Norderstedt. Kriminalstatistik 2023: Starker Anstieg bei minderjährigen Tatverdächtigen in Norderstedt. Was die Polizei zu den Gründen sagt.

In Norderstedt bekamen es im vergangenen Jahr viel mehr Jugendliche als noch 2022 wegen Drogendelikten mit der Polizei zu tun. Die Zahl der jugendlichen bei sogenannten BTM-Delikten stieg um fast 40 Prozent – das ist ein Ergebnis der Kriminalstatistik 2023 für die Stadt Norderstedt, die jetzt vorliegt.

Zwar ging allgemein die Zahl der Tatverdächtigen unter 18 Jahre zurück, aber in zwei Bereichen stiegen die Zahlen. Bei den sogenannten Rohheitsdelikten (etwa: Körperverletzung, Raub, Freiheitsberaubung) stieg sie von 87 auf 93. Bei Rauschgiftdelikten gab es im vergangenen Jahr 47 junge Tatverdächtige, 2022 waren es noch 28 gewesen.

Drogenkriminalität Norderstedt: Polizei schnappt immer mehr Jugendliche

„Der deutliche Anstieg der jugendlichen Straftäter bei BTM-Delikten erklärt sich mit den verstärkten Kontrollen durch die Polizei in den Kontrollgebieten an den Bahnhöfen“, sagt Uwe Brümmer, Leiter der Kriminalpolizeistelle Norderstedt. Seit einiger Zeit gelten die U-Bahnhöfe Garstedt und Norderstedt-Mitte als Zonen, in denen verstärkt kontrolliert werden kann und in denen es auch verstärkt Streifengänge gibt. Diese Einstufung wurde gerade erst bis 30. Juni verlängert.

Chef der Kripo: „Sinkende Hemmschwelle bei Konflikten“

Allgemein deutlich erkennbar sei eine „sinkende Hemmschwelle bei Konflikten“ sagt Uwe Brümmer. Dazu passt, dass es landesweit einen deutlichen Anstieg (16,3 Prozent) von Straftaten mit dem Messer gab. Ins Bild passt auch der Anstieg bei den Rohheitsdelikten in Norderstedt. Nicht nur bei Jugendlichen, auch insgesamt stieg die Zahl der Delikte. 2023 wurden 650 Fälle angezeigt, 2022 waren es noch 580. Es wurden auch deutlich mehr Körperverletzungen angezeigt, die Zahl stieg von 440 auf 493.

Insgesamt wurden in Norderstedt 4867 Straftaten angezeigt (2022: 4414), darunter Diebstahl (1909 Fälle), Sachbeschädigung (525), Betrug (456), Wohnungseinbruch (60), der Besitz von Kinderpornographie (20) oder vorsätzliche Brandstiftung (15). Die Aufklärungsquote lag bei 51,6 Prozent (2022: 48,9 Prozent).

Auffällig: Viel mehr Sexualdelikte angezeigt als 2022

Auffällig ist ein starker Anstieg bei den angezeigten Sexualdelikten. 2023 gab es 98 solcher Fälle, 2022 nur 51. Auch in den Jahren 2021 und 2020 lag die Zahl dieser Anzeigen deutlich niedriger. Dazu Uwe Brümmer: „Ich vermute bei den Sexualdelikten durch die öffentlichen Diskussionen (z.B. MeToo) eine höhere Anzeigenbereitschaft.“

Brümmer weist allerdings darauf hin, dass das „Dunkelfeld“ in diesem Bereich immer noch sehr hoch sei – viele Fälle werden also nach wie vor nicht angezeigt. Nach Schätzungen der Polizei liegt das „Anzeigeverhalten bei Sexualdelikten“ bei nur 1,1 Prozent. Wird so ein Delikt allerdings angezeigt, ist die Chance hoch, dass es auch aufgeklärt wird. Die Aufklärungsquote lag hier 2023 bei 81,6 Prozent. Zum Vergleich: Bei Wohnungseinbrüchen sind es in Norderstedt 5 Prozent.

37 Prozent der Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass

Im Zusammenhang mit den 4867 Straftaten wurden 2000 Tatverdächtige ermittelt. Als „Tatverdächtige bereits in Erscheinung getreten“ waren davon knapp 38 Prozent. Gut 11 Prozent standen zur Tatzeit unter Alkoholeinfluss. 1554 Tatverdächtige waren männlich, 446 weiblich.

Fast 37 Prozent der Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass. 83 der 732 Tatverdächtigen ohne deutschen Pass waren Asylbewerber. Generell gab es einen Anstieg von Tatverdächtigen nicht deutscher Nationalität um 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Die Polizei erfasste 428 Tatverdächtige, die jünger als 21 Jahre waren. 54 waren jünger als 14, im Vorjahr waren es allerdings noch 83 gewesen. Auch sogenannte Intensivtäter wurden im Bereich der Jugendkriminalität erfasst. 2023 waren es 17, 15 davon männlich, zwei weiblich. Elf dieser Intensivtäter hatten einen deutschen Pass.