Norderstedt. Der 22-Jährige hat schon sieben Saisontore für Regionalligist Eintracht Norderstedt erzielt. Ein Franzose ist sein Vorbild.
Nichts geht über einen geordneten Tagesablauf, er gibt dem Leben Struktur. Elias Saad (22) sieht dies ähnlich. Doch der Flügelflitzer von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt geht gerade einen anderen Weg. Im Sommer schloss er seine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann erfolgreich ab. Nun macht er ein Jahr frei.
„Ich möchte mich in dieser Saison ganz auf Fußball konzentrieren. Und sehr gerne Profi werden“, sagt der gebürtige Wilhelmsburger.
Eintracht Norderstedt: Elias Saad konzentriert sich voll auf Fußball
Sein Experiment hat zwei Seiten. Da ist zum einen der private Aspekt: „Es ist krass, wie viel Freizeit man hat, wenn man nicht arbeitet“, sagt Saad. Und lässt durchblicken, dass ihm das manchmal fast zu viel ist. Auch wenn er gerne Laufen geht oder etwas mit Freunden unternimmt, wie beispielsweise mit seinem Teamkollegen Jan-Pelle Hoppe.
Sportlich läuft es rund. In neun Punktspielen in dieser Serie kommt Saad auf einen Schnitt von einer Torbeteiligung pro Partie (sieben Treffer, zwei Vorlagen). Wobei ein Kicker wie der 1,70 große und
63 Kilogramm leichte Youngster nicht nur an Treffern zu messen ist.
Der 22-Jährige spielt seinen Bewachern gern Knoten in die Beine
Wenn Saad rasant über die linke Außenbahn flitzt und seinen Bewachern mit überraschenden Tricks Knoten in die Beine spielt, ist das Publikum im Edmund-Plambeck-Stadion entzückt, der Youngster ist eine Attraktion. Und er ist beharrlich. Vor seinem 4:1 gegen den Bremer SV zog er zweimal – seine Spezialität – von links nach innen und schloss mit seinem starken rechten Fuß ab. Er scheiterte knapp. Prompt probierte er es ein drittes Mal. Der Ball war drin.
„Ich versuche es immer wieder. Wenn ich erst nicht treffe, will ich es so bald wie möglich trotzdem schaffen. Aber ich bereite auch gerne Tore vor“, sagt Elias Saad. Das war nicht immer so. Auf seine Jugendzeit blickt er selbstkritisch zurück. Da habe er auch für die Galerie gespielt.
Eines von Saads Markenzeichen ist seine Beharrlichkeit
„Früher war es mir wichtig, viele Spieler auszufummeln. Heute bin ich viel klarer in meinen Aktionen. Ich will immer noch so viele Szenen wie möglich haben, aber sie sollen zu Torgefahr führen.“
Seine Karriere verläuft für einen Straßenfußballer wie ihn verblüffend stringent. Die klischeehaft erwarteten Irrwege und Eskapaden sucht man vergeblich. 2017 durfte er als U-19-Spieler schon beim Landesligisten Buxtehuder SV wirbeln. In der Folgesaison zog der BSV sein Team am Saisonende zurück. Saad hatte da aber schon längst auf sich aufmerksam gemacht und wechselte in die Oberliga Hamburg zum Traditionsclub HSV Barmbek-Uhlenhorst.
Erste Station im Herrenbereich: der Buxtehuder SV
Auch dort blieb er zwei Jahre. In 29 Partien gelangen ihm elf Treffer und sieben Vorlagen für BU. 2021 ging’s zu Eintracht Norderstedt in die Regionalliga Nord. „Geplant war dieser Weg nicht. Er hat sich so ergeben.“ Auffällig: Der Youngster wurde von spezielle Übungsleitern geprägt. In ganz frühen Jahren von Andreas Prohn, vom harten Hund René Klawon, danach durch Motivationskünstler Marco Stier, schließlich bei der Eintracht vom Duo Jens Martens und Olufemi Smith.
Über seine Trainer spricht Elias Saad ausschließlich positiv. „Bei Jens Martens musste man viel laufen“, sagt er schmunzelnd, „aber das ist ja auch wichtig.“ Besonders fasziniert hat ihn Barmbeks Marco Stier. „Der war ein unglaublicher Heißmacher in der Kabine. Er hatte wegen seines öffentlichen Auftretens nicht viele Freunde im Hamburger Amateurfußball, aber er hat dich so heftig gepusht in der Kabine, dass du auf dem Platz unbedingt alles aus dir rausholen wolltest.“
Das Vorbild des Flügelflitzers ist Franck Ribery
Den aktuelle Eintracht-Coach Olufemi Smith lobt er unter anderem, „weil er taktisch so versiert ist. Von ihm lerne ich sehr viel.“ Sein Lieblingsspieler ist paradoxerweise der Franzose Franck Ribery. „Wie er Spieler ausdribbelt, finde ich großartig. Nur um ihn spielen zu sehen, habe ich mir viele Partien des FC Bayern München angeschaut.“
Dieses Vorbild passt vom Typ prima, doch Saads Lieblingsbewegung von links nach innen plus Abschluss mit rechts ist ein spiegelverkehrter Arjen Robben. Der holländische Weltstar zog gerne von rechts nach innen und schlenzte den Ball dann mit links ins Tor.
Eintracht Norderstedts Trainer Olufemi Smith lobt Elias Saad
„Elias muss aufpassen, auf diese Bewegung nicht zu sehr festgelegt zu sein. Dann wird er zu ausrechenbar. Er muss noch öfter über den anderen Fuß des Verteidigers gehen. Auch im Defensivverhalten und taktisch kann er zulegen, wenngleich er sich auch hier sehr verbessert hat“, lobt Olufemi Smith.
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Die Leistungen seines Schützlings kleinreden will er keinesfalls. „Elias“, so Smith, „ist schnell, technisch auf einem Superniveau. Er ist körperlich durch harte Arbeit viel robuster geworden, aktuell einer der herausragenden Spieler in der der Regionalliga Nord. Kann er seine Form konservieren oder sogar noch eine Schippe drauflegen, dürfen wir als Verein nicht blauäugig sein. Dann wird es extrem schwer, ihn in Norderstedt zu halten. Erhält Elias die Chance aufs Profitum, würde ich ihm das sehr gönnen. Denn er ist ein ganz feiner Kerl.“