Bad Segeberg. Die Vorbereitungen für die Karl-May-Saison erreichen ihren Höhepunkt. In der kommenden Woche beginnen die Proben in der Kalkberg-Arena.
Das Abenteuer kann beginnen: Rund um den Kalkberg in Bad Segeberg wird alles für die Karl-May-Saison 2024 vorbereitet. Die Pferde sind fit, die Darsteller kennen ihre Texte, und die Bühnenarbeiter warten nur noch darauf, dass die Konzertbühne abgebaut wird, damit sie mit dem Aufbau der Kulissen beginnen können. In der kommenden Woche beginnen die Proben für die 71. Spielzeit. „Winnetou II – Ribanna und Old Firehand“ hat am 29. Juni Premiere. Bis zum 8. September ist dass Stück zu sehen.
Einer, der schon seit Wochen die Minuten bis zum Beginn der Proben zählt, ist Joshy Peters, der in diesem Sommer zum 30. Mal in den Sattel seine Mustangs schwingen wird, um mit ihm durch die Prärie der Kalkberg-Arrena neuen Abenteuern entgegenzureiten. Sie ist nach Ansicht des in Bad Segeberg besonders populären Schauspielers „das schönste Theater der Welt“ Joshy Peters schreibt in seinem Instagram-Account: „Ich werde bis dahin an den Nägeln kauen, die Minuten zählen und dem erste Probentag entgegenfiebern.“
Karl-May-Spiele: Warum Winnetou in einem Konferenzraum proben muss
Lange muss er nicht mehr kauen: Die Proben beginnen am Montag. Allerdings nicht auf der großen Bühne, weil dort noch viele Helfer mit dem Abbau der Konzertbühne beschäftigt sein werden. Geübt wird zunächst im Konferenzraum des Karl-May-Blockhauses neben dem Zuschauereingang. Die Proben beginnen mit einer Lesung in großer Runde. Danach folgen Textproben zu den einzelnen Bildern des Stücks.
Dabei kommt dann eine Errungenschaft zum Einsatz, die im vergangenen erstmals in einem Ausstellungsraum des Indian Villages zu sehen war: Das 3D-Modell im Maßstab 1:64. „Unser Regisseur Nico König zeigt den Schauspielern an diesem Modell wo sie auftreten und wie sich die Szenen entwickeln“, sagt Produktionsleiter Stefan Tietgen. Und auch Karl-May-Medien-Sprecher Michael Stamp ist froh, dass es diese Bühne im Kleinformat gibt. Er weiß ganz genau, was dort auf der kleinen und später auf der großen Bühne passieren wird: Stamp ist gleichzeitig der Autor der Bühnenfassung. Schon seit vielen Jahren verlassen sich die Regisseure und Schauspieler auf seine Intuition.
Das Karl-May-System funktioniert wie gut geölte Zahnräder
„Wenn alle Betiligten auf die richtige Bühne gehen, kennt jeder vom Grundsatz her schon mal seine Wege“, weiß Michael Stamp. „Trotzdem fühlt sich das in der Arena nochmal anders an.“ Aber immerhin sei den Schauspielern dann schon klar, wo sie stehen, reiten, gehen, laufen und kämpfen müssen. „Das erleichtert die Arbeit ganz enorm.“
Nach fünf Tagen treffen die Komparsen ein. Dann kommen die Pferde an den Kalkberg – und im Laufe der 34 Probentage kommt dann ein Element nach dem anderen dazu: Requisiten, Kostüme, Maske, Pyrotechnik, Tiere, Waffen und Stunts. „Das System greift ineinander wie gut geölte Zahnräder“, sagt Michael Stamp.
Bürgermeister Toni Köppen empfängt das Ensemble im Rathaus
Zwischendurch gibt es noch den obligatorischen Empfang im Segeberger Rathaus, für den die Proben mal kurz unterbrochen werden. Am Mittwoch, 29. Mai, empfängt Bürgermeister Toni Köppen, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH ist, alle Beteiligten im Obergeschoss des Rathauses.
