Ellerau. Auseinandersetzung zwischen Autofahrern in Ellerau endet mit Scheinhinrichtung in einer Sackgasse. Das Ausmaß der Gewalt erschreckt.
Der Streit zwischen Autofahrerinnen und Autofahrern auf deutschen Straßen kennt viele gewalttätige und drastische Geschichten der Eskalation. Der Fall, der am Dienstag, 4. Juni, vor dem Amtsgericht in Norderstedt verhandelt wird, stellt aber viele davon im Ausmaß seiner Brutalität in den Schatten. Ein nichtiger Zank endete mit einer Scheinhinrichtung in einer Sackgasse.
Zugetragen haben soll sich der Vorgang am 4. Oktober 2023 auf einer Straße in Ellerau im Kreis Segeberg. Ein 22-Jähriger war dort mit seinem Wagen unterwegs. Und angeblich soll er damals in Schlangenlinien gefahren sein. Laut der Staatsanwaltschaft in Kiel habe ein Mann in seinem Wagen dem 22-Jährigen ausweichen müssen.
Verkehrsstreit extrem: An der Ampel ging es los
Aufgebracht verfolgte der Mann den 22-Jährigen bis zu einer Ampel. Als die Autos bei Rot zum Stehen kamen, stieg der Mann aus und wollte den 22-Jährigen zur Rede stellen. Er soll ihn laut Anklage gefragt haben, „ob er besoffen“ sei. Das genügte, um den 22-Jährigen komplett eskalieren zu lassen.
Er soll sofort aufbrausend reagiert haben, aus seinem PKW gestiegen und dem Mann gefolgt sein, der wieder zurück zu seinem Auto gelaufen war. Der 22-Jährige soll dann auf das Fahrzeug des Mannes eingetreten haben. Der Mann versuchte nun, der weiteren Eskalation aus dem Weg zu gehen und fuhr mit seinem Wagen weiter.
Verfolgungsjagd bis in eine Sackgasse
Doch für den 22-Jährigen war die Sache damit nicht erledigt – bei Weitem nicht. Er setzte sich in seinen Wagen und verfolgte den Mann. Die Jagd soll dann in einer Sackgasse in Ellerau ihr Ende gefunden haben. Beide Autos kamen zum Stehen. Der 22-Jährige soll aus seinem Wagen ausgestiegen und auf das Fahrzeug des Mannes zugetreten sein.
Er soll die Wagentür aufgerissen und eine Waffe gezückt haben. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, handelte es sich um keine scharfe Waffe, aber um eine „echt aussehenden Schreckschusswaffe“. Diese soll der 22-Jährige seinem Kontrahenten vor die Nase gehalten und ihn aufgefordert haben, sich an einen Zaun neben den Autos zu stellen.
Waffenlauf bis tief in den Hals gedrückt
Das eingeschüchterte Opfer kam dem nach. Als er am Zaun stand, soll der 22-Jährige ihm den Lauf der Waffe tief in den Halsbereich gedrückt haben. Dabei forderte er, dass der Mann sich für sein Vorgehen an der Ampel entschuldigen solle. Offenbar verängstigt soll der Mann nachgegeben und sich entschuldigt haben.
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Danach ließ der 22-Jährige von ihm ab und fuhr mit seinem Wagen davon. Doch nur wenige Minuten später sei er ohne Fahrzeug erneut zurückgekommen und ging wieder auf sein Opfer los. Dieses Mal soll er die Waffe dem Mann an den Hinterkopf gehalten und mehrmals nachgeladen haben und wieder aufgefordert haben, sich zu entschuldigen.
Verkehrsstreit extrem: Schläge mit Waffe auf den Kopf
Nun wehrte sich das Opfer, es soll zu einer Rangelei gekommen sein, bei der der 22-Jährige seinem Opfer mit der Faust ins Gesicht schlug und mit dem Griff der Waffe mehrmals auf den Hinterkopf. Der Mann trug eine Platzwunde davon.
Angeklagt wird der 22-Jährige nun vor dem Amtsgericht in Norderstedt wegen gefährlicher Körperverletzung. Die öffentliche Verhandlung beginnt am 4. Juni, um 10.30 Uhr, im Saal F des Gerichtes.