Norderstedt/Kiel. Sein Unternehmen scheitere, da wurde er kriminell und stahl Geländewagen. Sein Komplize kam mit einer Bewährungsstrafe davon.
Wegen gewerbsmäßigen Diebstahls hochwertiger Geländewagen hat das Kieler Landgericht am Donnerstag zwei polnische Staatsbürger zu Freiheitsstrafen verurteilt. Der seit September 2023 in U-Haft sitzende Hauptangeklagte (41) muss demnach wegen fünf Taten für drei Jahre in Haft.
Sein gleichaltriger Komplize kam mit zwei Jahren auf Bewährung davon. Der Mittäter hatte seine Beteiligung in drei letzten Fällen eingeräumt. Das milde Urteil beruht auf einer Verständigung, die das Gericht mit dem Staatsanwalt und den Verteidigern zu Prozessbeginn getroffen hatte. Als Gegenleistung legten die Angeklagten umfassende Geständnisse ab und trugen zur Abkürzung des Verfahrens bei.
Sein Unternehmen scheiterte – da wurde er kriminell
Beide Autodiebe sind polnische Staatsangehörige. Die nicht vorbestraften Familienväter gingen in Polen zur Schule, machten das Abitur. Der Hauptangeklagte meldete 2005 ein Gewerbe für Autoimporte aus der EU an, machte sich mit einem Abschleppwagen als Pannenhelfer selbständig und kaufte defekte Autos an, um sie zu reparieren und weiterzuverkaufen.
Weil die Autogeschäfte wegen Corona und des Ukrainekriegs schlecht liefen, will sich der 41-Jährige auf Vorschlag eines Landsmannes in Hamburg auf den Diebstahl hochwertiger Geländewagen eingelassen haben. Der Unbekannte – angeblich hieß er Marius – habe sich auf amerikanische Modelle spezialisiert.
Zum ersten Mal schlug er in Norderstedt zu
Von ihm habe er die technische Ausrüstung und das Knowhow, Schlüsselrohlinge zu programmieren, um die gestohlenen Fahrzeuge aufschließen und starten zu können. Den ersten Geländewagen hatte der Vater von drei Kindern gemeinsam mit dem Unbekannten im März 2023 in Norderstedt gestohlen. Mit falschen Kennzeichen wurde der Jeep in Bad Segeberg zwischengelagert. Den Transport sollte eine polnische Spedition übernehmen, die vom Diebstahl nichts wusste.
Doch das Verladen des Jeeps auf einen polnischen Abschleppwagen am Konrad-Adenauer-Ring erregte den Verdacht einer aufmerksamen Anliegerin, die die Polizei alarmierte. Die Täter waren zwar bereits geflüchtet, doch die Polizei kannte nun das Kennzeichen ihres Ford Focus. Von nun an blieben die Ermittler den Dieben auf der Spur. Alle fünf gestohlenen Fahrzeuge gingen am Ende an die rechtmäßigen Besitzer zurück.
Zeugen meldeten Verladung der Wagen der Polizei
Laut Urteil arbeiteten die Autodiebe stets nach demselben „Modus Operandi“: Der Hauptangeklagte war der Techniker. Er programmierte die mitgeführten Schlüsselduplikate für das Öffnen der Türen und den Start des Motors. Der Mitangeklagte, ein alter Bekannter aus Polen, wurde als Fahrer eingesetzt.
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Der Vater von zwei Söhnen hatte zuvor in seiner Heimatstadt sieben Jahre eine Pizzeria geführt. 2017 gründete er eine Baufirma. Laut Urteil haben sich seine wirtschaftlichen Probleme inzwischen geklärt. Das Gericht stellte eine positive Zukunftsprognose.
Polizei stellte alle fünf Fahrzeuge sicher
Gemeinsam stahlen die Angeklagten Ende Mai in Stapelfeld (Kreis Stormarn) einen Pickup Dodge Ram (Wert: 60 000 Euro), den sie zunächst in Mölln zwischenparkten. Ein im Juli in Ahrensburg entwendeter Jeep Wrangler landete zunächst in Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg). Unter polizeilicher Beobachtung standen die Täter, als sie im September in Sittensen (Niedersachsen) nahe der Autobahn A1 einen Jeep Cherokee stahlen.
Die Diebe fuhren den rund 40 000 Euro teuren Geländewagen eine Autobahnausfahrt weiter zum nächsten Dorf und rüsteten ihn mit ukrainischen Kennzeichen aus. Nördlich von Bremen wurden die Männer schließlich beim Versuch festgenommen, den Jeep auf einen Autotransporter zu verladen. Die hohen Schätzwerte der fünf Fahrzeuge aus der Anklage (rund 300 000 Euro) wurden im Urteil um etwa ein Drittel reduziert. Das Gericht setzte rund 200 000 Euro als Gesamtwert an.