eine Initiative will die Gebäude der ehemaligen Stadtbücherei in der Bahnhofstraße erhalten. Die Investoren wollen dagegen neu bauen.
Wedel. Der Konflikt um die Zukunft der ehemaligen Stadtbücherei in Wedel spitzt sich zu. Während eine wachsende Gruppe von Wedelern ein Bürgerbegehren zum Erhalt des städtischen Gebäudes in der Bahnhofstraße anstreben, hörte der Planungsausschuss zwei Investorengruppen, die das Gebäude abreißen wollen, um moderne Geschäftsgebäude zu errichten. Die Parteien werden in den nächsten Wochen beide Entwürfe diskutieren.
Die eine Gruppe besteht aus alten Bekannten. Es ist das Wuppertaler Unternehmen Ferox, das einst den ersten Bauabschnitt der welau Arcaden in einer Zwangsversteigerung erwarb. Nach Entwürfen des Architekten Christian von Stackelberg war danach der zweite Bauabschnitt errichtet worden, in dem jetzt die Handelsunternehmen C&A und Deichmann ihr Domizil haben.
Stackelberg präsentierte gemeinsam mit Ferox-Mitarbeiter Philipp Roth Entwürfe für ein Gebäude, das zwei Ladenflächen und eine Dachgeschosswohnung beziehungsweise ein Büro vorsieht. Eine Ladenfläche im Erdgeschoss soll etwa 300, die andere im Erd- und Obergeschoss insgesamt 900 Quadratmeter groß werden. Vorgesehen ist, allein das Grundstück zu nutzen, auf dem im alten "Schauburg-Kino" und der späteren Stadtbücherei derzeit die Wedeler Tafel und der Mieterverein untergebracht sind. Die Durchfahrt rechts neben dem Bauwerk soll erhalten bleiben, die Anlieferung soll über den Hoophof erfolgen. "Wir könnten den Bau innerhalb von sechs bis neun Monaten realisieren", so Roth, der das Investitionsvolumen auf rund drei Millionen Euro beziffert.. Auch Miet-Interessenten habe man schon, jedoch gab sich Roth geheimnisvoll. Nur so viel: Es seien keine Textilunternehmen oder Drogeriemärkte, es geht eher in Richtung Wohn-Accessoires.
"Textile, junge Mode", antwortete René Marn vom Wettbewerber Griese Treuhandgesellschaft auf die Frage, ob er ebenfalls schon Mietinteressenten habe. Sein Unternehmen plant mit dem Architekten Alf Prasch eine größere Lösung, die das benachbarte Gebäude von Fenske gleich mit überplant. Bislang hatte es von den Eigentümern allerdings keine Verkaufsbereitschaft gegeben.
Handelsflächen von 2200, 600, und mehrmals 50 und 150 Quadratmetern sollen entstehen. Außerdem sind im Staffelgeschoss rund 20 Wohnungen geplant. "Wedel hat genug Potenzial für Einzelhandel. Unternehmen sind auf uns zugekommen", so Objektentwickler Marn. Er relativierte damit die oft geäußerte Meinung, dass die Stadt einfach zu dicht an den großen Shopping-Malls von Hamburg liege, um attraktive Geschäfte zu gewinnen.
Beide Investoren äußerten sich eher skeptisch darüber, zumindest die Fassade des jetzigen Backsteingebäudes zu erhalten, die in den Ursprüngen auf das Jahr 1928 zurückgeht. Man brauche Schaufensterflächen und das Gebäude sei nur über Stufen zu erreichen, wodurch das Haus ungeeignet werde.
Unterdessen formieren sich die Widerständler gegen Abriss und Verkauf, der rund 300.000 Euro in die Stadtkasse spülen würde. Eine Bürgerinitiative mit SPD-Ortsvereinschef Lothar Barop und Mietervereinsvorsitzendem Wolfram Jasker in den Reihen will das Gebäude erhalten, das 1943 von englischen Bomben zerstört und danach auf Anweisung der Nazis rasch wieder aufgebaut worden war, damit dort Propaganda-Durchhalte-Filme gezeigt werden konnten.
Die Initiative hat ein Bürgerbegehren gestartet und bereits 600 der nötigen 2614 Unterschriften gesammelt. Am morgigen Sonnabend werden die Aktivisten mit gleich acht Ständen in der Stadt präsent sein, um weitere Unterschriften zu sammeln.