Todesfelde. Beim Spiel gegen Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck roch es nach einer Sensation. Dann kam es zu einem spielentscheidenden Freistoß.

Einige Kicker vom SV Todesfelde legten die Silbermedaille, die sie gerade von Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack umgehängt bekommen hatten, gleich wieder ab. Zu groß war noch die Enttäuschung über das 1:3 (1:1) des SV Todesfelde (Oberliga SH) kurz zuvor im SHFV-Lotto-Pokalfinale von Schleswig-Holstein vor 1500 Zuschauern im ausverkauften Joda-Sportpark gegen den klassenhöheren 1. FC Phönix Lübeck aus der Regionalliga Nord.

Nichts war es mit dem erneuten Einzug in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, die dem Verein 216.000 Euro Antrittsgeld gebracht hätten. Geld, über das sich nun der Pokalsieger aus Lübeck freuen kann. 2020 hatten die Todesfelder den Pott gewonnen und anschließend im DFB Pokal nur knapp mit 0:1 gegen den VfL Osnabrück (2. Bundesliga) verloren.

Während die Spieler von Phönix mit ihren Fans in Todesfelde feierten, mussten sich die tapferen „Dorfkicker“ aus Todesfelde von ihren Fans trösten lassen. „Was das Dorf hier immer wieder auf die Beine stellt, ist unfassbar. Das ist der absolute Wahnsinn“, bedankte sich SVT-Trainer Björn Sörensen bei den Zuschauern, die die Gastgeber 90 Minuten lang nach vorne trieben.

SV Todesfelde „dreht durch“ und trifft

SVT-Sportchef Jens Martens muss nach der Niederlage Felix Möller trösten.
SVT-Sportchef Jens Martens muss nach der Niederlage Felix Möller trösten. © Michael Eggert | Michael Eggert

„Durchdrehen Todesfelde“ war vor dem Anpfiff auf einem Banner zu lesen. Und der Oberliga-Meister hielt sich daran. Schon nach 120 Sekunden prüfte Julius Jamal Kliti das erste Mal FC-Torhüter Carl Leonhard. Eine Minute später stand Kliti dann da, wo ein Stürmer stehen muss. Leonhard konnte einen Schuss nur nach vorne abklatschen. Direkt vor die Füße von Kliti der zum umjubelten 1:0 abstaubte (3.).

„In der ersten Viertelstunde haben wir ganz stark gespielt und völlig verdient das 1:0 gemacht“, lobte der scheidende SVT-Sportchef Jens Martens. Doch der Gegentreffer schien die Lübecker geweckt zu haben. Einen Kopfball von Kapitän Haris Hyseni konnte SVT-Schlussmann Fabian Landvoigt gerade noch entschärfen (5.).

Die Gäste spielten weiter mit Köpfchen. Nach einer Berger-Ecke kratzte Kliti einen Kopfball von Obinna Iloka gerade noch so von der Linie (25.). Kurz darauf schepperte es im Todesfelder Kasten: im Anschluss an eine weitere Ecke von Johann Berger köpfte Abwehrspieler Kevin Ntika unhaltbar zum 1:1 ein (27.). „Wir wussten, dass wir viele Konter spielen müssen. Leider bekommen wir dann zwei Tore nach Standards“, sagte SVT-Kapitän Kai-Fabian Schulz über die wohl spielentscheidende Szene aus der 54. Minute.

Ballverlust, Foul und Freistoßtor

SVT-Kapitän Kai-Fabian Schulz bekommt von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack die Silbermedaille umgehängt.
SVT-Kapitän Kai-Fabian Schulz bekommt von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack die Silbermedaille umgehängt. © Michael Eggert | Michael Eggert

Todesfelde hatte sich den Ball am eigenen Strafraum erkämpft und war im Vorwärtsgang. Mats Klüver ließ sich die Kugel dann aber von Leander Fritzsche wieder abluchsen und brachte diesen 20 Meter vor dem SVT-Tor zu Fall. Den fälligen Freistoß setzte Johann Berger aus zentraler Position links an der Mauer vorbei zum 2:1 für den 1. FC Phönix Lübeck ins Netz.

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„Es ist schon sehr ärgerlich, dass wir gleich zwei Tore durch Standardsituationen kassiert haben“, haderte SVT-Coach Björn Sörensen. Anschließend kontrollierten die Gäste das Spiel, die mit goldenen Rückennummern und Spielernamen auf ihren Trikots angetreten waren. SVT-Torhüter Fabian Landvoigt musste noch den einen und anderen Schuss parieren.

Die beste Möglichkeit zum Ausgleich und damit zur Verlängerung verpasste Todesfeldes Til Weidemann, als er nach einem Freistoß den berühmten einen Schritt zu spät kam (70.). In der Nachspielzeit erhöhte Vjekoslav Taritas nach einer schönen Einzelleistung noch auf 3:1 für den letztjährigen Regionalliga-Dritten (90. +1.). Todesfeldes Niklas Sabas sah nach einer Tätlichkeit noch die Rote Karte (90. +2.).

Phönix Lübeck feierte am Timmendorfer Strand

SHFV-Lotto-Pokalsieger 2024: der 1. FC Phönix Lübeck.
SHFV-Lotto-Pokalsieger 2024: der 1. FC Phönix Lübeck. © Michael Eggert | Michael Eggert

Lübecks Sportdirektor Frank Salomon war hinterher ziemlich erleichtert über den Sieg im Landespokal und den damit verbundenen Einzug in den DFB-Pokal: „Wir wussten, dass es hier mit diesen Fans im Rücken nicht einfach wird für uns. Am Ende haben wir unsere tolle Saison in der Regionalliga mit dem Pokalsieg gekrönt.“ Auf die Frage, wen er sich denn nun als Gegner für die 1. Runde im DFB-Pokal wünsche, antwortete Salomon: „Eintracht Frankfurt. Aus ganz persönlichen Gründen. Ich würde aber auch alle anderen nehmen, gegen die wir eine Chance hätten, in die 2. Runde einzuziehen.“

Und was machen die Lübecker mit den 216.000 Euro Siegprämie?: „Davon fährt der Sportdirektor jetzt erstmal in den Urlaub. Und wenn er wieder da ist, gucken wir mal, was noch übrig ist“, sagte Salomon lächelnd, ehe er mit dem Team zum Feiern nach Timmendorfer Strand fuhr.

SV Todesfelde: Spiele gegen Altona 93 und Werder Bremen

Den Kickern vom SV Todesfelde bleibt gar nicht viel Zeit, über die Niederlage nachzudenken. Als Meister der Oberliga Schleswig-Holstein geht es in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord am kommenden Mittwoch (29. Mai, 19.30 Uhr, Adolf-Jäger-Kampfbahn) zum FC Altona 93. Am Sonntag, 2. Juni, steigt dann im heimischen Joda-Sportpark das Duell gegen den SV Werder Bremen II.

Am Ende der Runde könnte für den SVT der erstmalige Aufstieg in die 4. Liga stehen: „Vielleicht erleben wir ja noch ein großes Spiel hier bei uns im Stadion. Top-Favorit ist für mich Werder Bremen II. Unsere Chancen gegen Altona würde ich bei fifty-fifty sehen“, erklärt Jens Martens während er mitansehen musste, wie die Lübecker im Joda-Sportpark den Silber-Pokal in die Höhe stemmten.