Norderstedt. 1275 Zuschauer sehen Norderstedts Erfolg gegen die U23 des Hamburger SV. Jan Lüneburg trifft nach der Pause per Doppelpack.

Der Geschlagene wählte große Worte. „Norderstedt war abgezockt und abgewichst. So spielt man um den Aufstieg mit.“ Nun ist Joe Zinnbauer Trainer des Hamburger SV II und nicht zuständig für die strategischen Planungen bei Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt. Aber die Selbstverständlichkeit, wie er die verdiente 0:2 (0:0)-Niederlage beschrieb, zeigt, dass die Anerkennung bei der Konkurrenz stetig zunimmt.

Doch nicht nur das. Ob nun das bundesligafreie Wochenende, die wachsende Neugier auf den Spitzenreiter oder eben der Reiz des Derbys – die Eintracht zog wie nie zuvor. Noch zehn Minuten nach Anpfiff standen Zuschauer bis zur Ochsenzoller Straße an, eigentlich hätte die Partie später beginnen müssen. Letztlich verkündete Stadionsprecher Ewald Koch 1275 Besucher, also einen neuen Rekord.

Und selbst wenn ein geschätztes Viertel von ihnen zu spät kam, sie verpassten zunächst nichts. Positiv gesehen, war die erste Halbzeit spannend. „Ausgeglichen, ohne große Chancen“, sagte Norderstedts Trainer Thomas Seeliger. Dafür mit intensiven Zweikämpfen, sodass Schiedsrichter Henrik Bramlage (VfL Oythe) in 90 Minuten insgesamt acht Gelbe Karten zückte.

Interessanter wurde es nach der Pause. Mit der großen Möglichkeit für HSV-Spielmacher Ahmet Arslan, der freistehend verzog (46.). Aber insbesondere mit einer Eintracht, die nun aggressiver nachsetzte – denn die Gäste strahlten kaum Gefahr aus, scheuten vielmehr das Risiko. „Meine Jungs haben sich reingebissen. In der zweiten Halbzeit haben wir den Druck erhöht“, so Thomas Seeliger. „Und wir sind sehr gefährlich nach Standardsituationen.“

Jan Lüneburg feiert den ersten seiner beiden Treffer zum 2:0-Sieg von Eintracht Norderstedt über das zweite Team des Hamburger SVI
Jan Lüneburg feiert den ersten seiner beiden Treffer zum 2:0-Sieg von Eintracht Norderstedt über das zweite Team des Hamburger SVI © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Den Beweis trat Philipp Koch in der 61. Minute an. Zweimal hatte der Kapitän schon gegen Hildesheim auf diese Art und Weise Tore vorbereitet, nun gelang es ihm schon wieder. Nutznießer war Jan Lüneburg. „Ich habe Philipp angezeigt, wo ich den Ball hinhaben wollte. Und wenn der Freistoß dann so perfekt kommt, ist es leicht.“ Das 1:0 (61.) gab dem Tabellenführer mächtig Rückenwind, während der HSV nicht in der Lage war, Strafraumszenen zu erzwingen. „Uns fehlt ein Killer“, gab Joe Zinnbauer später zu.

So einer wie Jan Lüneburg also. Dieser schnürte in der 83. Minute den Doppelpack. Übrigens wieder auf Vorlage von Philipp Koch. Für Lüneburg war es bereits der neunte Scorerpunkt im siebten Match. „Den HSV spielt man ja nicht mal so eben weg“, sagte der Stürmer trocken. Und doch zeigten die Gastgeber einfach die reifere Leistung, hatten die Begegnung fast durchweg im Griff. Zinnbauer räumte treffend ein: „Wir konnten über 90 Minuten nicht mithalten. Norderstedt hat Qualität und Erfahrung.“

Dass Neuzugang David Karg mithelfen kann, bewies dessen erster Einsatz – sogleich über die volle Distanz. „Er war ruhig und sachlich, hat wenig Fehler gemacht. Dafür, dass er erst zwei Wochen im Training ist, hat er wunderbar reingefunden“, so Thomas Seeliger. Karg selbst gab das Lob weiter. „Die Mannschaft hat toll gespielt. Wir hatten daran gearbeitet, dass wir kompakt stehen und dann über die Außen kommen.“

Das nächste Spitzenspiel steht bereits am nächsten Sonntag an, dann beim Drittliga-Aspiranten SV Meppen (14 Uhr). Den Druck verspüren aber weiterhin nur die Konkurrenten: „Joe sagt, dass wir um den Aufstieg mitspielen, aber ich lasse da die Kirche im Dorf“, sagte Thomas Seeliger.


Eintracht Norderstedt: Springer – Marxen, Petersen, Mandic, Lindener – Koch – Meyer (25. Kunath), Karg, Toksöz, Zekjiri (78. Kummerfeld) – Lüneburg (86. Schultz).

Zuschauer: 1275.

Die Tabelle der Regionalliga Nord