Wahlstedt. Arko, Hussel und Eilles waren im Februar in die Insolvenz gegangen. Wie Viba Sweets jetzt 125 Filialen und Hunderte Jobs erhalten will.

Für die Wahlstedter sind es wirtschaftlich bewegte Zeiten. Gerade hat der dänische Pumpenhersteller Grundfos angekündigt, den Standort mit 350 Mitarbeitenden nach 60 Jahren Firmengeschichte in Wahlstedt aufzugeben. Und die Deutsche Confiseriegruppe, zu der Arko als Kaffeehändler, Hussel als Confiserie- und Süßwarenspezialist und Eilles als Teeverkäufer gehören und die seit Jahrzehnten ihren Sitz in Wahlstedt hat, steht seit Februar im Insolvenzverfahren.

Es ist also eine wirklich süße Erfolgsnachricht für die um den Wirtschaftsstandort Wahlstedt besorgten Bürgerinnen und Bürger, dass die Confiserie-Geschichte in Wahlstedt fortgeschrieben wird. Der Süßwarenhersteller Viba Sweets aus Thüringen übernimmt ab dem 1. Mai die Confiserie-Einzelhandelsketten. Von den bisher 224 Arko-, Hussel- und Eilles-Filialen sollen 125 erhalten bleiben, ebenso das Geschäft mit den von 35 Franchisenehmern betriebenen 3500 Depotregalen in deutschen Einzelhandelsgeschäften. Sitz des Unternehmens bleibt Wahlstedt. 600 Arbeitsplätze in Deutschland von zuletzt angeblich 1200 würden übernommen.

Arko, Hussel, Eilles: „Einkauf in Filialen soll Erlebnis werden“

Die Markenfamilie ab dem 1. Mai: Viba, Confiserie Heilemann,  arko, Hussel und Eilles.
Die Markenfamilie ab dem 1. Mai: Viba, Confiserie Heilemann, arko, Hussel und Eilles. © obs | HUSSEL

Für die Confiseriegruppe ist es das zweite vorläufig erfolgreich abgeschlossene Insolvenzverfahren. Bereits 2021 hatten Arko, Hussel und Eilles als Folge der Corona-Krise eine Insolvenz in Eigenregie beantragt und sich letztlich retten können. „Nach einem intensiven Investorenprozess haben wir uns gemeinsam mit den Gläubigerausschüssen für einen Investor entschieden, mit dem große strategische Übereinstimmungen identifiziert und eine substantielle Zahl an Arbeitsplätzen gesichert werden konnten“, teilte Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin von der Kanzlei SJPP in Hamburg mit.

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„Wenn es uns gelingt, den Einkauf in unseren Filialen zum Erlebnis für Kunden werden zu lassen, sind wir zuversichtlich, dass sich unsere Fachgeschäfte am Markt behaupten und ein wertvoller Baustein attraktiver Innenstädte bleiben“, erklärten Karl Heinz Einhäuser und Holger Storch, die Gesellschafter der Viba Sweets GmbH in Floh-Seligenthal, etwa 70 Kilometer südwestlich von Erfurt gelegen.

Übernahme in wirtschaftlich turbulenten Zeiten

125 arko- und Hussel-Filialen sollen erhalten bleiben.
125 arko- und Hussel-Filialen sollen erhalten bleiben. © DPA Images | Axel Heimken

Viba Sweets wächst damit eigenen Angaben zufolge von derzeit rund 450 Beschäftigten auf dann mehr als 1000. Der Thüringer Süßwarenhersteller ist nach eigenen Angaben mit über 60 Prozent Marktführer im deutschen Nougatriegel-Markt und biete mehr als 30 verschiedene Nougaterzeugnisse an. Softes Marzipan, natürliche Fruchtriegel, Dragées und Zuckerkissen vervollständigen das Produktangebot. Vertrieben werden sie unter dem Markennamen Viba. Auch Heilemann, eine 1955 im Allgäu ansässige Confiserie für Pralinen, Schokoladentafeln und Schokoladenfiguren und gehört seit 2016 zur Viba Gruppe.

Dass die Integration der Deutschen Confiseriegruppe kein einfaches Unterfangen wird, darüber sind sich die neuen Besitzer im Klaren. Man befinde sich in „wirtschaftlich turbulenten Zeiten“, die Kostensteigerungen bei Rohstoffen wie Kakao seien groß. „Wir sind uns bewusst, dass der gemeinsame Weg herausfordernd wird“, teilte Viba-Finanz- und Personalchef Marko Falk mit.

Online-Geschäft soll ausgebaut werden

Doch die Viba-Vertriebs- und Marketing-Chefin Corinna Wartenberg ist zuversichtlich: „Mit Viba, Heilemann, arko, Hussel und Eilles vereinen sich gleichermaßen traditionsbewusste wie innovative Marken in unserer Unternehmensgruppe. Aufbauend auf dem gemeinsamen Knowhow und neuen Ideen, werden wir unsere Kunden überraschen und begeistern.“

Digitalisierung würde ab sofort eine größere Rolle spielen. Neben den stationären Filialen werde der Online-Handel als wesentlicher Teil des Vermarktungskonzeptes weiterentwickelt, sagte Wartenberg. Ziel sei es, mit einer großen Vielfalt an hochwertigen Produkten – „von genussvoller Confiserie über feines Gebäck und raffinierte Zuckerwaren, bis hin zu erlesenen Kaffees“ – die Kundenbindung weiter zu erhöhen.

Welche Filialgeschäfte genau weiterbetrieben werden und welche wegfallen, das wurde noch nicht kommuniziert. In den kommenden Wochen werde man sich intensiv gemeinsam mit dem Team und den Geschäftspartnern um die weitere strategische Ausrichtung und die Vorbereitung der Hauptsaison ab September kümmern, hieß es. „Denn zu Weihnachten wollen wir wieder viele Menschen mit süßem Genuss glücklich machen”, teilt Viba mit