Henstedt-Ulzburg. Die Fußballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg starten in die Regionalliga Nord. Das Ziel, die Stärken, die Problemposition.

Es war nie eine Selbstverständlichkeit für die Fußballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg, in der 2. Bundesliga zu spielen. Und daher ist es auch kein Drama, dass der Verein nach nur einem Jahr zurück ist in der Regionalliga Nord. Der Abstieg ist längst abgehakt. Vor dem ersten Spieltag am Sonntag und der Heimpartie gegen den TuS Büppel aus dem niedersächsischen Varel (14 Uhr, Beckersbergstadion) ist die Motivation hoch.

Kapitänin Malin Hegeler klingt entschlossen, als sie auf die Ambitionen angesprochen wird. „Es muss unser Ziel sein, um den Aufstieg mitzuspielen. Deswegen spielen wir bei HU. Es geht nicht um Platz fünf oder sechs, sondern darum, oben dabei zu sein.“ Und, eine kleine Spitze gönnt sich die 27-Jährige: „Wir wollen den Hamburger SV ordentlich ärgern.“

SV Henstedt-Ulzburg: Wiederaufstieg? „Es geht nicht um Platz fünf oder sechs“

Dass es wieder zu Derbys gegen den Nachbarn kommt – dieser ist in Norderstedt beheimatet –, bringt eine gewisse Würze. Bei den Hamburgern hatte Trainer Lewe Timm vor wenigen Tagen bereits gesagt, dass der Aufstieg ein Muss sei. Doch beide Clubs bekamen am vergangenen Wochenende einen Vorgeschmack auf die Herausforderungen, die bevorstehen. Im DFB-Pokal kam es zu ligainternen Duellen – der HSV scheiterte erst im Elfmeterschießen überraschend am ATS Buntentor, Henstedt-Ulzburg kämpfte sich tags darauf beim VfL Jesteburg nach Verlängerung mit 4:3 durch. Als Belohnung folgte ein prominentes Los: In der zweiten Runde kommt Bundesligist Werder Bremen in die Gemeinde (10. bis 12. September).

Hegeler deutet an, dass dies die Sinne geschärft hat. „Wir waren vor unserem Spiel durch das Ausscheiden des HSV schon gewarnt, dass alles passieren kann. Es war ein Denkzettel. Aber wir denken nicht, dass wir Vorteile haben, nur weil wir ein Absteiger aus der 2. Liga sind. Natürlich haben wir einen extrem starken Kern, aber trotzdem muss sich das Team erst einmal finden.“

Elf Spielerinnen sind gegangen, elf sind neu im Team

Darauf verweist auch Trainer Christian Jürss (36). „Unsere Vorbereitung war nicht so einfach. Elf Spielerinnen sind gegangen, elf sind gekommen. Wir hatten Urlauberinnen, Verletzte, wir mussten einiges innerhalb des Vereins klären. Aber wir haben das Beste daraus gemacht.“ Felix Karch, 2021/2022 noch sportlicher Leiter, hat den Verein wieder verlassen. Dennoch ist das Funktionsteam rund um Jürss gut aufgestellt mit den Assistenten Julia Prosch und Dennis Dreke, Torwartcoach Marco Kainzinger, Individualtrainer Tobias Homp, Athletiktrainer Maria Marrocu und Physiotherapeutin Laura-Sophie Bruhn.

„Und die Leistung im DFB-Pokal hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind – wenn man sieht, wie die Mannschaft zusammenspielt und kämpft, das ist die Basis. Das hat uns in der Vergangenheit ausgezeichnet, das soll uns auch in Zukunft auszeichnen.“

Sie werden den Unterschied zur 2. Bundesliga spüren. Man sei wieder im Amateursport, sagt Jürss. Weiterentwickelt habe sich der SVHU trotz des Abstiegs, so Malin Hegeler. „Insbesondere die Mentalität nehmen wir mit. Wir waren da ja immer der Underdog. Es hilft uns weiter, ruhig zu bleiben. Wir lagen oft genug hinten, manchmal muss man geduldig sein.“

Der Angriff ist das Prunkstück des SV Henstedt-Ulzburg

Einige der neuen Spielerinnen sind noch Teenager. Zum Beispiel Anna-Christin Johannsen (16), die in Jesteburg sogar in der Startelf stand. „Sie hat in der letzten Rückrunde schon bei uns trainiert, aber bei den Jungs gespielt“, so Christian Jürss. „Von Jugend zu Frauenfußball ist es eine Umstellung, die Regionalliga ist eine Herausforderung. Aber Potenzial haben sie alle.“

Ein Prunkstück ist der Angriff. Vera Homp (31) bringt viel Erfahrung hin, Indra Hahn (21) legte in der 2. Bundesliga einen Leistungssprung hin, sodass einige schon mit einem Abgang der schleswig-holsteinischen Fußballerin des Jahres rechneten. „Aber Indra weiß, was sie an uns hat. Sie ist jetzt zur Mittelstürmerin gereift, die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.“

Im Kader des SVHU fehlt noch eine zweite Torhüterin

Die Problemposition ist das Tor. Das betrifft nicht Stammkeeperin Anneke Klaas (19), von der alle überzeugt sind. Nur: Es gibt keine zweite Torhüterin. In Jesteburg hätte notfalls eine Feldspielerin zwischen die Pfosten gemusst. Zwar hatte der SVHU einige Kandidatinnen im Probetraining, doch es kam nicht zu einer Verpflichtung. Auch, weil manche den Aufwand nicht leisten konnten oder wollten – oder nicht nur auf der Bank sitzen wollten. Eine Möglichkeit wäre, Milena Vanselow aus dem Landesligateam hochzuziehen. Doch diese würde dann beim Unterbau fehlen.

Die Regionalligamannschaft versucht, bei der Akquise mitzuhelfen, so Malin Hegeler. „Wir versuchen – gerade die jungen Spielerinnen, die über die Landesauswahl besser vernetzt sind –, Augen und Ohren offen zu halten.“