Norderstedt. Ende des Nebenkostenprivilegs für Miethaushalte: Tausende Aufträge bei wilhelm.tel eingegangen. Was sich ab Juli ändert.
- Zehntausende Haushalte in Norderstedt stellen Kabel-TV um
- Hintergrund ist ein Gesetz von 2021
- Was getan werden muss – und was nicht nötig ist
Seit Monaten gibt es bei wilhelm.tel, dem Telekommunikations-Unternehmen der Stadtwerke Norderstedt, kaum ein anderes Thema. Die große Umstellung im Kabel-TV, von der Zehntausende Haushalte in der Stadt betroffen sind, hat nicht nur das Service-Center auf Trab gehalten, sondern auch eine Fülle an Aufträgen zur Folge. „Ihre TV-Grundversorgung endet am 30.06.2024“, dieses Anschreiben hatten die Kundinnen und Kunden im Frühjahr erhalten. Und sehr viele reagierten bald. „Wir sind froh, dass wir so viele Aufträge haben, müssen diese aber im System erst einmal bearbeiten“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke.
Zum Hintergrund: Es geht um den Wegfall des sogenannten „Nebenkostenprivilegs“, sprich, dass die Kosten für den Kabelanschluss nicht mehr pauschal über die Nebenkosten abgerechnet werden. Vielmehr können Kunden, es geht meist um Mieter, aber auch um Wohnungseigentümergemeinschaften, dann individuell entscheiden.
Umstellung im Kabel-TV: wilhelm.tel – Deadline in Norderstedt rückt näher
Die bisherige Praxis war über Jahrzehnte gängig, sie setzte sich durch, als das Kabelfernsehen salonfähig wurde. „Man wollte das relativ schnell in die Breite bringen“, hatte Weiß dem Abendblatt gegenüber erklärt, als wilhelm.tel die Werbekampagne startete,, „die Verwaltungen brauchten nur einen Vertrag abschließen.“
Die Kehrseite: „Wer es nicht gucken wollte, musste trotzdem bezahlen, wenn auch nur anteilig. Es gibt solche Einzelfälle.“ Heute allerdings existieren eben längst Alternativen zum Kabelfernsehen: Streaming-Dienste zum Beispiel. Oder das IP-TV (etwa Magenta TV von der Telekom, Zattoo oder Waipu), dieses läuft komplett über den Glasfaseranschluss und das heimische WLAN. Auch wilhelm.tel arbeitet hier an einem Angebot.
„Jeder Haushalt muss aktiv werden“
Also trat schon im Dezember 2021 ein Gesetz in Kraft, dass die Regelung abschaffte – und die Übergangsphase läuft zum 30. Juni aus. Weiß: „Jeder Haushalt kann jetzt frei wählen, bei wem man fernsehen möchte. Das heißt aber auch: Jeder Haushalt muss aktiv werden.“
Wobei viele Menschen ja gar nicht wechseln wollen, „die sind zufrieden“. Wie dem auch sei: Alle müssen bis spätestens Ende Juni einen Einzelvertrag abschließen. Und wenn nicht, was ist dann am 1. Juli? „Es wird nicht so sein, dass um 0 Uhr alles schwarz ist. Gesetzlich ist das vorgeschrieben, aber wir werden nicht gleich abschalten.“ Aber eben irgendwann schon.
Viele haben noch keine schriftliche Bestätigung der Umstellung erhalten
Wie viel das Fernsehen bislang kostet, kann Weiß gar nicht ad hoc sagen, es ist ein Posten, der sich in den Nebenkosten versteckt, aber eben weitaus geringer ist als andere Ausgaben. Künftig bietet wilhelm.tel das Kabel-TV für 4,90 Euro anbieten. Damit sei man günstiger als andere Wettbewerber. „200 frei empfangbare Sender, die Öffentlich-Rechtlichen in HD. Und Noa4 gibt es auch nur bei wilhelm.tel“, betont er.
Das hohe Arbeitsaufkommen bedeutet, dass noch längst nicht alle Haushalte eingepflegt sind. Aber: Auch wenn jemand bis heute keine schriftliche Bestätigung des Vertragsabschluss zugeschickt bekommen hat, gilt die Änderung bereits. „Keiner muss sich Sorgen machen, dass man ab dem 1. Juli kein Fernsehen hat.“ Der Bildschirm wird also nicht während der Fußball-EM schwarz.
Kabel-TV: „Ich brauche keinen neuen Fernseher, keine Zusatzgeräte“
Wichtig sei: „Ich brauche keinen neuen Fernseher, keine Zusatzgeräte, muss nicht einmal einen Sendersuchlauf machen. Denn das Kabel-TV-Signal bleibt das gleiche.“ Und: „Wir sorgen dafür, dass es keine Doppelbezahlung gibt. Wenn eine Verwaltung zum 30. Juni gekündigt hat, rechnen wir ab dem 1. Juli. Die Umstellung ist online (wilhelm-tel.de/tv-einzelversorgung) möglich, telefonisch (0800/4324324), über das mitgeschickte Formular, per Mail (tv@wilhelm-tel.de) – oder vor Ort im Service-Center an der Rathausallee.
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wilhelm.tel in Norderstedt: Über 90 Prozent Abdeckung
In Norderstedt ist die Abdeckung mit wilhelm.tel übrigens riesig, „über 90 Prozent“, bestätigt Oliver Weiß. Auch in Hamburg ist das Unternehmen vertreten als Partner der SAGA. „Dort passiert jetzt genau das Gleiche, aber die Quote der Haushalte ist natürlich nicht so hoch.“ Ebenso betroffen sind alle weiteren Orte im Umland mit wilhelm.tel-Anschlüssen, von Rellingen über Henstedt-Ulzburg bis Tangstedt (Kreis Stormarn).
Eine Trendwende, weg vom Kabel-TV, hin zum Internet-basierten Fernsehen, sieht Weiß indes noch nicht. „Das ist zielgruppenabhängig. Jüngere sind generell weniger kabelgebunden. Viele haben auch gar keinen Festnetz-Telefonanschluss mehr. Aber je älter, desto eher nutzen sie noch die traditionellen Medien.“