Henstedt-Ulzburg. Das Team von Trainer Sven Rusbült entthront mit einem 23:22-Erfolg in eigener Halle den bisherigen Spitzenreiter Buxtehuder SV II.

„Spitzen­r­eiter, Spitzenreiter, hey, hey!“, riefen die Handballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg ausgelassen nach dem Schlusspfiff. In 60 spannenden, am Ende sogar dramatischen Minuten hatte das Team von Trainer Sven Rusbült zuvor den bisherigen Erstplatzierten Buxtehuder SV II in eigener Halle mit 23:22 (11:9) besiegt und sich die Tabellenführung in der 3. Liga Nord gesichert. Der SVHU profitierte dabei von der gleichzeitigen Niederlage des Frankfurter HC, der beim TSV Nord Harrislee mit 19:26 unter die Räder kam.

Der SVHU durchlebte bis zum umjubelten Siegtreffer eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In einem hochklassigen Match erwischten die Gastgeberinnen den besseren Start in die Partie und lagen nach einer Viertelstunde mit 7:4 in Front.

„Wir sind vom Start weg sehr präsent aufgetreten, haben uns schon beim Aufwärmen Selbstvertrauen geholt und eine geile Abwehr gestellt“, begründete Trainer Sven Rusbült die leichte Überlegenheit seines Teams im ersten Durchgang. Dass es bis zum Halbzeitpfiff dennoch nur zu einem Zwei-Tore-Vorsprung reichte, lag zum einen an diversen vergebenen Großchancen – und zum anderen an der Qualität der Gäste.

Das technisch und taktisch gut ausgebildete Bundesliga-Juniorteam aus Buxtehude ließ keinen Zweifel daran, dass es seine Spitzenposition unbedingt verteidigen wollte. Das bekamen die Henstedt-Ulzburgerinnen unmittelbar nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte zu spüren. Binnen sechs Minuten drehte der BSV den knappen Rückstand in eine Zwei-Tore-Führung und stellte den SVHU so vor eine neue Herausforderung.

Sven Rusbült: „Wir hatte das Spiel plötzlich nicht mehr im Griff, haben Bälle leichtfertig aus den Händen gegeben und unseren Gegner so wieder stark gemacht.“ Doch gerade in einer Phase, in der seinem Team die Ideen zu fehlen schienen, schlug die große Stunde der 18-Jährigen Carolin Rodewald. Rusbült hatte die junge Rückraumspielerin für Marleen Kadenbach eingewechselt und bewies mit dieser Maßnahme ein goldenes Händchen. Mit drei Treffern in Folge brachte die Nummer 99 den SVHU sieben Minuten vor dem Abpfiff erneut in Führung. „Hut ab vor Caro, sie hat uns gerettet“, lobte der Coach seine unbekümmert aufspielende Nachwuchshoffnung. „Das hat sie überragend gemacht. Ohne ihre Tore hätten wir wohl keine Chance mehr gehabt.“

Was dann folgte, war an Spannung kaum zu überbieten und strapazierte das Nervenkostüm der 250 Fans in der Halle des Schulzentrums Maurepas­straße. Zunächst traf Kreisläuferin Tara Schumacher in der 56. Minute zur 21:19-Führung für den SV Hen­stedt-Ulzburg. Nicht einmal 120 Sekunden später und nach drei BSV-Treffern in Serie lagen jedoch plötzlich wieder die Gäste in Führung.

„Es war eine irre Schlussphase, zu der auch Buxtehude einiges beigetragen hat. Gerade in den letzten Minuten hat man aber gesehen, dass mein Team an sich geglaubt hat. Unser Wille war einfach größer“, sagte Sven Rusbült.

Zunächst traf Marleen Kadenbach zum 22:22. Anschließend parierte Keeperin Merline Wünsche eine freie Wurfchance der Gäste und ermöglichte ihrer Mannschaft somit die Chance auf den Siegtreffer mit dem letzten Angriff wahrte.

Die Henstedt-Ulzburgerinnen kamen allerdings nicht zum Abschluss; sie wurden wenige Sekunden vor dem Abpfiff zum Torwurf gezwungen – und hatten Glück im Unglück. Ein rüdes Foul von BSV-Kreisläuferin Svea Geist an Marleen Kadenbach brachte der Buxtehuderin die Rote Karte und dem SVHU einen Siebenmeter ein.

Rusbült übertrug seiner Spielmacherin Katharina Rahn die Verantwortung – und entschied sich damit erneut goldrichtig. Ihr Wurf durch die Beine der Torhüterin brachte das Publikum zum Toben und dem SVHU den ersehnten Heimsieg im Spitzenspiel.

„Als Sven zu mir sagte, ich solle werfen, wusste ich, dass es ein Tor wird“, beschrieb Rahn ihre Gefühlslage vor der spielentscheidenden Aktion. „Mein Puls war trotzdem ziemlich hoch, und ich hatte auch ein wenig Angst.“

Ein Trick von Mentaltrainer Karsten Voß half der 21-Jährigen, sich in diesem Moment zu konzen­trieren und an sich zu glauben. „Ich habe zu mir selbst gesagt: ,Ich bin ein Fan von dir.‘ Karsten hat uns beigebracht, uns so in wichtigen Situationen selbst zu pushen. Als mir die gesamte Mannschaft diesen Satz dann auch noch vor den Siebenmeter zugerufen hat, war ich mir sicher, dass es klappt.“


Tore des SV Henstedt-Ulzburg:
Marleen Kadenbach (6/davon 1 Siebenmeter), Katharina Rahn, Tina Genz (je 3/1), Carolin Rodewald (3), Nelly Thümer, Annika Jordt (je 2), Sophia Plötz, Tara Schumacher, Lina Röttger, Maren Gajewski (je 1).