Die Pinneberger HVV-Fahrgäste reagieren überwiegend positiv auf das Alkoholverbot in Bussen und Bahnen. Jugendliche verärgert.
Kreis Pinneberg. Party-Liner nennen Fahrgäste gerne die S-Bahn Linie 3 ab Pinneberg Richtung Hansestadt oder aus Hamburg raus in die Provinz. Die einen nutzen die Fahrten zum Konzert, zum Fußballspiel und in den Club auf der Reeperbahn zum sogenannten Vorglühen: Die Damen wärmen sich gerne mit Prosecco auf, die Herren mit Flaschenbier. Jugendliche in Tanzlaune reichen dagegen die Wodka- und Kornflaschen weiter. Andere zelebrieren in der Bahn ihren Feierabend mit einem Bierchen
Damit ist jetzt Schluss. Seit gestern gilt in Bussen und Bahnen, in Bahnhöfen, auf Bahnsteigen und an Haltestellen des Hamburger Verkehrsverbundes und damit auch in der S 3 aus und nach Pinneberg Alkoholverbot. Die HVV-Kunden aus dem Kreis reagieren unterschiedlich auf die neue Regel.
Manuela Malfertheiner, 56, ist glücklich über das Verbot. "Das ist ein sehr guter Beitrag, den Menschen klarzumachen, dass sie achtsamer mit ihrem Körper umgehen sollen", sagt die Schenefelderin. Sie fürchtet sich vor allem davor, dass betrunkene Jugendliche in der Bahn "austicken". Die Marketingfachfrau hat schlechte Erfahrung in der Bahn gemacht: "Ich bin schon einmal von einem betrunkenen Mann während der Fahrt belästigt worden".
Rüdiger Baumeister, 70, begeisterter Bus- und Bahnfahrer, ist "natürlich für das Alkoholverbot". Es werde Zeit, "dass etwas dagegen getan wird, dass schon Zwölfjährige in der Bahn trinken." Angst vor Betrunkenen hatte er nie. "Ich passe nicht ins Beuteschema."
"Ganz in Ordnung" findet Rafal Kapelinski das HVV-Alkoholverbot, kann sich aber Ausnahmen vorstellen. Zum Beispiel, wenn der HSV oder der FC St. Pauli spielen. "Da kann ich mir schlecht vorstellen, dass die Fans ohne Bier zum Spiel fahren." Im Zweifel würden sich die Leute betrinken, bevor sie in die Bahn steigen. "Und dann kommt das doch aufs gleiche raus", sagt er.
Marcel Pankow, 18, hält nichts von dem Verbot, in der S-Bahn Alkohol zu konsumieren. "Ich glühe gerne vor, wenn ich zu St. Pauli-Spielen fahre. Aber damit schade ich niemandem." Solange nicht randaliert werde, sei das Trinken in Öffentlichen Verkehrsmitteln völlig in Ordnung.
Michelle Bracker, 19, und Kerstin Hansen, 22, finden es "total schlimm", das in Bussen und Bahnen kein Alkohol mehr getrunken werden darf. "Verbote führe immer dazu, dass sie gebrochen werden", sagen die Freundinnen. Die beiden trinken gern, bevor sie ausgehen. Mit dieser Tradition wollen sie auch nicht brechen. Beide glauben nicht, dass sich Jugendliche an das HVV-Alkoholverbot halten werden. Ob sich die Fahrgäste im "Partyliner S 3" an die neuen Bestimmungen halten, werden in den kommenden Wochen die Mitarbeiter der bahneigenen Firma DB-Sicherheit kontrollieren. Aktuell fahren im Nachtverkehr ab 23 Uhr in jeder Bahn im ersten Wagen zwei Sicherheitskräfte mit. Bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen oder Konzerten sollen besonders auffällige Linien laut Bahnsprecher Dirk Pohlmann verstärkt kontrolliert werden. Das aktuelle Alstervergnügen kann da als Generalprobe herhalten.
Übrigens: Das Alkoholverbot gilt nicht in Regionalzügen, die die HVV-Grenzen Richtung Schleswig-Holstein überschreiten. Im DB Regio mit Halt in Elmshorn und Pinneberg Richtung Hamburg und in die Gegenrichtung ist Alkohol weiterhin erlaubt. In der AKN, die ebenfalls zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein pendelt, ist der Alkoholkonsum dagegen verboten. Der Fahrgast muss künftig also darauf achten, in welchem Zug er sitzt, bevor er sein Feierabendbier genießt.