Norderstedt. Männer des SV Henstedt-Ulzburg verlieren gegen VfL Bad Schwartau vor 1200 Fans mit 26:28. Mehrheit der Anhänger nimmt neuen Spielort an

Die Bilanz des mit Spannung erwarteten Nordderbys in der Norderstedter Moorbekhalle gegen den VfL Bad Schwartau könnte aus Sicht der gastgebenden Zweitliga-Handballer des SV Hen­stedt-Ulzburg nach deren 26:28 (8:14)-Niederlage kaum zwiespältiger ausfallen.

Es war die fünfte Pleite in Folge für die Crew des Trainerduos Amen Gafsi und Matthias Karbowski. „Ja doch, man könnte sich wohl auf dieses Fazit einlassen: Wir haben zwei Punkte verloren, aber der Handballsport in Norderstedt hat auf jeden Fall gewonnen“, sagte Karbowski.

Was dem SVHU-Trainer die vermeidbare und bittere Niederlage ansatzweise versüßte, war die Rekord-Kulisse von 1200 Zuschauern, vor der sich die „Frogs“ in der kurzfristig durch die Stadt Norderstedt zur Verfügung gestellten Moorbekhalle präsentieren durften. „Das war wirklich eine Super-Atmosphäre. Es hat Spaß gemacht, hier zu spielen“, so Karbowski. „Leider haben wir nicht alles, was wir uns für dieses Spiel vorgenommen hatten, auch umgesetzt.“

Immerhin betrieb sein Team in der zweiten Halbzeit, die alles – inklusive einer fast erfolgreichen Aufholjagd – bot, was ein Handballmatch den Fans liefern muss, doch noch Eigenwerbung. Es wurde aber auch deutlich, dass gegen keinesfalls überragende Gäste mehr möglich gewesen wäre. Individuelle Fehler in den entscheidenden Phasen der Partie erwiesen sich für den SVHU als zu schwerwiegend, um nach 60 Minuten mit Zählbarem aus der Halle gehen zu können.

Gleich zwei gute Nachrichten hatten vor dem Match Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis gemacht. Linksaußen Jens Thöneböhn nach langer Fußgelenksverletzung sowie noch überraschender Tim Völzke, dessen Ausfall bis Jahresende wegen eines Außenband-Anrisses im rechten Knie befürchtet worden war, bekamen grünes Licht für ihren Einsatz.

Ein positiver Impuls blieb jedoch aus: Der SVHU, der nun endgültig wieder tief im Abstiegskampf steckt, verpennte in ungewohnter Umgebung schlichtweg den Auftakt des Spiels. Nach schwachen fünf Minuten, in denen sich die „Frogs“ zwei Ballverluste und drei Fehlwürfe leisteten, stand es 0:3. Mit Rückraum-Shooter Jan Schult und Rechtsaußen Christoph Wischniewski brachten dabei ausgerechnet zwei Spieler mit Henstedt-Ulzburger Vergangenheit den VfL Bad Schwartau, der in der Moorbekhalle den vierten Sieg in Folge feierte, auf Kurs.

Eines zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte erste Halbzeit. Während die „Frogs“ in der Abwehr durchweg konzentriert agierten und in den 60 Minuten nur 16 Gegentreffer aus dem geordneten Positionsangriff zuließen, glich die Offensive einem zahnlosen Tiger. Insgesamt 17 Angriffe mündeten vor der Pause in Ballverlusten durch technische Fehler oder Fehlwürfe, die postwendend Gegenangriffe der Schwartauer einleiteten.

Zur fast schon tragischen Figur wurde dabei SVHU-Linksaußen Robert Schulze, der sich in der Abwehr wieder einmal das Prädikat „Arbeitstier“ verdiente. Dem 24-Jährigen klebte im Angriff das sprichwörtliche Pech an den Fingern. Drei von fünf „Fahrkarten“ waren hundertprozentige Chancen. Frei vor dem starken VfL-Keeper Dennis Klockmann beziehungsweise dessen Mannschaftskollegen Marino Mallwitz fand kein einziger seiner Versuche den Weg ins Tor.

Doch Schulze den Schwarzen Peter für den verpassten Sieg in die Schuhe zu schieben, wäre nicht gerecht. Zwar steigerten sich die Gastgeber in der zweiten Halbzeit mit 18 Toren und nur neun Ballverlusten deutlich, die Hypothek aus der ersten Hälfte war letztlich aber doch zu hoch.

Dabei ließ der SV Henstedt-Ulzburg seine für viel Stimmung sorgenden Anhänger zwischenzeitlich noch einmal hoffen. Zweimal kämpften sich die „Frogs“ bis auf ein Tor an den VfL Bad Schwartau heran. Doch der Wurf von Daniel Eggert zum möglichen 25:25 (59.) wurde abgeblockt, und die Gäste trafen ihrerseits im Gegenzug. Aus, vorbei.

Einzige Sieger des SVHU waren das Event-Team und „Backoffice“ der Handballer, die binnen weniger Tage die Spielortverlegung ermöglicht und auch zahlreiche neue Fans mobilisiert hatten. „Ausschlaggebend ist nun aber, wie viele Zuschauer am kommenden Sonnabend zum wichtigen Heimspiel gegen den TuS Ferndorf kommen werden“, sagte „Frogs“-Geschäftsführer Till Gottstein. „Erst wenn wir auch dann die Hütte voll bekommen, darf man sagen, dass Bundesliga-Handball in Norderstedt eine Zukunft haben kann.“

Spielverlauf: 0:3 (5.), 2:4, 2:6 (11.), 3:7, 5:7 (16.), 5:9 (18.), 7:10 (20.), 7:12 (24.), 8:12 (27.), 8:14 – 9:15, 10:16 (33.), 11:17 (34.), 15:17 (37.), 16:18, 16:20 (40.), 18:20 (43.), 18:23 (47.), 19:24 (50.), 23:24 (56.), 23:25 (57.), 24:25 (57.), 24:26 (59.), 24:27 (60.), 25:27, 25:28, 26:28.
Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Tim Stefan (8), Nico Kibat (6/davon 3 Siebenmeter), Daniel Eggert, Julian Lauenroth und Jens Thöneböhn (je 3), Tim Völzke (2) und Martin Laursen (1).