Norderstedt. Regionalligist muss in der neuen Saison auf zwei Leistungsträger verzichten. Wie der Sportliche Leiter die Trennung begründet.

Die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt sind in die Vorbereitung auf die Saison 2024/2025 gestartet. Doch als Coach Jean-Pierre Richter sein Aufgebot zur Auftakt-Übungseinheit auf der Anlage an der Ochsenzoller Straße versammelte, fehlten zwei Spieler, die bislang zu den Stützen der Mannschaft gehört hatten.

Abwehrmann Juri Marxen und Offensivallrounder Kevin Prinz von Anhalt konnten sich mit dem Verein nicht über eine Verlängerung ihrer Verträge einigen. Aus anderen Gründen nicht vor Ort war Mittelfeldakteur Jonas Behounek. Er hatte den Clubverantwortlichen schon vor einiger Zeit mitgeteilt, dass er eine längere Fußball-Pause einlegen wird und zusammen mit seiner Ehefrau Australien erkunden möchte.

Eintracht Norderstedt: Publikumsliebling Juri Marxen kam 2011 vom HSV

Mit der Trennung von Juri Marxen (29), der bei seinen Auftritten im Edmund-Plambeck-Stadion wegen seines unnachahmlichen Laufstils und seiner Einsatzbereitschaft ein Publikumsliebling war, endet eine Ära. Er kam 2011 aus der U 17 des Hamburger SV nach Norderstedt und wurde in seinem letzten A-Jugend-Jahr in die damalige Oberliga-Mannschaft hochgezogen.

An den großen Erfolgen der Eintracht, dem Aufstieg in die Regionalliga Nord, den Siegen im Hamburger Pokalwettbewerb sowie den Auftritten im DFB-Pokal war er maßgeblich beteiligt. In die Vereinshistorie eingehen wird die Antwort, die er den früheren Trainern Jens Martens und Olufemi Smith gab, nachdem diese ihn wegen schlechter Leistungen zu einem Krisengespräch gebeten hatten. „Ich kann die Kritik nachvollziehen. Aber wenn es darauf ankommt, spiele ich ja doch immer“, antwortete er ebenso ruhig wie kess.

Defensivspieler belegt Platz vier in ewiger Pflichtspielliste der Eintracht

Marxen, der sich in der abgelaufenen Saison mit Ersin Zehir das Amt des Mannschaftskapitäns teilte, hat für Eintracht Norderstedt 261 Partien als Rechts- und Linksverteidiger, aber auch im Mittelfeld absolviert. Er belegt damit hinter Philipp Koch, Dane Kummerfeld und Jan Lüneburg den vierten Platz in der ewigen Pflichtspiel-Liste des Fußballclubs.

Der Sportliche Leiter Denny Schiemann begründete die überraschende Trennung so: „Wir haben mit Juri seit Januar gesprochen und ihm drei Angebote gemacht, aber nachdem er das letzte abgelehnt hat, war die Tür zu.“ Juri Marxen zeigte sich vom harten Kurs des Vereins überrascht: „Ich wollte bei Eintracht weitermachen, glaube, dass ich keine unerfüllbaren Forderungen gestellt habe und hätte nie gedacht, dass wir uns am Ende nicht einigen.“

Kevin Prinz von Anhalt glänzte mit Toren und turnerischen Einlagen

Kevin Prinz von Anhalt (29), Spitzname Prinz, kam vor der Serie 2023/2024 vom Oberligisten Altona 93 zu Eintracht Norderstedt und wurde auf Anhieb Stammspieler. Er begeisterte die Zuschauer nicht nur mit zehn Treffern, sondern auch mit beeindruckenden turnerischen Einlagen nach seinen Torerfolgen.

Kevin Prinz von Anhalt hat in der Regionalliga Punktrunde 2023/2024 zehn Tore für Eintracht Norderstedt erzielt.
Kevin Prinz von Anhalt hat in der Regionalliga Punktrunde 2023/2024 zehn Tore für Eintracht Norderstedt erzielt. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Von Anhalt verpasste in der Punktrunde lediglich ein Spiel wegen einer Gelbsperre und fiel in den letzten drei Partien verletzungsbedingt aus. Schiemann: „Wir wollten ihn gern behalten, aber Kevin hat in den Vertragsgesprächen lange gepokert und auf ein Angebot aus der 3. Liga gehofft. Trotz guter Gespräche mussten wir uns letztlich gegen ihn entscheiden.“

Außenbahnspieler Eric Gueye zieht es zu Rot-Weiß Oberhausen

Außenbahnspieler Eric Gueye, der für Eintracht Norderstedt in allen Spielen der Rückrunde zum Einsatz kam, hatte schon bei seiner Verpflichtung im Winter klargemacht, dass er seine Zukunft in einer anderen Regionalliga sieht. Gesagt, getan: Der 24-Jährige hat sich dem ambitionierten Traditionsverein Rot-Weiß Oberhausen (Regionalliga West) anschlossen.

Vom Oberliga-Absteiger TuS Osdorf kam Verteidiger Incheol Choi (26) im Sommer 2023 nach Norderstedt, wo er in 13 Regionalliga-Partien eingesetzt wurde. Auch er steht nicht mehr zur Verfügung: Der Südkoreaner wird sich vermutlich einen Club in der Oberliga suchen.

Eintracht Norderstedt: Talent Noah Musse zieht es in die Oberliga

Letzter Abgang ist Noah Musse. Der 20-Jährige wurde vor der Saison aus der U 19 hochgezogen. Nach vielversprechendem Start warfen ihn immer wieder gesundheitliche Probleme zurück, er kam 2024 gar nicht mehr zum Einsatz. Auch ihn zieht es nun in die Oberliga.

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Um ein Jahr verlängert wurde hingegen das Arbeitspapier von Ayoub Akhber (21). Er kam im Regionalliga-Team von Eintracht Norderstedt zu elf Kurzeinsätzen und erzielte dabei zwei Tore, ehe er sich einen Kreuzbandriss zuzog. Nun bekommt der talentierte Stürmer die Möglichkeit, seine Verletzung in Ruhe auszukurieren und dann neu anzugreifen.

Neu angreifen will auch André Wallenborn (29), dessen Qualitäten in der Innenverteidigung und als Linksverteidiger unbestritten sind. Leider verpasste er verletzungsbedingt große Teile der Saison, war in der entscheidenden Phase aber mit am Start und verhalf der Mannschaft mit guten Leistungen zum Klassenerhalt.