Der Trockenbauer kämpft mit einer Auftragsflaute und seine Frau verdient durch die Ausbildung gerade so viel, dass sie den Krippenplatz für Merci und die Miete zahlen können.

Weil sich die Familie einfach nicht mehr zu helfen wusste, setzte Arlette Nttep einen Notruf ab. Ihre SMS erreichte auch Birte Giesel. Die Schenefelderin fackelte nicht lange. Sie aktivierte weitere Helfer, unter anderem beim Theater Schenefeld. Mit dabei: Beate Grob de Giorgi. Zusammen haben sie Kinderkleidung, möglicherweise eine Küche und Kindermöbel für die kleine Merci aufgetrieben.

Suche nach Übergangswohnung ist schwierig

Sehr schwierig gestaltet sich aber die Suche nach einer Übergangswohnung. Denn solange der Vermieter die Gebäudeschäden reparieren lässt, kann die Familie nicht in ihrer Wohnung leben. Drei bis sechs Monate kann das dauern. „Meine Tochter schläft jede Nacht woanders“, sagt Arlette Nttep. Die drei übernachten derzeit bei Freunden und Familie, verteilt über Hamburg und Umgebung.

Am Montag hätte das beinahe ein Ende gehabt. Die Familie hatte fast eine Zusage für eine Bleibe in einem leer stehenden Haus in Schenefeld, das abgerissen werden soll. Doch dann überlegte es sich der Eigentümer auf Anraten seines Anwaltes anders. „Weil wir uns da angeblich festnisten könnten“, sagt Wolf kopfschüttelnd. „Wir waren so enttäuscht“, sagt Grob de Giorgi. Doch sie hat bereits einen Plan: Sie will Helfer zusammenzutrommeln und die Wohnung einfach so schnell wie möglich, wieder bewohnbar machen. Ihr Ziel: „Ich hab Arlette versprochen, dass sie im November wieder ein Dach über dem Kopf hat. Und das schaffen wir.“

Wer helfen möchte, kann Birte Giesel unter Telefon 040/84058119 oder E-Mail an giesels@gmx.de erreichen.