Hamburg/Norderstedt. Gebäudezeile an der Langenhorner Chaussee verfällt. Warum sich hier so lange nichts getan hat – und was ein Investor konkret vorhat.
- Seit mehr als 20 Jahren ist Bereich an Stadtgrenze von Hamburg zu Norderstedt im Wandel
- Statt Wohnungsbau sucht Investor jetzt Partner für ein Hotel
- Corona-Pandemie sorgte für erhebliche Verzögerung
Von einer Realisierung dürfte das ambitionierte Projekt zwar noch Jahre entfernt sein. Doch in der Bezirksversammlung Nord hat die Politik nun ein Bauleitverfahren abgeschlossen, das Auswirkungen haben dürfte auf die Zukunft des Areals rund um den U-Bahnhof Ochsenzoll. Und zwar insbesondere jene Gebäudezeile an der Langenhorner Chaussee, wo sich einst an den Hausnummern 682 bis 686, also direkt an der Stadtgrenze der Hansestadt Hamburg zu Norderstedt, im südlichsten Teil von Langenhorn Geschäfte, Gewerbe und Wohnungen befanden. Hier plant ein Investor, in den nächsten Jahren ein Hotel zu bauen.
Derzeit sieht es noch übel aus: Eingeworfene Fensterscheiben eines alten Fischladens, durch Spanplatten verrammelte Türen, Graffiti, mit Klebestreifen verschlossene Briefkästen, Klingelschilder dort, wo niemand mehr wohnt, Bauzäune auf dem Gehweg – es ist eine Schmuddelecke, an der täglich viele Tausend Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer vorbeikommen.
Ochsenzoll: Investor will Hotel an der Stadtgrenze von Hamburg zu Norderstedt bauen
Denn während direkt daneben mittlerweile ein viergeschossiges neues Wohn- und Geschäftshaus steht, und einige Meter weiter seit 2015 der große Komplex unter anderem mit einem Audi-Handel, Rewe und McFit, fallen die maroden Gebäude negativ ins Auge. Zum Hintergrund: Die Transformation dieses Teils von Langenhorn ist seit mehr als 20 Jahren in Arbeit, nahm ihren Anfang bereits 1997.
Viele Bauvorhaben sind bereits abgeschlossen, andere, etwa auch auf der Fläche der ehemaligen, mittlerweile nach dem Wegfall des Denkmalschutzes abgerissenen Tankstelle an der Fibigerstraße, liegen auf Eis. Genauso wie eben jene direkt vor dem Ochsenzoll-Kreisel und dem Tunnel hin zur Schleswig-Holstein-Straße, gegenüber des Einkaufsquartiers Schmuggelstieg, die 2009 Quadratmeter groß ist.
Johannes Bracker, Gesellschafter von Hanse Properties, hat vom Eigentümer, einem Projektentwickler aus Hamburg, den Auftrag erhalten, hierfür Partner zu finden. „Das Grundstück hat jemand gekauft, der es entwickeln möchte“, bestätigt er, „und mich beauftragt, Nutzer beziehungsweise Mieter für ein Hotel zu finden.“ Man warte bereits seit langer Zeit darauf, dass das Bauleitverfahren abgeschlossen werde. „Der B-Plan ist seit vier, fünf Jahren fertig.“
Wieso die Verzögerung? Ein Gerichtsverfahren und die Corona-Pandemie haben daran entscheidenden Anteil. Denn: Das Hamburgische Oberwaltungsgericht urteilte im Februar 2023, dass ein Beschluss der Bezirksversammlung Nord nichtig sei, wenn diese gegen den Grundsatz der Sitzungsöffentlichkeit verstoßen habe. Anlass der Überprüfung war zwar ein anderer Tagesordnungspunkt, doch bei der strittigen Sitzung war auch der Bebauungsplan „Langenhorn 68“ Thema, und dieser umfasst alles rund um den Ochsenzoll.
Pläne für ein Hotel: „Es gibt internationale und nationale Interessenten“
Bis auf Pressevertreter waren im Juni 2020 keine Besucher zugelassen, als die Bezirkspolitik tagte – rückwirkend wurde das als unrechtmäßig eingeordnet. Die Folge: Nun musste ein weiteres Mal abgestimmt werden. Das war am Donnerstagabend der Fall. Der B-Plan „Langenhorn 68“ wurde im vorliegenden Entwurf mit großer Mehrheit formal festgestellt, damit ist das Verfahren abgeschlossen.
Für Johannes Bracker ist das eine Initialzündung. Denn das Hotel-Projekt lebt weiterhin, betont er. 100 bis 120 Zimmer, diese Größenordnung sei geplant. Und zwar kein Fünf-Sterne-Haus, sondern eher etwas im „Low Budget“-Bereich, wie Bracker sagt. Das könnte sich sowohl an Touristen richten als auch an Geschäftsreisende. Ein vergleichbares Hotel gebe es in der Umgebung nicht. „Es gibt internationale und nationale Interessenten.“ Namen will er noch nicht nennen. Doch die Unternehmen wollen Gewissheit, dass die baurechtlichen Rahmenbedingungen fix sind.
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Ursprünglich war eigentlich etwas anderes angedacht gewesen. Unter der Bezeichung „LaHoo“ sollten 44 Eigentumswohnungen plus Gewerbe gebaut werden. Entwürfe hierzu sind weiterhin auch im Internet zu finden, allerdings nicht mehr aktuell. Das hat auch mit den gravierenden Auswirkungen globaler Krisen wie dem Ukraine-Krieg auf die Baukonjunktur zu tun. Da ist dieses Grundstück bekanntlich kein Einzelfall in der Region.
Es gibt bereits einen positiven Bauvorbescheid für 5000 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Bis zu fünf Etagen seien möglich, ein Neubau könnte bis zu 55 Meter lang sein und 20 Meter tief, auch eine Tiefgarage wäre vorgesehen, denn Parkplätze an der Langenhorner Chaussee gibt es kaum. Zulässig wäre das, da es sich um ein sogenanntes „Mischgebiet“ handelt, in dem sowohl Wohnungsbau als auch Geschäfte, Büros, Einzelhandel sowie eben Beherbergungsbetriebe wie Hotels entstehen dürfen. Die Bauarbeiten könnten vielleicht im übernächsten Jahr beginnen.
Langenhorner Chaussee: Neubau am Stockflethweg leidet unter Leerstand
Eine Aufwertung des Gebiets scheint übrigens dringend notwendig. Denn im Erdgeschoss des gerade erst vor einigen Jahren fertiggestellten Gebäude an der Ecke Stockflethweg/Langenhorner Chausses ist der Leerstand unübersehbar. Es gibt hier eine Waldorf-Kita und einen Waschsalon, doch ein türkischer Lebensmittelhändler schloss nach rund drei Jahren wieder.
Und: Während hier die Hansestadt Hamburg zuständig ist, laufen auf der anderen Seite der Landesgrenze in Norderstedt parallel Planungen für eine Modernisierung des Ochsenzolls. Unter anderem soll die Fläche am Ochsenzoll-Kreisel, die heute als Parkplatz genutzt wird, samt des „Moby Dick“-Grundstücks mittelfristig mit Wohnungen bebaut und somit ein zeitgemäßes Eingangstor für die Stadt werden.