Henstedt-Ulzburg. Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg unterliegen dem HSC 2000 Coburg unglücklich mit 26:27.

Lag es an der Handball-Euporie, die in Deutschland nach dem Gewinn der Europameisterschaft herrscht? War es das ersehnte Ende der sechswöchigen Punktspielpause in der 2. Handball-Bundesliga? Oder haben die Berichte der vergangenen Wochen über die anstehende Abwanderung der Männer des SV Henstedt-Ulzburg nach Norderstedt in eine Spielgemeinschaft mit dem dortigen HSV die Fans der „Frogs“ mobilisiert? Fakt ist: Die Halle 2 im Schulzentrum Maurepasstraße war zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft. Und ungeachtet der 26:27 (13:11)-Niederlage gegen den Tabellendritten HSC 2000 Coburg brauchte niemand sein Kommen zu bereuen.

Die Gastgeber ernteten für ihren Einsatz und eine bemerkenswerte Energieleistung mit nur acht Feldspielern – Rückraumshooter Tim Völzke hatte sich beim Abschlusstraining eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk zugezogen – viel Applaus. Der SVHU hatte den Aufstiegsaspiranten am Rande einer Niederlage, bewies gegen die personell aus dem Vollen schöpfenden Oberfranken Moral und Teamgeist und hielt in der 47. Minute (21:18) alle Trümpfe für einen Heimsieg in der Hand.

Dass es nicht zum sensationellen Favoritensturz kam und die „Frogs“ Abstiegsrang 18 verlassen konnten, lag an vielen kleineren Faktoren, die sich summierten. Coach Matthias Karbowski: „Die Einstellung hat gestimmt. Die Mannschaft hatte vor dem Match versprochen, dass sie alles geben wolle, und das hat sie auch getan“, sagte Karbowski. „Die Jungs waren voll da und hätten es verdient gehabt, mindestens einen Punkt zu behalten. Am Ende fehlte uns die Cleverness; einige Fehler zu viel in der Schlussphase haben den Ausschlag gegeben.“

Von Beginn an bot der SV Hen­stedt-Ulzburg dem favorisierten Gegner Paroli. Wesentlich fehlerfreier im Spielaufbau als in so manch anderer Partie der Hinrunde hatten es die „Frogs“ allein ihrer schwachen Abschlussquote (elf Fehlwürfe bis zum Halbzeitpfiff) zuzuschreiben, dass sie nach 30 Minuten nicht deutlicher als mit nur zwei Treffern Vorsprung führten. Und: Bei den phasenweise pomadig wirkenden Coburgern agierte ein Matthias Gerlich im Rückraum. Der 2,04- Meter-Hüne hatte bis zur Pause vier seiner fünf Distanzwürfe sowie bis zur 36. Minute vier Siebenmeter verwandelt und bewahrte sein Team fast im Alleingang vor einer frühen Demontage.

Die umkämpfte Partie bot alles an Dramatik, was das Handballherz begehrt. Achtmal wechselte die Führung, ganze 18-mal stand die Partie unentschieden. Nach dem Wiederanpfiff und einem veritablen 1:5-Fehlstart bis zum Zwischenstand von 14:16 (36.) setzte auf Henstedt-Ulzburger Seite das Dänen-Duo Martin Laursen und Daniel Eggert mit sieben Treffern die Akzente. Unterstützt vom starken Justin Rundt im Tor (14 Paraden) eroberten sich die Hausherren binnen zehn Minuten eine vermeintlich sichere Drei-Tore-Führung.

Doch den „Frogs“ bereitete nun ein anderer Coburger Kopfzerbrechen. Rückraum-Mittelmann Adnan Harmandic, der in der ersten Halbzeit kaum effiziente Aktionen gezeigt hatte, glänzte nun doppelt. Der 32-Jährige erzielte seine fünf Treffer mit einem unbändigen Drang zum Tor und setzte die HSC-Kreisläufer immer wieder gekonnt ein. „Adnan hat in dieser Phase leider bewiesen, dass er zu den besten Spielmachern der 2. Bundesliga gehört“, sagte der merklich enttäuschte SVHU-Kapitän Nico Kibat. „Wir selber haben Coburg dazu eingeladen, wieder ins Spiel zurückzukommen. Unsere Abwehr war stark, der Angriff in Ordnung – uns hat einfach nur das letzte Quäntchen gefehlt.“

Vor allem in den letzten vier Minuten: Martin Laursen, Julian Lauenroth und Jens Thöneböhn verpassten reihum glasklare Chancen. Damit nicht genug: Florian Bitterlich brachte in der Schlussminute zuerst einen Gegenstoß nicht zum Abschluss und konnte dann auch noch den letzten Pass des Spiels nicht zum massiv bedrängten Robert Schulze an den Kreis durchstecken.

„Kein Vorwurf an irgendwen. Die Jungs haben sich aufgerieben“, betonte Matthias Karbowski noch einmal. „Am kommenden Sonnabend in Ludwigshafen brauchen wir genau diesen Einsatz, um uns vielleicht dann mit Punkten zu belohnen.“

Spielverlauf: 1:2, 3:2 (7.), 3:3, 5:3 (10.), 5:6 (16.), 6:7, 8:7 (18.), 8:8, 10:8 (22.), 11:9, 12:10 (25.), 13:11 – 13:13, 14:13 (32.), 14:16, 16:16 (40.), 16:17, 18:17 (42.), 18:18, 21:18 (47.), 21:21 (49.), 22:21, 22:23 (52.), 23:24, 25:24 (55.), 26:25, 26:27 (59.).
Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Daniel Eggert, Martin Laursen (je 5), Tim Stefan, Robert Schulze (je 4), Nico Kibat (4/davon 1 Siebenmeter), Julian Lauenroth (2), Florian Bitterlich, Jens Thöneböhn (je 1).