Norderstedt. Eintracht Norderstedt bezwingt den Tabellenvierten durch den achten Saisontreffer des Stürmers mit 1:0.

Jan Lüneburg konnte nicht mehr. Der Goalgetter des Fußball-Regionalligisten Eintracht Norderstedt, der in den 92 Minuten zuvor ein immenses Laufpensum bewältigt hatte, lag in den letzten Sekunden des Heimspiels gegen den SV Meppen hilflos auf dem Rasen des Edmund-Plambeck-Stadions und versuchte, mit Dehnübungen seiner Wadenkrämpfe Herr zu werden.

Nur fünf Minuten nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Viatcheslav Paltchikov (Eintracht Groß Grönau) war die schmerzende Muskulatur indes vergessen, saß dem 25 Jahre alten Stürmer längst schon wieder der Schalk im Nacken. „Es war doch völlig klar, dass ich ein Tor mache“, sagte der 25 Jahre alte Stürmer, und grinste dabei übers ganze Gesicht.

Vor einer Woche, beim überzeugenden 1:0-Auswärtserfolg der Garstedter gegen den Hamburger SV II, seinem Comeback nach 14-wöchiger Rotsperre, war Lüneburg noch leer ausgegangen. Diesmal, im Duell mit dem leicht favorisierten Tabellenvierten, machte er es besser: In der 4. Minute verlängerte der Angreifer einen Freistoß von David Karg per Kopf zum 1:0 ins Netz der Emsländer – sein achter Saison- und, viel wichtiger, der Siegtreffer für die Hausherren.

„Wir haben in dieser Szene gepennt“, sagte Meppens Coach Carsten Neidhart, „es gab bei Standardsituationen eine klare Zuordnung. Doch der Mann, der die Aufgabe hatte, sich um Jan Lüneburg zu kümmern, stand nicht da, wo er stehen sollte.“

Dumm für sein Team, gut für die Eintracht, deren Trainer Thomas Seeliger vor dem Match improvisieren musste. Da Kapitän Philipp Koch (Magen-Darm-Virus) am Morgen abgesagt hatte, beorderte der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer Neuzugang Jeremy Karikari, 28, auf die strategisch wichtige Sechser-Position im Mittelfeld. „Jeremy war vermutlich am meisten überrascht davon, dass er gespielt hat“, sagte Seeliger, „er trainiert erst seit zwei Wochen mit der Mannschaft und ist noch nicht hundertprozentig fit.“ Bis zu seiner Auswechslung in der 63. Minute gegen Clifford Aniteye machte Karikari seine Sache jedoch ausgezeichnet.

In der ersten Halbzeit präsentierten er und seine Teamkollegen den lediglich 350 Zuschauern eine nahezu perfekte Defensiv-Performance, der
SV Meppen hatte keine einzige Großchance. Nach dem Seitenwechsel bröckelte das Abwehrgefüge ein wenig. Doch nun lief Torhüter Johannes Höcker zur Hochform auf. Der Keeper verhinderte gleich dreimal, zunächst in Zusammenarbeit mit dem linken Pfosten gegen Muhamed Alawi und Thorben-Johannes Deters (61.), dann gegen den frei auf ihn zustürmenden Deters (68.) sowie Mirco Born (90.+1) den Ausgleich.

„Das war kein einfaches Match für mich; ich hatte praktisch eine Stunde lang nichts zu tun, musste aber trotzdem immer hellwach sein, um im Ernstfall eingreifen zu können“, sagte der Schlussmann, der seinen Vorderleuten ein dickes Kompliment machte: „Was unsere Innenverteidiger Marin Mandic und Jan-Philipp Rose gegen die Meppener Angreifer so alles abgeräumt haben und wie die ganze Mannschaft nach hinten gearbeitet hat, das war richtig stark.“

Höcker, der den teaminternen Wettstreit mit Ole Springer um die Postion zwischen den Pfosten vorerst für sich entschieden hat, wird auch in der Saison 2016/2017 für Eintracht Norderstedt spielen. „Ich fühle mich hier sehr wohl und werde weitermachen. Wie lange, das müssen wir noch klären.“

Für klare Verhältnisse gegen den SVM hätte in der Schlussphase die Norderstedter Offensivabteilung sorgen können. Zunächst semmelte der von Deran Toksöz freigespielte Marco Schultz den Ball in Richtung Tennisanlage des TC Garstedt (85.). Eine Minute später vergab Toksöz das mögliche 2:0, als vor dem Meppener Tor zu lange mit dem Abschluss zögerte. (fb)


Tor:
1:0 Jan Lüneburg (4.); Zuschauer: 350; Eintracht Norderstedt: Höcker – Coffie, Mandic, Rose, Kummerfeld – Karikari (63. Aniteye) – Kutschke (72. Schultz), Toksöz, Karg, Nadler (59. Lindener) – Lüneburg.

Tabelle der Regionalliga Nord