Bremen. Regionalligist Eintracht Norderstedt agiert trotz der klaren 1:5-Niederlage beim zweiten Team von Werder Bremen lange auf Augenhöhe.

Fußball ist ein Mannschaftssport, jedes Team gewinnt und verliert gemeinsam. Und doch muss die 1:5 (1:3)-Niederlage von Eintracht Norderstedt bei Werder Bremen II auf die individuelle Ebene her­untergebrochen werden Es war schließlich kein Zufall, dass Innenverteidiger Clifford Aniteye schon nach etwas mehr als einer halben Stunde ausgewechselt wurde – drei schlimme Fehler binnen drei Minuten hatten mehr oder weniger alles zunichte gemacht, was die Garstedter zuvor mit der besten Anfangsphase in diesem Jahr aufgebaut hatte.

„Hier wäre etwas machbar gewesen. Aber dann haben wir uns durch diese drei Dinger die Tür selbst zugeschlagen“, sagte Keeper Johannes Höcker – und lag mit dieser Einschätzung absolut richtig. Mit frechem Forechecking und direkten Angriffen erwischte die Eintracht den Titelanwärter auf dem falschen Fuß, ging früh durch das zehnte Saisontor von Jan Lüneburg in Führung, als der Angreifer einen Freistoß von Deran Toksöz am langen Pfosten per Kopf eindrückte (5.).

Trainer Thomas Seeliger regis­trierte, dass Norderstedt auf Augenhöhe war. „Wir haben es richtig gut gemacht und keine Chance für Werder zugelassen.“ Vielmehr zwang Toksöz mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze Bremens Schlussmann Michael Zetterer zu einer Glanztat (17.); einige Zeit lag eher das 0:2 als der Ausgleich in der Luft.

Der Bruch kam nach einer halben Stunde. Vollkommen unnötig ging Clifford Aniteye an der Torauslinie ins Tackling gegen Onur Capin und verursachte einen Strafstoß zum 1:1. Direkt im Anschluss war es eine missglückte Kopfballrückgabe, von der Max Wegner profitierte. Capin nutzte Aniteyes dritte Unaufmerksamkeit zum 3:1.

Die Eintracht fing sich zwar, die Moral stimmte rasch wieder, doch im zweiten Durchgang blieb die Begegnung zerfahren, ehe Werder in der Schlussphase gnadenlos nachlegte. Thomas Seeliger hatte da längst genug gesehen. „Ich stelle mich sonst immer vor die Jungs. Aber wenn ein Spieler drei so katastrophale Fehler macht, ist die ganze Mannschaft bestraft.“

Weil sein etatmäßiger Abwehrchef Marin Mandic aus beruflichen Gründen – der Polizeibeamte muss Spät- und Nachtschichten ableisten – nicht zur Verfügung steht und sich dies eventuell auch langfristig nicht bessern wird, fehlt ein Stabilisator. Seeliger: „Marin trainiert im Schnitt nur einmal pro Woche, so kann er nicht spielen.“ Der Coach pocht auf Verstärkungen. „Es fehlt an Qualität. Mit Blick auf die nächste Saison sehe ich dringenden Handlungsbedarf.“ (che)

Tore: 0:1 Jan Lüneburg (5.), 1:1, 2:1 Max Wegner (30./Foulelfmeter; 31.), 3:1 Onur Capin (33.), 4:1 Florian Grillitsch (82.), 5:1 Maximilian Eggestein (86.).Zuschauer: 529.Eintracht Norderstedt: Höcker – Güner, Aniteye(34. Bojadgian), Rose, Kummerfeld – Browarczyk – Kunath, Toksöz, Pressel (62. Meyer), Lindener (72. Ghazaryan) – Lüneburg.
Tabelle der Regionalliga Nord