Achsenkonzept ade: Die Landesregierung erlaubt jetzt auch im ländlichen Raum gewerbliche Ansiedlungen.

Barmstedt. Der Bau der Autobahn 20 wird zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Norden des Kreises Pinneberg, insbesondere im Barmstedter Umland führen. Davon ist Wolfgang Heins fest überzeugt. "Die A 20 ist ein Glücksfall für uns", sagt der Barmstedter Wirtschaftsförderer.

Zwischen Bokel, das bis 2015 praktisch eine eigene Autobahnauffahrt erhalten wird, und Barmstedt könnten sich bald ganz neue Gewerbebetriebe ansiedeln. "Das wird eine hochspannende Zeit. Wir müssen nur jetzt unsere Stimme erheben und die Konzepte dafür erarbeiten", wirbt Heins für ein gemeinsames Handeln der Stadt Barmstedt mit seinen Umlandgemeinden.

Möglich werden diese Gedankenspiele durch ein Umdenken in der Landesplanung. Bisher erlaubte die Landesregierung großflächige Gewerbeansiedlungen ausschließlich an den Verkehrsachsen A 23, A 7, A 1. Das führte zu den Gewerbeparks wie der Möbelmeile in Halstenbek über Tornesch-Oha und den Grauen-Esel in Elmshorn bis nach Horst an der A 23 sowie von Quickborn bis Kaltenkirchen an der A 7, die den dortigen Kommunen erhebliche Steuereinnahmen einbrachten.

Die zumeist ländlich geprägten Räume zwischen diesen Achsen blieben außen vor und durften sich nicht an dem Boom beteiligen. So muss Barmstedt beispielsweise mit einer Million Euro Gewerbesteuer auskommen, während das doppelt so große Quickborn je nach Konjunktur jedes Jahr das Zehn- bis 20-fache einnehmen kann.

Damit ist es jetzt vorbei. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung hat im Koalitionsvertrag festgelegt, dass die Ansiedlung von Gewerbe "in allen Landesteilen möglich" sein muss. Das Land könne sich dieses "Kirchturmdenken" nicht mehr leisten, erklärte der FDP-Fraktionschef im Landtag, Wolfgang Kubicki, dieses "Umdenken" der Landesplanung jüngst beim Neujahrsempfang der FDP in Prisdorf. Auch in kleinen Gemeinden dürften sich Betriebe neu ansiedeln, vergrößern und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. "An der Landesplanung werden diese Investitionen nicht mehr scheitern."

Für den Barmstedter Wirtschaftsförderer kommt es nun darauf an, dass sich alle Gemeinden an der ersten Ost-West-Verbindung des Landes schnell einig werden. "Wir müssen signalisieren, dass wir diese Entwicklung aktiv mitgestalten wollen, um einen Fuß in die Tür zu kriegen." Denn: "Wir stehen alle im Wettbewerb. Nur die aktiven Gemeinden werden gegen die passiven Orte die Nase vorn haben."

Deshalb werde er nun in den Gemeinden rund um Barmstedt dafür werben, mitzuplanen. Ein erster Versuch gelang bereits 2006 mit der regionalen Entwicklungsplanung, die an der neuen Kreisstraße 18 zwischen Lutzhorn und Barmstedt ein neues, etwa acht Hektar großes Gewerbegebiet vorsah. Dieses vom Kreistag verabschiedete Konzept wurde dann aber wieder von der Landesplanung kassiert. Nun springt die Ampel plötzlich auf Grün.

Heins hat sich bereits intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Gerade hat der Diplomverwaltungswirt an der Freiburger Verwaltungsakademie den Abschluss des geprüften Wirtschaftsförderers gemacht. Seine Hausarbeit dazu trägt den Titel: "Im Schatten der Metropolregion: Potenziale der Wirtschaftsförderung am Beispiel Barmstedt." Sein Fazit darin lautet: "Künftig werden die Güterverkehrs- und Wirtschaftsströme nicht automatisch nach Hamburg, sondern auch daran vorbei laufen. Das wird einen enormen Aufschwung für unsere Region bedeuten."