Henstedt-Ulzburg . Zweitliga-Männermannschaft unterliegt der HSG Nordhorn-Lingen mit 14:19 und bringt sich um den Lohn für eine gute Abwehrleistung.

Nach zehn Minuten musste es raus. „Das ist doch klar, wir gewinnen zu null“, sagte eine Zuschauerin, die den Zweitliga-Handballern des SV Hen­stedt-Ulzburg in der Heimpartie gegen die HSG Nordhorn-Lingen kräftig die Daumen drückte, mit einem Augenzwinkern. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gastgeber dank einer beweglichen, kräftig zupackenden Deckung und einigen guten Angriffsaktionen mit 4:0 in Führung. Der überragende SVHU-Keeper Jan Peveling schien 100 Arme und Beine zu haben, hielt mit unglaublichen Reflexen seinen Kasten sauber. Und Gästetrainer Heiner Bültmann wurde angesichts der vielen Fehlversuche seines Teams immer lauter.

Knapp eine später bot sich den
580 Fans in der Sporthalle Maurepas­straße ein komplett anderes Bild. Während die Niedersachsen den Siegerkreis bildeten und ihren 19:14 (10:10)-Auswärtserfolg feierten, starrten die erschöpften Henstedt-Ulzburger Akteure mit blassen Gesichtern fassungslos ins Leere, schüttelten ungläubig die Köpfe. Die Enttäuschung über das, was sich in der zweiten Halbzeit zugetragen hatte – sie war allgegenwärtig.

Nach 41:05 Minuten schien aus SVHU-Sicht noch alles im Lot zu sein. Linksaußen Jens Thöneböhn markierte das 14:12, außerdem mussten die Nordhorner eine Rote Karte gegen ihren Regisseur Nils Meyer verkraften. Er warf Jan Peveling das Spielgerät an den Kopf, obwohl die beiden Unparteiischen Manuel Borchardt/Lukas Grude (Berlin) schon auf Passivität und Ballbesitz für die Henstedt-Ulzburger entschieden hatten (38.). Was niemand ahnte: Thöneböhns Treffer sollte das letzte Erfolgserlebnis der Hausherren bis zum Schlusspfiff bleiben...

Nach der Pause netzte der
SVHU nur viermal ein, eine für Zweitliga-Verhältnisse indiskutable und rekordverdächtige Minus-Quote. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Coach Matthias Karbowski, „19 Gegentore sind in Ordnung und sprechen für eine gute Abwehrarbeit. Aber wir müssen uns hinterfragen, warum wir in der Offensive 60 Minuten lang nicht das gezeigt haben, was wir eigentlich zeigen wollten.“

Wie schon bei der 22:24-Auswärtsniederlage gegen die HG Saarlouis ließ der Rückraum der „Frogs“ die nötige Durchschlagskraft vermissen. Daniel Eggert, Tim Völzke, Nico Kibat und Tim Stefan brachten es zusammen auf nur sechs Tore, aber jede Menge „Fahrkarten“. Erschwerend kam hinzu, dass der SVHU zwischen der 42. und 49. Minute, also in der Phase, als die Partie zugunsten des Europacupsiegers von 2008 kippte, drei Zweiminutenstrafen gegen Florian Bitterlich, Nico Kibat und Martin Lausen kassierte. Entsprechend schlecht war Karbowski auf die Referees zu sprechen. Er stellte aber auch unmissverständlich klar: „Wegen der Schiedsrichter haben wir das Spiel nicht verloren.“

Viel Zeit zum Analysieren der Niederlage bleibt den Henstedt-Ulzbur­gern nicht. Schon am Sonnabend
(19 Uhr, Emshalle) steht die Auswärtspartie beim TV Emsdetten auf dem Programm. Wie aber will der SVHU bis dahin sein Offensivproblem in den Griff bekommen? Karbowski: „Manchmal muss man nur Kleinigkeiten ändern, um das richtige Timing zu finden und wieder in die Spur zu kommen.“

Mannschaftskapitän Nico Kibat mahnt derweil zur Ruhe: „Wir liegen mit 9:9 Punkten im Soll und dürfen jetzt nicht in Hektik verfallen.“ (fb)

Spielverlauf: 1:0 (2.), 4:0 (10.), 6:1 (14.), 7:4 (20.), 8:6 (25.), 8:8 (27.), 9:9 (29.), 10:10 (30.) – 11:11 (36.), 14:12 (42.), 14:14 (44.), 14:16 (53.), 14:19 (60.).
Tore für den SV Henstedt-Ulzburg: Robert Schulze (5), Tim Völzke, Daniel Eggert (je 2), Julian Lauenroth, Florian Bitterlich, Tim Stefan, Jens Thöneböhn (1), Nico Kibat (1 Siebenmeter).

Die Tabelle der 2. Bundesliga