Hamburg. Dorfclub aus dem Kreis Segeberg schafft den Sprung in die Regionalliga Nord. Dramatisches Duell mit Altona 93 entscheidet sich spät.
- Nach Halbzeit-Rückstand dreht der SV Todesfelde die wilde Partie
- Noch nie hat der Dorfverein in der Regionalliga gespielt
- Partynacht mit Hunderten Fans
Der schleswig-holsteinische Oberliga-Meister SV Todesfelde ist durch ein verrücktes 5:3 (2:3) vor 4116 Zuschauern beim Hamburger Oberliga-Titelträger Altona 93 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die Regionalliga Nord aufgestiegen. Für den Club aus dem Dorf im Kreis Segeberg wird es damit unter anderem in der Saison 2024/2025 erstmals überhaupt zum Derby gegen Eintracht Norderstedt kommen.
„Eine geile Partie! Vor zwei Jahren haben wir hier an der Adolf-Jäger-Kampfbahn mit 0:2 in der Aufstiegsrunde gegen den Bremer SV verloren und es nicht gepackt. Deshalb fühlt sich dieses Ergebnis heute umso genialer an. Jetzt feiern wir die ganze Nacht“, rief Todesfeldes Doppeltorschütze Marco Pajonk ins Mikrofon, bevor er mit seinen Teamkollegen die Feier mit den mitgereisten 300 Fans auf dem Rasen fortsetzte. „Geile Truppe, geiles Dorf, geiler Support“, brachte Trainer Björn Sörensen die fantastische Stimmung treffend auf den Punkt.
Fußball: Acht-Tore-Wahnsinn in Altona! SV Todesfelde feiert Aufstieg
Sörensen und Pajonk – sie waren die Schlüsselfiguren dieses Sieges. Der Coach hatte sich überraschend entschieden, seinen Top-Torjäger Morten Liebert zunächst auf der Bank zu lassen. Der taktische Grund: Gegen die mannorientierte Altonaer Verteidigung wollte Sörensen statt des bulligen Zielspielers Liebert den kleinen, beweglicheren Pajonk im Offensivzentrum Lücken reißen sehen. Eine Taktik, die schon mit dem ersten Angriff nach 50 Sekunden aufging. Til Weidemann suchte Pajonk im Sechzehner, dessen schicke Vorlage mit der Hacke er im langen Eck zum 1:0 für die Gäste versenkte.
Auch danach bekam Altona vor allem Pajonk nie zu fassen, hatte aber auch Probleme mit Todesfeldes schnörkellosen Offensivspiel. Wobei auch die Gastgeber spielerisch zu überzeugen wussten. Trotz feiner Kombinationen brach nun aber zunächst die Zeit der Standardsituationen an – begünstigt durch zwei sehr schwache Defensivreihen. Michael Ambrosius köpfte nach einem langen Einwurf Altonas ebenso unbedrängt zum 1:1 ein (9.) wie Dustin Thiel nach einer Ecke von Mats Klüver zur erneuten Todesfelder Führung (19.).
Trotz Halbzeit-Rückstand hatte Coach Sörensen „ein gutes Gefühl“
Das 2:2 fiel dagegen vom Elfmeterpunkt. Christian Rave sollte bei einem Freistoß abseits des Balles AFC-Stürmer Rasmus Tobinski geklammert haben. Raves vehemente Proteste halfen nichts, Pascal El-Nemr verwandelte rechts halbhoch zum vierten Treffer des Tages (22.). Der fünfte fiel nach einer wunderschönen Kombination Altonas samt Flugkopfball von Tobinski in den Todesfelder Kasten zum 3:2 für die Gastgeber (34.).
Gerade jetzt, wo Altona eigentlich vom Spielverlauf her endgültig hätte Oberwasser bekommen müssen, hatte Björn Sörensen aber, wie er hinterher bekannte, auf der Bank ein gutes Gefühl. „Ende der ersten Halbzeit war zu merken, dass Altona Probleme bekommt, wenn wir die Räume konsequent bespielen, die sie uns anbieten.“
Nach ein paar taktischen Feinjustierungen in der Halbzeitpause ging Todesfelde dieses Unterfangen in der zweiten Halbzeit mit viel Elan an – und dominierte die Partie nun klar. Weidemann vergab zunächst das 3:3 (54.), doch Pajonk holte dies wenig später auf Vorlage von Rafael Krause nach (57.). Todesfelde blieb nun dran und besorgte sich die dritte Führung – und wieder war es ein Standardtor. Bei einer Ecke auf den kurzen Pfosten schlief Altona komplett und Pajonk nickte seelenruhig zum 4:3 ein (67.).
In der zweiten Halbzeit ist Todesfelde stabiler – Altona bricht ein
Altona reagierte geschockt, fand seine spielerische Linie nicht mehr wieder. Todesfelde, angetrieben vom lautstarken Tribünen-Support seiner entzückten Anhänger, wirkte mental stabiler und hatte konditionell ebenfalls deutlich mehr zuzusetzen. Schließlich sorgte Julius Kliti mit seinem 5:3 für die Entscheidung (87.). Mit dem Abpfiff stürmten die Todesfelder Anhänger zur friedlichen Feier auf den Rasen.
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„Vier bis fünf unserer Spieler sind bis an die Krämpfe gegangen. Das zeigt, welchen Aufwand wir in diesem wilden Spiel betrieben haben. Aufgrund der zweiten Halbzeit sind wir der verdiente Sieger“, analysierte Todesfeldes scheidender Sportchef Jens Martens die Partie. „Auch für mich ist das natürlich ein traumhafter Abschluss. Nun ist der Auftrag, diese Mannschaft in die Regionalliga Nord zu führen, tatsächlich von uns allen als Team erfüllt worden.“
SV Todesfelde: Am Sonntag steigt die Aufstiegsparty gegen Werder Bremen II
In diese Regionalliga Nord will der Dorfclub, so Coach Sörensen, „nur mit punktuellen Verstärkungen gehen. Der Kern des Teams, auf das ich unglaublich stolz bin, wird zusammenbleiben. Wilde Verpflichtungen werden wir nicht tätigen. Das passt auch nicht zu Todesfelde“.
Danach waren seine Gedanken zunächst bei der kommenden Partynacht („Wir machen bestimmt etwas. Organisiert ist nichts. Aber das Team bekommt sicher einen kleinen Empfang in Todesfelde“) und beim nun sportlich bedeutungslosen zweiten Aufstiegsrundenspiel am kommenden Sonntag (15 Uhr, Joda-Sportpark) gegen die ebenfalls aufgestiegene U23 von Werder Bremen. Sörensen: „Wir werden das Spiel selbstverständlich ernst nehmen. Werder Bremen kommt auch nicht alle Tage nach Todesfelde. Das wird noch mal ein richtiges Fußballfest für uns und unsere Fans.“
Viele weitere Fußballfeste in der Regionalliga Nord sollen bald folgen...