Norderstedt. In Folge 12 war Schluss für unseren Kandidaten. Woran es lag, dass Heidi und die Jury mit drei Modedesignern ihm den Laufpass gaben.
Wir haben mit unserem Lucas aus Norderstedt gefiebert, sind mit ihm um den halben Globus geflogen, waren dabei, wie er tauchen, heiraten und trösten musste. Waren dabei, als er den einen oder anderen Wirkungstreffer einsteckte, doch er stand immer wieder auf und rettete sich in die nächste Runde. Und jetzt waren wir schon mit ihm in Folge zwölf von Germany‘s Next Topmodel.
Aktueller Aufenthaltsort ist Malibu Beach. Eigentlich kein schlechter Ort, um ein bisschen Pause zu machen nach all den Strapazen. Aber weit gefehlt. Heidis Klums Schützlinge mussten richtig arbeiten, und zwar an gleich drei Modenschauen. Die Modeschöpfer Esther Perbandt, Kevin Germanier und Ashton Michael standen bereit, um unsere Heldinnen und Helden auszustatten – und dann auch als Jury zu beurteilen.
GNTM: Dramatische Momente für Lucas aus Norderstedt
Für das Schaulaufen wurde dann auch in einer Halle der „längste Catwalk in der Geschichte von GNTM“ aufgebaut, wie Heidi sagte. Und das hieß natürlich: Mehr Meter um aufzufallen, umzufallen oder ganz zu fallen. Erst einmal jedoch brach etwas – und zwar ein kleiner Finger. Der von Zwilling Julian. Passiert war der Unfall beim Footballspielen mit Armin. Und prompt musste Julian zum Arzt. Würde er operieren müssen, und falls ja, könnte ein Gips an der Hand das vorzeitige Aus in der Show bedeuten?
Während dieses noch zur Klärung anstand, wurden die anderen von Micky Kurz, seines Zeichens „Choreograph und Movement Director“, in die Mangel genommen bzw. in einem Catwalk Training auf ihre Auftritte vorbereitet. Das Ganze in L.A. (ja, die kommen rum!) und schon ziemlich unter Realbedingungen. In einem „Real Life Scenario“ sollte der ganz reale Stress bei einer Modenschau auf der Fashion Week simuliert werden. Ob dieser Ankündigung zeigte Lucas wieder einmal Nerven: „Und ich dachte nur, woah, Scheiße!“.
Lucas: „Wow, endlich mal ein Outfit, das ich mag!“
Aber das kannten wir ja schon von ihm und aus derartigen emotionalen Sümpfen hatte er sich auch immer wieder selbst am Schopf hinausgezogen – und als es dann an die Anproben ging, wirkte er auch schon wieder fröhlicher. Dass die Hose, die Ashton Michael ihm anzog, erstmal zu eng war, brachte ihn nur zum Lachen. Man fand was anderes, und Lucas – bisher gar nicht immer ein Freund der schrägen Kreationen, die er tragen sollte – sagte sogar: „Wow, endlich mal ein Outfit, das ich mag!“. Wenig später wussten wir dann auch, dass für Zwilling Julian die Show weitergehen konnte, da eine große OP nicht anstand. Glück gehabt.
So konnte es weitergehen. Tat es auch erstmal. Der Zwirn von Esther Perbandt gefiel ihm ebenfalls, wirkte „teuer und pompös“, etwas düster und gar ein wenig horrorfilmhaft, ergänzten wir in Gedanken. Denn zu jedem – komplett schwarzen – Outfit der Berlinerin gehörte es, dass die Models einen schwarzen Helium-Luftballon am Bändchen über den Catwalk zu führen hatten. Aber irgendwie sah‘s auch gut aus.
Bevor es soweit war, wurde aber – wieder einmal – das „Walken“ geübt. Und wieder einmal hagelte es Kritik an der Art, wie Lukas, nun ja, ging: „Ein bisschen steif“, moserte Designer Ashton Michael. Und: „Er versucht, jemand zu sein, der er nicht ist.“ Oha. Die Kritik nahm er sich natürlich zu Herzen: „Ich bin wirklich zu verkopft. Ich denke, da laufe ich ein bisschen so wie er, oder ein bisschen so wie er...“
Nach viel Kritik tröstete „Supermom“ Stella Lucas
„Sehr langsam gehen“ stand dann bei Esther Perbandt auf dem Programm. Und auch sie hatte was zu meckern: „Mir sackt Lucas zu sehr ein!“, befand sie. Micky Kurz stimmte zu: „Wie ein Schildkrötenhals!“. Wieder ein Tiefschlag. „Ich habe allgemein einen nicht so geilen Tag“, sagte Lucas. Er zweifelte an sich, hatte Tränen in den Augen. Beistand bekam er von „Supermom“ Stella, der 34 Jahre alten Mutter von vier Kindern, die ihn in den Arm nahm. „Ich habe das Gefühl, ich muss mich komplett verstellen, ein anderer Mensch sein, damit es jemandem gefällt!“, klagte Lucas. Er habe „fast einen mental breakdown“.