Für Regisseur Nicolas König hat das Karl-May-Abenteuer 2024 bereits vor Monaten begonnen:. „Wir arbeiten jetzt schon seit Oktober am neuen Stück, nicht jeden Tag, aber immer wieder. Es wird jetzt endlich Zeit, das Ganze auf die Bühne zu bringen.“
Für Regisseur Nicolas König geht es jetzt um die Feinabstimmung
Aktuell ist er dabei, das Buch von Michael Stamp noch einmal komplett durchzuarbeiten und zu gucken, ob er bei seinen Planungen möglicherweise irgendwas übersehen hat. Gleichzeitig prüft er, ob er seine schon vor Wochen und Monaten gefassten Ideen immer noch gut findet. Sein Bauchgefühl sagt ihm allerdings: Alles ist gut. „Ich bin sehr zufrieden.“
In den nächste Tagen stehen dann noch Treffen mit dem Bühnenbildner Erik Rüffler an. Gemeinsam werden Details abgestimmt. Außerdem lässt der Regisseur noch einen ganz besondere Wagen mit Spezialfunktionen für die Karl-May-Komiker bauen. Das wird, wie immer, eine Überraschung für die Zuschauer, aber noch muss ist nicht alles stimmig. „Da müssen wir noch genau klären, wie dessen Funktionalitäten sind“, sagt Nicolas König, der in diesem Jahr erstmals in einer Doppelfunktion agiert: Er ist nicht nur Regisseur, sondern auch Darsteller.
Der Regisseur ist gleichzeitig als Schauspieler der Publikumsliebling
Er spielt den Gangster Tim Finnetey, der sich unter dem Namen „Parranoh“ zum weißen Häuptling der Poncas aufschwingt Mit dieser Doppelverpflichtung schlägt Karl-May-Chefin Ute Thienel gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits müssen die Zuschauer nicht auf einen der beliebtesten und dienstältesten Darsteller verzichten, andererseits ist so gewährleistet, dass der Regisseur tatsächlich auch bei jeder Aufführung anwesend ist.
Das war in der Vergangenheit kaum der Fall: Nach der Premiere ist für den Regisseur eigentlich Feierabend. Er legt die Verantwortung dann in die Hände des Produktionsleiters und greift nur noch ein, wenn seine Anwesenheit aufgrund irgendwelcher Notfälle dringend erforderlich ist. Oft geht der Regisseur während der laufenden Saison bereits anderen Verpflichtungen nach. Anders bei Nicolas König: Er kann direkt reagieren, wenn es nötig ist.
Warum Alexander Klaws und Joshy Peters täglich mit dem eigenen Auto anreisen
Sein Hauptaugenmerk aber liegt auf der Regie: Er ist zuständig für das große Ganze. „Alles andere haben wir so ausbaldowert, dass es gut funktionieren wird. Parranoh tritt im Stück nur hin und wieder auf, dann aber sehr markant. Ich mache mir keine Sorgen, alles unter einen Hut zu kriegen. Das wird ein großer Spaß.“
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Die Darsteller reisen in den nächsten Tagen und werden, soweit es nötig ist, ihre angemieteten Wohnungen und Hotelzimmer in Bad Segeberg. Alexander Klaws, der zum vierten Mal die Hauptrolle des Apachenhäuptlings Winnetou übernommen hat, wohnt in Hamburg und kommt mit dem eigenen Wagen nach Bad Segeberg. Joshy Peters nimmt ebenfalls die tägliche Tour mit dem Auto von Hamburg nach Bad Segeberg auf sich.
Nick Wilder las für das Segeberger Literaturtelefon aus seiner Autobiografie
Nick Wilder, der den Bösewicht Emery Forster spielt, hat den weitesten Anfahrtsweg: Er lebt im US-Bundesstaat Montana, wo er zusammen mit seiner Frau eine Ferienranch betreibt. Er hat Bad Segeberg allerdings schon in der vergangenen Woche besucht. Für das Segeberger Literaturtelefon las er eine Passage aus seinem Autobiografie „Hallo Herr Kaiser! Das Leben ist wilder als man denkt“. Das Ergebnis ist demnächst auf der Website der Stadt Bad Segeberg zu sehen und zu hören.
Weitere Gaststars der kommenden Saison sind Jan Hartmann als Old Firehand und Sila Sahin als Ribanna. Volker Zack ist als sächsischer Westmann Tante Droll dabei. Im vergangenen Jahr hatte er Sam Hawkens gespielt. An Drolls Seite sind zwei Karl-May-Figuren zu sehen, die es in den bisherigen 70 Spielzeiten noch nie auf die Bühne am Kalkberg geschafft haben: die Snuffles-Zwillinge, gespielt von Patrick L. Schmitz und Stephan A. Tölle.
Sascha Hödl, der zum sechsten Mal dabei ist, übernimmt die Rolle von Enyeto, der im Laufe der Handlung zum neuen Häuptling der Assiniboine aufsteigt. Nach 2023 zum zweiten Mal im Ensemble steht Dustin Semmelrogge. Er verkörpert den zwielichtigen William Fayette, Sheriff und gleichzeitig Priester des Städtchens New Venango.