Norderstedt. Der Neueinkauf hat in den ersten beiden Pflichtspielen drei Tore für die Eintracht erzielt. Wie ihn sein Trainer charakterisiert.
Zwei Spiele, zwei Siege, drei Tore, eine Vorlage. Das liest sich wie eine Quote von Robert Lewandowski, ist aber die Ausbeute von Cemal Sezer. Der 26 Jahre alte Neueinkauf von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt hat auf Anhieb eingeschlagen.
„Einen solchen Start habe ich mir erhofft“, sagt Sezer. Und gibt zu, dass sein 2:1 gegen den FC St. Pauli II auch Glück erforderte.
Eintracht Norderstedt: Cemal Sezer übernimmt Verantwortung
„Ich habe mich voll in den Ball reingeworfen und ihn mit der Hüfte, meinem Bauch und minimal mit dem Arm berührt.“ Eigentlich hätte Schiedsrichter Kevin Rosin (SV Lieth) das so wichtige Tor also annullieren müssen.
Genauso aufschlussreich wie Sezers Ehrlichkeit ist der erste Teil seines Statements. Denn vollen Einsatz zeigte der am 27. September verpflichtete, zuvor vereinslose Angreifer bei der Eintracht von der ersten Sekunde an. Sowohl auf als auch neben dem Feld. Bei seinem Debüt im Lotto-Pokal-Match beim Oberligisten Eimsbütteler TV (2:1) versenkte er im Nachschuss einen Elfmeter zum Ausgleich. Seine Begründung: „Ich wollte mit einem Treffer starten.“ Vor der Partie hatte er sich als „spielenden Stürmer mit einem gewissen Torinstinkt“ bezeichnet.
Coach Olufemi Smith hält viel vom Neuzugang
Beim Punktspielerfolg der Norderstedter gegen die U 23 des Kiez-Clubs lieferte Cemal Sezer die Vorlage zum 1:1 durch Elias Saad sowie zwei Abschlüsse am und im Fünfmeterraum mit dem richtigen Näschen zum 2:1 und 3:1.
„Ein guter Mann, nicht wahr?“, sagt sein Trainer Olufemi Smith, „er hat seinen Worten Taten folgen lassen.“ Nachdem der gebürtige Lübecker Sezer, der von der Jugend an fast seine gesamte Karriere beim VfB Lübeck verbrachte, im Sommer nicht in die 3. türkische Liga zu Ispartaspor wechseln konnte – Voraussetzung für die Spielerlaubnis war ein türkischer Pass, den er trotz seiner türkischen Eltern nicht erhielt –, schlug die Eintracht zu.
Sezer hat im zweiwöchigen Probetraining überzeugt
Sezer, ein Mann mit 30 Toren und 20 Vorlagen in 81 Regionalligapartien, war Ende August plötzlich zu haben. Zunächst trainierte er zwei Wochen mit, dann nahm ihn der Club von der Ochsenzoller Straße bis Saisonende unter Vertrag.
„Cemal“, sagt Smith, „ist fit, hat sich vom ersten Tag an gut integriert und Verantwortung übernommen. In seinen zwei Spielzeiten beim FC St. Pauli II war er im zweiten Jahr nicht umsonst Kapitän.“
„Um die Plätze elf bis 14 zu spielen, ist nicht mein Ziel“
Sezers gesundes Selbstbewusstsein ist im Gespräch deutlich zu spüren. Er peilt nicht nur den Hamburger Pokalsieg, das obligatorische Vereinsziel, an. „Ich will mit der Eintracht schnell nach oben. Um die Plätze elf bis 14 zu spielen, das ist nicht mein Ziel. Ich will, dass Eintracht Norderstedt ein Team ist, von dem es heißt, es kann jeden Gegner schlagen.“
Er lobt die Qualität der Truppe, ebenso die gute Kameradschaft und die Norderstedter DNA, auf Kombinationsfußball zu setzen. Das kommt ihm entgegen, da er Tempo und Technik mitbringt, ebenso wie Robustheit in der Ballbehauptung und Abschlussqualitäten.
Alternative zu Eintrachts Mittelstürmer-Ikone Jan Lüneburg
„So, wie wir in der zweiten Hälfte gegen St. Pauli II gespielt haben, müssen wir jetzt weitermachen“, sagt Cemal Sezer, der immer noch in Lübeck lebt.
Aber ist seine Verpflichtung nicht auch ein Misstrauensvotum gegen Manuel Brendel? Hätte nach der Oberschenkelverletzung von Eintrachts Mittelstürmer-Ikone Jan Lüneburg (fällt bis Ende Oktober aus) nicht eigentlich der vor der Saison als sein Nachfolger angepriesene Brendel dauerhaft auf dem Platz stehen müssen?
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„Manuel hat große Qualitäten“, sagt Smith, „er ist aber noch nicht so weit, sie mit letzter Konstanz abrufen zu können. Der Gewöhnungsprozess an den Regionalligafußball läuft bei ihm noch. Unabhängig davon wollten wir vorne sowieso noch etwas machen. Wir haben einen Spieler gesucht, der sofort helfen kann.“ Einen Mann wie Cemal Sezer. Einen Akteur, der Jan Lüneburg nach dessen Rückkehr nicht zwingend den Platz wegnehmen muss.
Eintracht Norderstedt: Jetzt geht’s gegen den TuS Blau-Weiß Lohne
„Ich spiele gerne auf der Neun“, bestätigt Sezer. „Aber meine Lieblingsposition ist auf dem Platz. Hauptsache, es ist eine Offensivposition“, sagt er augenzwinkernd, „Innenverteidiger werde ich nicht mehr.“
Am Sonntag peilt Eintracht Norderstedt den zweiten Punktspielsieg in Folge an. Um 14 Uhr kommt Aufsteiger TuS Blau-Weiß Lohne ins Edmund-Plambeck-Stadion. Elias Saad, der zusammen mit Pingdwinde Beleme (HSV II, beide neun Treffer) die Torjägerliste der Regionalliga Nord anführt, wird allerdings fehlen. Der Flügelflitzer, der gegen den FC St. Pauli II nach einem ungeschickten Tackling in der 81. Minute die Gelb-Rot-Karte sah, ist gesperrt.