Norderstedt. Zwei verschossene Elfmeter, unzählige Missverständnisse – der Regionalligist unterliegt dem Abstiegskandidaten BV Cloppenburg mit 0:3.

Nein, das konnte nicht Eintracht Norderstedt sein, es musste sich um eine schlechte Kopie des doch so heimstarken Fußball-Regionalligisten handeln. Das dürften zumindest die 405 Fans gedacht haben, als sie mit ansahen, wie ihr Team im Edmund-Plambeck-Stadion von einer Verlegenheit in die nächste stolperte und Abstiegskandidat BV Cloppenburg damit einen 3:0 (1:0)-Auswärtssieg mehr oder weniger auf dem Silbertablett servierte. Nur: Es war keine optische Täuschung, wie gleich zwei Foulelfmeter verschossen wurden, wie zahllose Bälle verloren gingen oder planlos nach vorne gedroschen worden. Der Einsatz war zwar okay, aber die Konzentration eben mangelhaft. In dieser ausgeglichenen Staffel dann noch zu punkten, ist quasi unmöglich.

„Schon am Anfang waren wir zu langsam, hatten keinen Zugriff“, sagte Marius Browarczyk, der ja eigentlich einer derjenigen Akteure sein soll, die für Ordnung sorgen. Der Mittelfeldmann lief zwar viel, aber leider oftmals hinterher. Beispielsweise beim 0:1, als die Eintracht nach einem Freistoß weit in der gegnerischen Hälfte ausgekontert wurde. Letztlich stand Browarczyk im eigenen Strafraum allein, zwei Cloppenburger waren mitgelaufen, Tim Wernke ließ Norderstedts Keeper Johannes Höcker in der 25. Minute mit einem trockenen Rechtsschuss keine Abwehrchance.

Zur zweiten Halbzeit erhöhte Trainer Thomas Seeliger das Risiko, der zuletzt kaum berücksichtige Morike Sako sollte gemeinsam mit Jan Lüneburg eine wuchtige Doppelspitze bilden.

Nur: Meist wurden eher spekulativ und aus allen Lagen hohe Flanken in die vage Richtung des Duos geschlagen – durchdacht war das alles nicht. Anders als beim BVC, der sich über die linke Seite durchkombinierte, ehe im Rückraum der ungedeckte Nick Köster auf 0:2 erhöhte (58.). Gefühlt war das die Entscheidung. Doch nachdem die Eintracht ihrerseits Geschenke verteilt hatte, wollte Cloppenburg offenbar nachziehen. So riss Schlussmann Christian Meyer recht unmotiviert Yayar Kunath im Luftkampf um, der Foulelfmeter war unstrittig. Die etatmäßigen Schützen Philipp Koch und Linus Meyer saßen zu diesem Zeitpunkt allerdings schon draußen, waren jeweils nach schwachen Leistungen ausgewechselt worden. Deran Toksöz fühlte sich berufen, lief langsam an – und schob den Ball kläglich in die Arme von Goalie Meyer, der den Penalty sogar festhalten konnte (67.).

Dramaturgisch typisch war, dass wenig später das 0:3 folgte (72.), diesmal durch Andreas Gerdes-Wurpts, der gerade einmal eine halbe Minute auf dem Feld war. Unglücklich für die Eintracht, dass Yayar Kunath mit einem Distanzschuss bloß die Latte traf (78.). Und Slapstick pur, was beim zweiten Strafstoß in der 85. Minute geschah. Wieder war Kunath gefoult worden, nun wollte es Jan Lüneburg besser machen als Toksöz.

Der Angreifer ging entschlossen zum Punkt, wollte kraftvoll verwandeln, wenigstens ein persönliches Erfolgserlebnis verbuchen. Aber nicht an diesem Tag. Eintrachts bester Torschütze verriss den Elfmeter völlig, verfehlte nicht nur das Tor, sondern auch das gesamte Stadion – der Ball landete irgendwo auf der benachbarten Tennisanlage des TC Garstedt.

Was blieb, war ehrliche Selbstkritik. Der berühmte „gebrauchte Tag“ wurde herbeizitiert, Coach Seeliger gestand: „Cloppenburg hat mehr investiert.“ Innenverteidiger Marin Mandic beschrieb die Pleite ähnlich. „Das war vom Einsatz her zu wenig. Cloppenburg hatte die paar Prozent mehr, man hat gemerkt, dass die im Abstiegskampf drei Punkte brauchten.“ Er merkte aber auch an. „Von Platz fünf bis Platz zehn ist für uns weiter alles drin.“

Vorerst bleibt Eintracht Norderstedt Achter, hat zudem eine Partie weniger absolviert als die anderen Clubs im Tabellenmittelfeld. Thomas Seeliger: „Das 0:3 ist schade. Es geht für uns weiterhin darum, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.“

Tore: 0:1 Tim Wernke (25.), 0:2 Nick Köster (58.), 0:3 Andreas Gerdes-Wurpts (72.).
Zuschauer:
405.
Eintracht Norderstedt:
Höcker – Mandic, Rose, Kummerfeld – Kunath, Meyer (46. Sako), Koch(60. Güner), Browarczyk, Lindener (63. Pressel) – Lüneburg, Toksöz.

Tabelle der Regionalliga Nord