Henstedt-Ulzburg. Nationalspielerin Celina Meißner steht für die Drittligafrauen des SV Henstedt-Ulzburg und Jugendbundesligist VfL Bad Schwartau im Tor

Die gute Nachricht kam für Celina Meißner, 16, am vergangenen Dienstag. Da veröffentlichte das Handball-Bundestrainer-Gespann Frank Hamann/Zusana Porvaznikova den Kader für die U17-Europameisterschaften, die vom 13. bis
23. August in Skopje/Mazedonien stattfinden werden. In der Liste fand die Zehntklässlerin an der Bargteheider Anne-Frank-Schule für die Torhüter-Position auch ihren Namen.

„Das freut mich riesig. Zu meinen Zielen, die ich mit dem Handball erreichen will, gehört eben auch, dass ich mit dem Nationalteam an internationalen Meisterschaften teilnehmen möchte“, sagt Celina Meißner. Und für diese ambitionierte Zielsetzung führt sie bereitwillig ein Handball-Doppelleben. Mit dem VfL Bad Schwartau tritt sie
in der A-Jugend-Bundesliga an, aber per Zweitspielrecht versucht sie auch, den Kasten der Drittliga-Frauen des
SV Henstedt-Ulzburg sauber zu halten.

„Das ergänzt sich sehr gut. In der Jugend-Bundesliga sind einige Gegnerinnen individuell stärker als in der
3. Frauen-Liga“, sagt Celina Meißner, die sich angesichts des vollen Trainings- und Spielkalenders kein wirkliches Hobby erlaubt. „Schließlich sind einige von denen National­spielerinnen. Andererseits sind die Frauen der 3. Liga oft viel erfahrener und fordern mich mit ihren Wurftechniken ganz anders. Als Torhüterin kann ich von den Einsätzen in beiden Ligen nur profitieren.“

Unhaltbare Bälle – die gibt es für Celina Meißner ohnehin nicht. Sie hadert mit jedem Treffer, den sie in einer Partie hinnehmen muss. „Spiele werden im Angriff gewonnen, aber Meisterschaften in der Verteidigung“, sagt die 16-Jährige. Ein Lächeln huscht dabei über ihr Gesicht. „Ich weiß, dass eine Quote von 40 bis 45 Prozent abgewehrter Bälle für eine Handballtorhüterin ein recht ordentlicher Schnitt ist“, sagt Celina, „für mich bedeutet diese Quote aber auch, dass mehr als die Hälfte aller Bälle ins Netz geht.“

Der Ehrgeiz ist Celinas große Stärke, gleichzeitig aber vielleicht auch ihre Schwäche. „Sie muss noch lernen, sich von frühen Gegentoren nicht aus dem Tritt bringen zu lassen“, mein SVHU-Frauentrainer Sebastian Schräbler, „aber uns ist schon klar, dass Celinas Weg wohl eher schon mittel- als langfristig in die höheren Ligen führt.“

Ihre hohen Ambitionen – gepaart mit Talent – haben Celina Meißner schon jetzt weit gebracht. Im März schaffte sie mit dem U17-Nationalteam in Budapest die Qualifikation für besagte EM in Mazedonien. Vorrundengegner des deutschen Teams, zu dem im Rückraum auch SVHU-Spielerin Annika Lott gehört, sind dann im August Russland, Rumänien und Spanien.

„2014 haben wir beim DHB-Lehrgang gegen die Rumäninnen eine Partie gewonnen und eine verloren“, sagt Celina. „Russland und Spanien kann ich nur schwer einschätzen. Russland ist eine starke Handballnation mit großen, kräftigen Spielerinnen; damit wir weiterkommen, ist also zumindest das Match gegen Spanien ein Pflichtsieg.“

Damit das Abenteuer EM nicht nur für Celina, sondern für das gesamte DHB-Team von Erfolg gekrönt wird, steht vom 21. Juli an die Teilnahme am European Youth Olympic Festival in Georgien auf den Plan. Nationalcoach Hamann: „Wir treffen dort auf die besten Mannschaften Europas, weshalb das Turnier für uns auch eine Art Generalprobe für die EM sein wird.“

Aussichten, an die Celina bei ihren ersten Handballversuchen als Vierjährige beim TSV Bargteheide noch nicht dachte. Schon im Alter von sieben Jahren stand sie das erste Mal zwischen den Pfosten. Celina: „Wahrscheinlich, weil ich als einziges Kind keine Angst vor dem Ball hatte.“ Vor knapp vier Jahren Jahren wechselte Celina von der GHG Hahnheide nach Bad Schwartau und hütete 2013/2014 das Gehäuse in der B-Jugend-Oberliga und in der weiblichen Jugendbundesliga.

Dass die junge Bargteheiderin seit einem Jahr auch die Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg unterstützt, bringt eine kleine Kuriosität mit sich. Ihr Trainer dort neben SVHU-Coach Sebastian Schräbler: Frank Hamann. „Das ist zwar manchmal schon ein klein wenig merkwürdig, dass mein
Nationalcoach zugleich mein Vereins-Cotrainer ist, aber wir können das gut trennen“, sagt die 16-Jährige. „Kennengelernt hab ich Frank ja auch zuerst über die Nationalmannschaft.“

Als Torfrau ist Celina einer hohen mentalen Belastung ausgesetzt, denn bei jedem Spielaufbau des Gegners ist höchste Konzentration gefordert. Um diesem psychischen Stress gewachsen zu sein, erhalten die Mädchen bei Lehrgängen des DHB regelmäßig Mentaltraining. „Ich lerne in Situationen, in denen es bei mir nicht gut läuft, mich weiterhin auf den Spielverlauf zu konzentrieren, anstatt mich zu sehr mit mir selbst zu beschäftigen.“

Beschäftigen tut sich die Nationaltorhüterin, die vor zwölf Jahren von ihrer Patentante Nicola zum Handballspielen angeregt wurde, auch schon mit der Zeit nach der Schule. In der hat sie für die nun anbrechende Oberstufe – wenig überraschend – das Sportprofil auf dem Weg zum Abitur gewählt.

„Ich kann mir gut vorstellen, später als Sporttherapeutin zu arbeiten.“
Ein erstes Praktikum hat die leidenschaftliche Handballerin bereits im Reha-Zentrum in Norderstedt absolviert.