Norderstedt. Norderstedter Regionalligist verliert Punkt beim 1:2 in Braunschweig. Der Tabellensiebte vergibt schon den sechsten Strafstoß in Folge

Die letzte traurige Pointe des Auftritts von Eintracht Norderstedt im Regionalligaspiel bei Eintracht Braunschweig II gebührte David Karg. Trotz guter Leistung lagen die überlegenen Garstedter gegen effiziente Braunschweiger, die die Führung von Thure Ilgner (20.) durch Sulhattin Capli (22.) und Stefan Valentini (72.) gedreht hatten, mit 1:2 hinten, als Karg die Chance zum Ausgleich erhielt. Doch der Mittelfeldspieler scheiterte mit seinem Foulelfmeter an Braunschweigs Keeper Marcel Engelhardt (83.). Das 2:2 vergeben, aus der Traum von ungeschlagen in der Englischen Woche. „Es ist mehr als ärgerlich, dass wir verloren haben. Vor allem den Elfmeter hätten wir nutzen müssen“, sagte Eintrachtcoach Thomas Seeliger.

Zudem setzte Karg die grausige Elfmeterbilanz seines Teams seit dem 19. April 2015 in der Regionalliga Nord fort. Nacheinander verschossen Deran Toksöz und Jan Lüneburg (daheim beim 0:3 gegen den BV Cloppenburg) und in dieser Saison Philip Koch (beim 5:0 in Schilksee sowie 1:0 im Hinspiel gegen Braunschweig II) sowie nun zweimal Karg, der vor seinem Fehlschuss am Sonnabend auch gegen den TSV Havelse am 4. Oktober (0:0) an der Ochsenzoller Straße seinen Strafstoß nicht verwerten konnte.

Der mögliche Retter für die Aufgabe vom ominösen Punkt aus steigt heute nach sechseinhalbmonatiger Pause wegen Kreuzbandrisses und Meniskuseinrisses wieder voll ins Training ein. Linus Meyer verwandelte zuletzt einen Elfmeter für Eintracht Norderstedt. Es war im Oddset-Pokalspiel bei Eintracht Lokstedt (5:0) am 11. August 2015.

„An das Tor erinnere ich mich sogar“, sagt Meyer heute schmunzelnd. Doch es wäre zu kurz gegriffen, die Rückkehr des 24 Jahre alten Mittelfeldspielers nur wegen dieser Qualität zu begrüßen. Meyer und Yayar Kunath, der in Braunschweig in der 75. Minute eingewechselt wurde, sind wohl die einzigen der fünf kreuzbandgeschädigten Spieler (neben Meyer und Kunath sind dies Haris Kevac, Hamajak Bojagdian und Tim Petersen), die Thomas Seeliger in dieser Saison einsetzen kann. „Ich freue mich für beide. Sie sind wertvolle Spieler und ich wünsche ihnen sehr, dass sie ihr altes sportliches Niveau wieder erreichen“, sagt Seeliger.

Besonders Meyer könnte im Saisonendspurt den Unterschied ausmachen. In Bestform taucht der technisch starke Wirbelwind überall auf dem Feld auf, sorgt als kreativer Freigeist für Überraschungsmomente, ist dribbelstark und torgefährlich. Lange musste die Eintracht auf seine Stärken verzichten. Am 6. September riss er sich im Heimspiel gegen den HSV II (2:0) das Kreuzband im rechten Knie ohne Einwirkung des Gegners. Auch der Meniskus wurde beschädigt.

„Ich hatte noch 10 Minuten weiter gespielt. Es fühlte sich nicht schlimm an. Bei der Diagnose am nächsten Tag fiel ich aus allen Wolken“, erinnert sich Meyer. „Aber als ehrgeiziger Spieler orientiere ich mich stets an den Besten. Sami Khedira wurde sechs Monate nach seinem Kreuzbandriss Weltmeister. Ich wollte auch nach sechs Monaten wieder da sein“, sagt Meyer.

Also schuftete er neben dem Studium (Master in Unternehmensführung) und dem Job als Werkstudent jeden Werktag zwei, drei Stunden im Hamburger Reha-Zentrum Lans Medicum unter professionellen Bedingungen mit Hilfe von Sportwissenschaftlern und mit den anderen vom Kreuzbandriss betroffenen Norderstedter Akteuren fürs Comeback. Stabilisationsübungen, Muskelaufbau, private Läufe – stets hatte der seit 2010 bei Norderstedt spielende Meyer ein volles Programm. Am Wochenende schob er Sonderschichten ein, nutzte jede freie Minute. „Besonders unsere Physiotherapeutin Vanessa Blunk hat mir sehr geholfen; ihr verdanke ich viel.“

Auf den Moment heute, 18 Uhr, wenn er zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft trainiert, fiebert Meyer schon lange hin. „Ich freue mich, wieder bei den Jungs zu sein.“ Angst vor einer erneuten Verletzung hat er nicht, nur „Respekt vor der Situation. Aber ich werde schon gut auf mein Knie achten“, sagt Meyer – und schiebt, typisch für ihn, gleich das größte Saisonziel hinterher: „Am Saisonende wollen wir den Oddset-Pokal holen.“ Wenn dafür ein Strafstoß versenkt werden muss, ist Meyer bestimmt zur Stelle...

Tore: 0:1 Thure Ilgner (20.), 1:1 Capli (22.), 2:1 Valentini (72.).
Besonderes Vorkommnis: David Karg scheitert mit Handelfmeter an Engelhardt (83.).
Zuschauer: 200.
Eintracht Norderstedt: Höcker – Coffie (75. Kunath), Mandic, Rose, Kummerfeld – Koch – Kunter (46. Schultz), Karg, Ilgner, Lindener – Zekjiri.