Henstedt-Ulzburg. Drittliga-Frauen dürfen als Tabellenzweiter der 3. Liga Nord hinter der HSG Hannover-Badenstedt dennoch von der Meisterschaft träumen.

Mit einer so beeindruckenden Zwischenbilanz hätten die Teamverantwortlichen und Spielerinnen der Drittliga-Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg niemals gerechnet. Mit 16:2 Punkten ist die junge Crew aktuell Tabellenzweiter hinter der HSG Hannover-Badenstedt (18:2); gegen die Niedersächsinnen gab es am 1. November mit einem 24:25 die einzige Hinrundenniederlage.

Sollte der SVHU nun auch noch die Nachholpartien gegen die Bundesliga-Reserve des VfL Oldenburg (16. Januar, 19 Uhr) sowie die TSG Wismar (bisher nicht terminiert) gewinnen und sich zudem bis Mittwoch, 9. März, keine Ausrutscher leisten, könnte im Schulzentrum Maurepasstraße vor heimischem Publikum die Entscheidung über die Meisterschaft in der Nordstaffel fallen. Trainer Sebastian Schräbler, 33, bewertet im Interview mit dem Hamburger Abendblatt den bisherigen Saisonverlauf und blickt zudem in die Zukunft.

Hamburger Abendblatt: Herr Schräbler, der Drittliga-Champion sichert sich automatisch auch das Aufstiegsrecht. Wird beim SV Henstedt-Ulzburg schon für die
2. Bundesliga geplant?

Sebastian Schräbler: Sportlich sind wir auf einem guten Weg. Um einen etwaigen Aufstieg realisieren zu können, müssten wir vor allem im finanziellen Bereich viele Hausaufgaben erledigen. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich schwer sagen, ob das überhaupt machbar ist.

Vor einem Jahr war der SV Hen­stedt-Ulzburg mit 14:12 Punkten Tabellenfünfter, jetzt steht das Team deutlich besser da. Was sind die Gründe für den Aufschwung?

Schräbler : Man muss unser bisheriges Abschneiden schon ein wenig relativieren, wir haben die Spiele gegen die
HG Owschlag-Kropp-Tetenhusen und den TV Oyten jeweils nur mit einem Tor Unterschied gewonnen – das kann in der Rückrunde schnell ganz anders aussehen. Fakt ist aber auch, dass sich die Mannschaft sehr geschlossen präsentiert, das ist ein ganz anderer Schnack als in der Serie 2014/2015. Das gilt übrigens auch für die Trainingsbeteiligung und -intensität. Nun ist fast immer die volle Kapelle anwesend und zudem mit viel Spaß bei der Sache – so lässt es sich wesentlich besser arbeiten.

Apropos Serie 2014/2015: Damals konnte Ihr Team in der Rückrunde selten überzeugen, der SVHU wurde mit 24:28 Zählern Siebter. Wie wollen Sie verhindern, dass es erneut einen derartigen Leistungsknick gibt?

Schräbler : Damals ging nicht mehr viel nach unten oder oben, das hat sich negativ auf die Motivation ausgewirkt. Aktuell haben wir das Ziel, uns oben festzusetzen. Ich denke, wir müssen wie bisher weiter von Match zu Match denken und uns auf den jeweils nächsten Gegner konzentrieren.

Welche Spielerinnen haben Sie in der Hinrunde am meisten überzeugt?

Schräbler : Ein wenig hervorheben möchte ich Mannschaftsführerin Tina Pejic. Es ist faszinierend zu sehen, wie konstant und zuverlässig sie ihr Programm abspult. Sie haut sich trotz leichter Rückenprobleme immer wieder voll rein, ist unsere erfolgreichste Torschützin. Positiv überrascht hat zuletzt Janicke Bielfeldt mit ihrer Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, Marleen Völzke macht auf der Spielmacherposition trotz einiger Leistungsschwankungen einen guten Job. Wir verfügen mit Merline Wünsche, die große Fortschritte gemacht hat, Celina Meißner sowie Franziska Nikolaus über ein Torhüterinnen-Trio, um das uns die anderen Vereine beneiden. Und unsere Neuzugänge Annika Jordt und Karen Wessoly haben voll eingeschlagen, sie sind ex­trem wichtig für uns. Das passt – um es mal ein wenig flapsig auszudrücken – wie Arsch auf Eimer.

Nicht zu vergessen die hoffungsvollen Nachwuchstalente im Kader. Den nachhaltigsten Eindruck hat dabei Marleen Kadenbach als Rückraumschützin und im Abwehr-Mittelblock hinterlassen...

Schräbler : Sie hat furios begonnen, dann aber als 18 Jahre alter Drittliga-Frischling ein wenig Probleme bekommen, weil sich unsere Gegner mittlerweile besser auf sie einstellen. Marleen muss versuchen, im weiteren Saisonverlauf den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen. Dafür wird es ausreichend Gelegenheit geben, denn die jüngeren Spielerinnen im Kader werden weiterhin ihre Bewährungschancen erhalten – darauf legen mein Co-Trainer Frank Hamann und ich großen Wert.

Was muss Ihre Mannschaft in den kommenden Wochen und Monaten besser machen als bisher?

Schräbler : Und fehlt noch der Killerin­stinkt, wenn wir mit einigen Toren führen. Das Team muss lernen, auch mit einem vermeintlich komfortablen Vorsprung im Rücken hungrig zu bleiben und konsequent durchzuspielen – das zeichnet richtig gute Spitzenteams aus.