35 Feuerwehreinsätze zum Jahreswechsel. In Quickborn wird ein Carport zerstört, in Heist ein Mehrfamilienhaus. Schäden in Millionenhöhe.
Kreis Pinneberg. Der Jahreswechsel erwies sich im Kreis Pinneberg im wahrsten Sinne des Wortes als brenzlig. 35 Einsätze verzeichneten die Freiwilligen Feuerwehren zwischen 18 Uhr an Silvester und 6 Uhr an Neujahr. Ein Jahr zuvor waren es lediglich 20. Zwei Einsätze, ein Reetdachhaus-Brand in Rellingen sowie das Feuer im Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in Heist, beschäftigen die Feuerwehren stundenlang. Beide Gebäude sind nicht mehr bewohnbar, zusammengerechnet liegt die Schadenshöhe bei mehr als einer Million Euro.
Das Jahr 2013 war gerade einmal 18 Minuten alt, als an der Dorfstraße in Rellingen-Egenbüttel der reetgedeckte Resthof der Baumschule Reinke in Brand geriet. Bis in die Morgenstunden kämpfen mehr als 100 Feuerwehrleute der beiden Rellinger Wehren sowie aus Pinneberg und Ellerbek gegen die Flammen. "Eine Silvesterrakete ist in das Dach geflogen und explodiert. Das haben Zeugen gesehen", sagt Hauseigentümer Hans-Günther Reinke. Er steht am Morgen des Neujahrstages, sichtlich fassungslos, vor seinem Elternhaus. Nachdem der Baumschulbetrieb an die Pinneberger Straße umgezogen war, hatte Reinke das 200 Jahre alte Gebäude von innen und außen komplett erneuert. "In den vergangenen drei Jahren haben wir mehr als 300 000 Euro in das Haus gesteckt."
Zwei Familien wohnten in dem Schmuckstück, den vorderen Teil hatte ein Maler gemietet. Sie sind zunächst bei Nachbarn untergekommen. "Eine Familie aus Frankfurt ist erst vor vier Monaten hier eingezogen", so Reinke weiter. Die sechs Bewohner, darunter auch Kinder, waren selbst beim Knallen, als der Brand ausbrach. Sie konnten keine Habseligkeiten retten.
Auch Reinke, der selbst Feuerwehrmann ist, war machtlos. "Ich hatte schon so ein komisches Gefühl, wollte gar nicht zur Silvesterparty nach Pinneberg fahren." Dort erhielt der Baumschuler von einem Feuerwehrkameraden die Information, dass sein Elternhaus brennt und eilte sofort zurück. Er schätzt den Schaden auf bis zu 700 000 Euro. "Zum Glück hat die Feuerwehr unsere angrenzende Versandhalle retten können." Dort ist ein Industriefruchtbetrieb ansässig. Auch ein Einfamilienhaus, das sich auf der anderen Seite befindet, blieb verschont.
In dem Reetdachhaus stehen Schaum und Löschwasser kniehoch in allen Räumen, es stinkt intensiv nach Rauch. Die Feuerwehrleute mussten Teile der Zwischendecke zum Dachboden aufsägen, um Zugang zum Reetdach zu erhalten. Nur durch den nächtlichen Einsatz von zwei Reetdachdeckern aus Moorrege, die trotz des Brandes auf das Dach kletterten und die Drähte der Konstruktion lösten, gelang es, die glühenden Reethalme vom First zu entfernen und Teile des Daches zu retten.
Reinke befürchtet, dass dennoch ein Totalabriss unvermeidbar ist. Er will das Gebäude, in dessen Umfeld ein Abbrennverbot für Feuerwerk bestand, wieder aufbauen - mit Reetdach. "Das passt einfach hierher." Wer die verhängnisvolle Rakete abfeuerte, ist unklar. Reinke: "Wer immer das war, er hat sechs Personen obdachlos gemacht."
Obdachlos sind zunächst auch die Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Großen Ring in Heist. Dort gingen aus ungeklärter Ursache um kurz nach 6 Uhr zunächst zwei Autos in Flammen auf. Der Brand griff auf den hölzernen Carport und schließlich über eine Dachterrasse auf den Dachstuhl des Gebäudes über. Die Hausbewohner konnten sich retten, offenbar hatte ein dort wohnendes Kind das Feuer entdeckt und Alarm geschlagen.
Während der Brand der Fahrzeuge und des Carports schnell gelöscht werden konnte, bereitete das Gebäude den Feuerwehrleuten große Schwierigkeiten. Bis zum Nachmittag mussten sie fast das komplette Dach abdecken, um an das Feuer zu gelangen. Vize-Wehrführer Hartmut Glashoff aus Heist forderte Unterstützung aus Moorrege, Holm, Uetersen, Wedel, Hetlingen und Haseldorf an, insgesamt waren mehr als 100 Feuerwehrleute vor Ort eingesetzt.
In Quickborn löste die Leitstelle gegen 0.50 Uhr Vollalarm für die städtische Wehr aus. Am Heideweg brannte ein Fahrzeug, die Flammen griffen ebenfalls auf den Carport über. Die Feuerwehrleute verhinderten ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude, die Einsatz dauerte bis 2.30 Uhr. In Schenefeld entzündete ein Böller eine Pflanze auf einem Balkon. Die Feuerwehr konnte ein Ausbreiten der Flammen in der Wohnanlage In de Masch verhindern. Bei den weiteren Bränden im Kreisgebiet handelte es sich um Kleinfeuer, überwiegend Containerbrände. Die Polizei verzeichnete von 18 Uhr an Silvester bis 8 Uhr an Neujahr 175 Einsätze, überwiegend Schlägereien, Sachbeschädigungen sowie Ruhestörungen.