Stella gab ihm ein paar gute Tipps, umarmte ihn wieder, bestärkte ihn: „Du packst das morgen!“ Und wir schlossen sie in unser Nachtgebet ein und erkoren sie zu unserer Top-Anwärterin für den weiblichen Model-Thron.
Nachts im Hotel wurde verbissen geübt
Nachts im Hotel, sehr hoch oben im Penthouse (nix für Leute mit etwas Höhenangst, dachten wir), wurde nicht etwa gefeiert. Und geschlafen auch nicht, sondern geradezu fanatisch geübt. „Ich trainiere jetzt bis morgens um 3 die Walks, um morgen einen raus zu hauen!“, sagte Lucas und schliff verbissen an Körperhaltung und Gang.
Und dann war es soweit. Anziehen, Schminken, Warten, warten, warten auf den Auftritt. Die Jury, bestehend aus Heidi und den drei Designern, nahm Platz im abgedunkelten Raum. (Sieht irgendwie so aus, als könnten die sich nicht wirklich leiden, dachten wir im Stillen. Aber egal.)
Schon wieder Kritik: „Ich seh‘ sein ganzes Gesicht wackeln!“
Zeit für Lucas‘ Auftritt. Er nahm seinen Mut zusammen, walkte betont selbstbewusst an Heidi vorbei – doch die befand nur: „Ich seh‘ sein ganzes Gesicht wackeln!“. Es ist nämlich so, dass er, wegen Nervosität, Zuckungen hat. Und sowas kommt bekanntlich nicht gut an bei der unerbittlichen Frau Klum. Auch Ashton war nicht zufrieden: Sein Walk, der sei doch noch immer ein bisschen „stiff“, die Schultern unentspannt, die Arme sogar „roboterhaft“. Puh.
Nicht viel besser war das, was später Esther Perbandt über Lucas zu sagen hatte, als er in ihrem Outfit den endlosen Catwalk hinunterging. „Sein Gesicht ist sehr angespannt“, befand sie. All das waren keine guten Vorzeichen. Und so hatte Lucas schon eine dunkle Vorahnung, dass es ihn diesmal treffen könnte. „Wenn ich heute gehen müsste, wäre mein Traum zerplatzt.“
Lucas nach dem Aus: „Bin dankbar und gehe hier voller Stolz raus“
Genau so kam es dann leider auch, als Lucas ganz zum Schluss vor der Jury stand. Ashton lobte erstmal seine Tattoos, seine Leidenschaftlichkeit, die Fähigkeit, an sich zu arbeiten. Aber: „Dein Körper ist steif und roboterhaft.“ Esther befand, Lucas sei eben „zu verkopft“, Heidi musste zustimmen: „Du willst alles richtig machen, was ich toll finde. Aber du stehst dir dann doch selbst im Weg. Lucas, ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Mit anderen Worten: Du bist raus.
Ein Tiefschlag mit Ansage. Wer aber nun befürchtet hatte, Lucas bricht zusammen, wurde eines besseren belehrt. „Danke trotzdem!“, sagte er – sehr souverän und gar nicht mehr unsicher wirkend. „GNTM hat mir soviel gegeben. Ich bin wirklich dankbar für diese ganze Zeit und gehe voller Stolz raus.“
Heidi: „Ich mag dich als Mensch und werde dich vermissen!“
So sah ein (moralischer) Sieger aus – und Heidi betonte dann auch, wie leid es ihr tat, „Ich mag dich als Mensch und werde dich vermissen.“ Und dann gab‘s noch eine Umarmung. Abgang Lucas, zu den Klängen von Adeles „Someone Like You“. Umarmungen auch von den anderen GNTM-Brüdern und Schwestern, die vorerst bleiben dürfen.
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Ein tränenreicher Abschied, klar. Eine Niederlage auch. Aber eine, die Lucas dann doch erstaunlich wenig fatalistisch und eben nicht als geplatzten Traum bewertete: „Ich bin so fucking weit gekommen in dieser Show, bis in die Top Ten. Hier schließt sich eine Tür, aber irgendwo öffnet sich eine neue.“
Wir wünschen es dir, lieber Lucas. Und wenn du mal wieder in Norderstedt bist, komm vorbei und erzähl‘ uns ein bisschen von Heidi, der Modelbranche und der großen weiten Welt. Erstmal darfst du dich von den ganzen Strapazen ausruhen. Und wir auch. Gute Nacht allerseits!