Henstedt-Ulzburg. Ihr zurückhaltendes Wesen legt SVHU-Handballerin Annika Lott auf dem Feld weitgehend ab. Das hat sie ins U17-Nationalteam gebracht

Eigentlich sei sie ziemlich schüchtern, sagt Annika Lott. Wer dabei das leicht verlegen wirkende Lächeln der 15-Jährigen sieht, die am Montag ihren 16. Geburtstag feiert, der glaubt ihr diese Aussage unverzüglich. Freundlich, bescheiden, dabei im Gespräch sehr präzise und gewählt formulierend sitzt sie da vor einem. Von Verwegenheit keine Spur.

Doch wie ist dieser Eindruck mit der nächsten Aussage der jungen Rückraum-Handballerin des SV Henstedt-Ulzburg in Einklang zu bringen? „Am liebsten spiele ich in der Abwehr weit vorgezogen und versuche, den Gegnerinnen den Ball zu klauen und einen Gegenstoß zu laufen.“ Zurückhaltung sieht definitiv anders aus.

Aber auf dem Feld, wenn die Partie angepfiffen wurde oder das Training bei SVHU-Jugendtrainerin Antje Kasemeyer-Strzysio, bei Damen- und Jugendcoach Sebastian Schräbler oder gar bei U17-DHB-Trainer Frank Hamann läuft, dann kommt die Oberschülerin am Langenhorner Heidberg-Gymnasium in Fahrt. Handball ist für Annika Lott ihre Welt, darin fühlt sie sich wohl. „Ich habe mit fünf Jahren, da noch in der Ballspielgruppe bei Annette Jürs im MTV Henstedt-Ulzburg, mit Handball begonnen“, sagt Annike Lott. „Das hat mir von Beginn an Spaß gemacht; auch, weil sich Erfolge recht schnell eingestellt haben.“

Der Kreismeisterschaft mit der E-Jugend folgte eine Premiere, auf welche die mittlerweile zu stattlichen 1,80 Metern aufgeschossenene junge Frau auch jetzt noch stolz ist. „Mit der D-Jugend und unserem Trainer Erich Eggenstein wurden wir das erste SVHU-Mädchenteam, das unseren eigenen Ulzburg-Cup gewonnen hat.“ Nicht zuletzt dank der Treffer, die Annika Lott aus dem Rückraum oder mit ihrem geliebten Gegenstoß beisteuerte.

Klar, dass eine so auffällige Spielerin nicht unbemerkt blieb. Als sie mit der C-Jugend ein Heimspiel bestritt, saß auch Christian Harms, B-Jugendtrainer der damaligen JSG Alstertal/Norderstedt, auf der Tribüne in der Halle an der Maurepasstraße. „Er hatte eigentlich nach der Partie mit mir sprechen und mich vom Vereinswechsel überzeugen wollen“, sagt die torgefährliche Rechtshänderin. „Aber da wir das Match grade ganz blöd verloren hatten, war ich wütend aus der Halle gerannt. Aber da hat ,Hamster’ sich halt mit meinem Vater unterhalten.“

Ein erster Kontakt, der wenig später dann doch zum vom JSG-Coach erhofften Gespräch und Wechsel nach Norderstedt führte. Ein Jahr lang spielte Annika Lott dort – obwohl noch C-Jugendliche – bereits in der Oberliga-B-Jugend. Eine wirksame Härteprüfung für die in diesem Sommer zum SVHU zurückgewechselte, nun „echte“ B-Jugendliche. Auf zahlreiche Übungseinheiten am Landesstützpunkt folgte in diesem Sommer die Berufung zu höheren Ehren. „Ich hatte im Juni in Oschersleben meinen ersten DHB-Lehrgang überhaupt mit dem Auswahlteam des Jahrgangs 1999“, sagt Annika Lott, „aber so wirklich als Nationalspielerin hatte ich mich da allein deswegen noch nicht gefühlt. Dafür muss man doch auch wirklich spielen.“

Ein Umstand, auf den die positiv „Handballverrückte“ mit dem Traum, einmal in der Bundesliga zu spielen, nicht lange warten musste. „Kurz darauf kam Frank Hamann zum Training und hat mir dann gesagt, dass ich diesen August mit zur EM nach Skopje fahren dürfe. Und das, obwohl ich mit die Jüngste im Lehrgang war.“ Egal, Annika Lotts Leistung hatte überzeugt. Und bei der Europameisterschaft erhielt die 15-Jährige ihre Zeit auf dem Feld. Jetzt darf sie sich wirklich Nationalspielerin nennen...