Henstedt-Ulzburg. Für Neubau des Tierheims sind mehrere Grundstücke in der Region geeignet. Jetzt sind Städte und Ämter am Zug. Das sagt die Leiterin.
Der Grundsatzbeschluss ist etwas mehr als ein halbes Jahr alt, er fiel 2023 knapp vier Wochen vor Weihnachten. Das Tierheim in Henstedt-Ulzburg, geplagt von chronischer Platznot und schlechtem Gebäudezustand, soll neu gebaut werden, entschied damals der zuständige Zweckverband Fundtiere Segeberg-West. In diesem sind Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Ellerau sowie drei Ämter (Kisdorf, Kaltenkirchen-Land, Auenland Südholstein) organisiert. Sie haben die Aufnahmestation an den Verein Tierschutz Henstedt-Ulzburg vermietet, kommen für die Finanzierung auf. Und werden in diesem Sommer darüber abstimmen, wo ein neues Tierheim entstehen soll.
Es wird ein außergewöhnliches Projekt. Das zeigt sich bereits bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Rund 11.000 Quadratmeter wären nötig, hieß es im November, heute stehen im Vergleich dazu nur 4000 Quadratmeter zur Verfügung. Die erste Idee: Man könnte in Henstedt-Ulzburg, vielleicht sogar unweit des jetzigen Standortes am Kirchweg 124, bauen. Doch daraus wurde nichts, genauso wenig haben die anderen Kommunen passende Flächen zur Verfügung.
Tierheim Henstedt-Ulzburg: Neuer Standort in Aussicht
Aber Katja Vogel, die Leiterin des Tierheims, übernahm selbst die Initiative und kontaktierte den Kreisbauernverband. Dieser wurde gebeten, die Suchanfrage über seine Kanäle zu verbreiten. Und tatsächlich: Es haben sich einige Landwirte gemeldet. Eine Bedingung: Es musste im Gebiet des Zweckverbandes liegen und möglichst nicht mit einem Stall oder ähnlichen Gebäuden bebaut sein. Und: „Für uns ist die Anbindung wichtig“, so Vogel. Nicht nur mit dem Auto, „viele nutzen auch den ÖPNV“. Also sollte eine Bushaltestelle oder ein AKN-Anschluss in der Nähe sein.
Wo sich die Grundstücke befinden, die in der engeren Auswahl sind, ist noch vertraulich, das wird im Juli präsentiert, dann wird sich der Zweckverband zu einer öffentlichen Sitzung treffen. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Generell ist die Koordination hier schwierig, das Gremium trifft sich weitaus seltener als ein kommunaler Fachausschuss.
Es soll deutlich mehr Räume für Hunde, Katzen, Nagetiere und Vögel geben
Und: Es hat sich wesentlich verändert seit dem letzten Treffen. Zwar ist weiterhin Ulrike Schmidt, Bürgermeisterin von Henstedt-Ulzburg, die Vorsteherin. Aber mittlerweile haben sowohl die neue Oberbürgermeisterin von Norderstedt (Katrin Schmieder) als auch Kaltenkirchens neuer Bürgermeister Stefan Bohlen ihre Jobs angetreten. „Beide haben sich unser Tierheim bereits angeschaut, sie sehen das Problem und kümmern sich“, berichtet Vogel. „Die Hoffnung ist, dass es eine Entscheidung in eine bestimmte Richtung gibt, denn das Planen und Bauen werden ja drei bis fünf Jahre dauern.“
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Die Situation vor Ort ist unverändert prekär. Weiterhin ist die Feuchtigkeit im Tierheim ein großes Problem, die Ursache ließ sich bislang nicht klären. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das eine potenziell gesundheitsgefährdende Schimmelbelastung, dazu fehlen eine Umkleide und ein separater Aufenthaltsraum. Auf der anderen Seite wird alles getan, damit möglichst viele Tiere aufgenommen werden können, ob nun Hunde, Katzen, Vögel oder Kleintiere wie Meerschweinchen. All diese Bereiche sollen bei einem Neubau deutlich vergrößert werden, auch neue Quarantäne- und Iso-Stationen sind fest vorgesehen.
Tierheim Henstedt-Ulzburg: „Wir haben aktuell keinen einzigen freien Platz“
Derzeit wird die vorhandene Kapazität ausgereizt. Katja Vogel: „Wir haben noch einmal zwei Hundezwinger gebaut, weil wir so viele Tiere auf der Warteliste haben.“ Aber das Grundstück sei „bis auf den letzten Zentimeter vollgepflastert, jetzt geht nichts mehr. Wir haben aktuell keinen einzigen freien Platz“. Sie fügt an: „Wenn wir mehr Platz schaffen, brauchen wir auch mehr Personal. Wir haben viele Ehrenamtliche, aber gerade für die Hunde, die verhaltensauffällig sein können, brauchen wir Fachpersonal.“ Eine gute Nachricht: Zum August beginnen zwei neue Auszubildende ihre Lehrzeit im Tierheim.
Weiterhin gebe es viele Sicherstellungen durch Ordnungsbehörden, berichtet Vogel. Schon 2023 waren es über 100. Teilweise werden Tiere dann in einer Pension untergebracht, aber das ist in der Regel nur für den Übergang. Und auch die Sommerferien sorgen erfahrungsgemäß für Zuwachs. „Die Leute bringen aus dem Urlaub alles Mögliche mit, Hunde oder Katzen aus Sheltern, wissen dann zu Hause nicht mehr, was sie damit anfangen sollen.“ Dann rufen sie oftmals in Henstedt-Ulzburg an – was immerhin noch besser ist, als die Tiere irgendwo an einer Autobahnraststätte auszusetzen. Denn auch das passiert leider häufig.