Nathalie Storr (12) besucht die Sophie-Barat-Schule und fühlt sich dort wohl. Das Abi macht sie nach acht Jahren.

Pinneberg/Hamburg. Nathalies Wecker rattert wochentags gemein früh. Wenn das zwölf Jahre alte Mädchen aufsteht, träumen ihre Pinneberger Freundinnen noch eine ganze Weile vor sich hin. Montags bis donnerstags muss Nathalie allerspätestens um halb sieben raus aus den Federn, freitags sogar um viertel vor sechs. Vor allem im Winter fällt das nicht immer so leicht.

Nathalie Storr wohnt in Pinneberg Thesdorf, die Schule besucht sie jedoch jenseits der Landesgrenze in Hamburg. Nathalie geht in die siebte Klass der Sophie-Barat-Schule. Der Weg von Nathalies Zuhause bis zu dem staatlich anerkannten katholischen Gymnasium in der Warburgstraße am Dammtor dauert inklusive der Fußwege eine ganze Stunde.

Nathalie hätte es sehr viel einfacher haben können: Die Theodor-Heuss-Schule liegt gerade einmal zehn Fußminuten vom Elternhaus entfernt. Und obwohl viele Kinder aus der Nachbarschaft dort zu Schule gehen, kam weder die Heuss-Schule noch ein anderes Pinneberger Gymnasium für das blonde Mädchen in Betracht.

"Das hat auch nichts mit meinem Glauben zu tun", sagt Nathalie. "Ich bin evangelisch, aber ich wollte unbedingt auf die Sophie-Barat-Schule gehen. Meine Grundschullehrerin hatte sie empfohlen." Das Mädchen sieht noch einen Vorteil für sich in dem Hamburger Gymnasium: "Ich bin dort schneller mit der Schule fertig. In Hamburg gibt es ja schon länger das Abitur in acht Jahren."

Familie Storr kommt aus Hamburg. Vor vier Jahren zogen Vater Frank, Mutter Manuela mit der Tochter nach Pinneberg. Nathalie fand schnell Freundinnen in der Nachbarschaft. Aber hier zur Schule gehen? "Kann ich mir nicht vorstellen!" Nathalie schüttelt den Kopf und die Eltern nicken wissend. Sie kennen ihre willensstarke Tochter nur zu gut. "Sie hat sich entschieden", sagt Manuela Storr. "Wir haben ihre Entscheidung akzeptiert." Dieser Weg sei bestimmt nicht für jedes Kind geeignet, meinen die Eltern. Ihre Tochter sei willensstark, belastbar und zuverlässig, sagen die Eltern. "Das muss ein Kind schon mitbringen, wenn es diese Belastung meistern soll", sagt Vater Frank. "Und gute Schulnoten machen es natürlich auch leichter."

Für die Eltern war die Schulwahl ihres Kindes zunächst sogar von Vorteil: "Ich arbeite in Hamburg und konnte Nathalie zuerst auf ihrem Schulweg begleiten", sagt die Mutter. "Das war ganz praktisch". Inzwischen fährt Nathalie lieber allein zur Schule. Der lange Weg dorthin macht ihr bis heute nichts aus. "Ich nutze oft die Zeit, lerne zum Beispiel Vokabeln in der S-Bahn.

Nathalie ist fest davon überzeugt, die richtige Schule gefunden zu haben. "Wir haben nette Lehrer und tollen Unterricht", schwärmt sie. Vor allem vom Sportunterricht ist die Schülerin total begeistert. "In der sechsten Klasse hatten wir Segelunterricht auf der Alster." Zurzeit wird unsere Schulsporthalle renoviert. Damit der Sportunterricht nicht ausfällt, haben wir in diesem Jahr Rudern und im nächsten Jahr Hockeyunterricht". Dass sie in einer Weltstadt zur Schule geht, ist für das Mädchen nicht wirklich wichtig. "Noch nicht", meint Mutter Manuela. "Das kommt garantiert noch, dass sie mit den Schulfreundinnen durch die City zieht."

Einen Grund, an ein Pinneberger Gymnasium zu wechseln, gäbe es dann allerdings doch für Nathalie. "Wenn ich mit Jana in eine Klasse gehen könnte." Doch daraus wird nichts werden: Die beste Freundin aus der Nachbarschaft ist ein Jahr jünger als Nathalie und geht in die sechste Klasse.