Norderstedt. Svea Stoldt und Marlene Deyß vom Hamburger SV gehören bei der U-17-Weltmeisterschaft in Indien zum DFB-Aufgebot.

Am 11. Oktober um 17.34 Uhr war der Torjubel bei Lewe Timm (46) besonders groß. Svea Stoldt hatte getroffen. Allerdings nicht wie üblich für die von Timm trainierten Fußballfrauen des Hamburger SV in der Regionalliga Nord, sondern bei der Weltmeisterschaft der
U-17-Juniorinnen in Indien. Stoldt markierte das wichtige 1:1 im Auftaktspiel gegen Nigeria, Deutschland setzte sich am Ende mit 2:1 durch.

„Ich habe mich wahnsinnig für Svea und für die Nationalmannschaft gefreut“, sagte Timm. „Es war ein schwieriges Spiel. Bei diesen Bedingungen mit hoher Luftfeuchtigkeit und hohen Temperaturen gegen einen guten und athletischen Gegner nach einem 0:1 zurückzukommen, war eine sehr starke Leistung.“

Zwei HSV-Talente sind bei der U-17-WM für Deutschland am Ball

Einen dominanten Auftritt legte das Team drei Tage später hin. Mit einem 6:0 gegen Chile machte es die vorzeitige Qualifikation für das Viertelfinale perfekt. Stoldt spielte erneut durch, die zweite HSVerin im Kader, Marlene Deyß, wurde in der 69. Minute eingewechselt.

Das dritte Gruppenspiel gegen Neuseeland (3:1) nutzte U-17-Bundestrainerin Friederike Kromp zum Experimentieren. „Ich traue dem DFB-Team bei diesem Turnier alles zu. Als amtierender Europameister kann die Mannschaft ganz weit vorne landen“, so Timm.

Im Idealfall würden Svea Stoldt (16), die im EM-Endspiel am 15. Mai in Bosnien gegen Spanien (5:4 im Elfmeterschießen) in der regulären Spielzeit zum 1:0 traf, und Marlene Deyß (17) am 30. Oktober als Weltmeisterinnen nach Norderstedt zurückkommen.

Ruhig und abgeklärt – das sind die Stärken von Innenverteidigerin Marlene Deyß (17).
Ruhig und abgeklärt – das sind die Stärken von Innenverteidigerin Marlene Deyß (17). © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Die jungen Kickerinnen sind Phänomene, denn sie gehören schon seit der vergangenen Saison zum Aufgebot des Frauenteams in der Regionalliga. Im Nationalteam hat Stoldt einen Stammplatz sicher, Deyß noch nicht. Aus der Startelf des HSV sind beide längst nicht mehr wegzudenken. Sveas Stoldt, auf internationaler Ebene oft Außenstürmerin, wird in der dritthöchsten deutschen Klasse hauptsächlich auf der Sechser- oder Achterposition im Mittelfeld eingesetzt; sie kommt in dieser Saison auf fünf Einsätze, Innenverteidigerin Marlene Deyß auf vier. Beide fehlten beim 5:0 gegen den Osnabrücker SC und dem 6:0 gegen die TSG 07 Burg Gretesch am vergangenen Wochenende, weil sie schon seit Anfang Oktober mit der U-17-Nationalmannschaft in Indien sind.

Doch was zeichnet das HSV-Duo denn nun eigentlich aus? „Svea ist zweikampfstark, schnell und selbstbewusst und macht sehr viele schlaue Dinge auf dem Feld. Marlene bringt eine ausgezeichnete Dynamik mit. Sie trägt eine große Ruhe in sich, weshalb sie auch in extrem schwierigen Situationen sehr überlegt agiert. Beide sind Spielerinnen, die du als Trainer einfach gerne auf dem Platz hast“, sagt Coach Timm.

Am Freitag geht’s im WM-Viertelfinale um 16.30 Uhr gegen Brasilien

Kontakt zu seinen talentierten Schützlingen hat er aktuell nicht: „Ich werde Svea und Marlene während der Weltmeisterschaft in Ruhe zu lassen. Sie sind während dieser Zeit voll fokussiert. Da muss ich als ihr Vereinstrainer nicht noch mit Nachrichten dazwischen grätschen. Aber beide wissen, dass ich die Spiele verfolge und auf diese Weise bei ihnen bin. Und natürlich sehen sich auch viele ihrer HSV-Kolleginnen die Partien der deutschen Elf an.“

Am heutigen Freitag ist wieder kollektives Anfeuern angesagt. Im Viertelfinale (Anstoß: 16.30 Uhr) trifft das deutsche Team (kostenlos zu verfolgen über fifa.com auf FIFA+) auf Brasilien. Vielleicht ja mit einer einer treffsicheren Svea Stoldt – sowie der ruhigen und abgeklärten Marlene Deyß als Joker...