Boostedt. Hundertausend Besucher, viel Gewerbesteuer, viel Verkehr: Bald gibt es Boxenstopps auf einem alten Bauernhof. Was da auf uns zukommt.

Nürburgring, Nordschleife. Le Mans, 24 Stunden. Monte Carlo, Rallye. Boostedt, Halle. Jawollja: Deutschlands größte Indoor-Kartbahn wird in unserem Landkreis etabliert. Auf dem Gelände eines alten Bauernhofes. Nach dem längst kein Schwein mehr pfeift, auf dem jedoch demnächst jeder die Sau rauslassen kann.

Das Riesenspielzeug ist mit einer Fläche von 12.000 qm gefühlt knapp so groß wie Boostedt, die beiden dänischen Erbauer sind von Beruf Lego-Erbe und Eigentümer der Firma Jysk (ehemals Dänisches Bettenlager). Zu erwarten ist demnach ein innovatives Sicherheitskonzept mit Matratzen-Leitplanken. Alle paar Wochen erfolgt ein Matratzenwechsel. Anhand der durch Kart-Einschläge malträtierten Gebrauchtware ermittelt dann „Stiftung Warentest“ die stabilste Matratze des Jahres. Neuralgische Gefahrenpunkte werden mit Kissenstapeln gesichert. Die Sieger der Rennen gewinnen jeweils eine Stehlampe, die Unterlegenen dürfen sich Trostpreise aus der Gedönskiste aussuchen.

Kart-Fahrer atmen den Smog in der Halle selber weg

Wer sein Kart auf der Rennstrecke per Unfall zerlegt, muss nicht in die Boxengasse, sondern baut die Trümmer noch auf der Rennstrecke zusammen und gibt wieder Vollgas – die Fahrzeuge sind selbstverständlich aus Lego, alles kinderleicht. Fast ganz Boostedt freut sich auf diese Sensation, auf 100.000 Besucher jährlich und auf den Gewerbesteuer-Jackpot.

Doch wie bei jedem Verkehrsprojekt gibt es auch in diesem Fall vehemente Kritik. Vor allem an der Tatsache, dass die Karts mit Verbrennungsmotoren betrieben werden. Bitte bedenken, liebe Opposition: Diese Scharen von Benzin-Junkies würden sonst in ihrer Freizeit mit ihren Fahrzeugen durch unsere saubere Natur knattern, zuhauf Autobahnen und Städte verstopfen. In der Kartbahn-Halle gehen sie nur einander auf die Nerven. Weil außerdem die Halle ein geschlossenes Gebäude ist, atmen sie ihren Smog selber weg. Besser geht’s nicht.

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Außerdem schließen die Betreiber eine spätere Umrüstung der Karts auf umweltfreundliche Technologien nicht aus. Aufgrund der langjährigen Erfahrung im Spielzeugsektor entwickelt Lego bereits einen „Formel-1“-verdächtigen Aufziehmotor, der vor dem Start vom Kart-Piloten mittels eines kapitalen Schlüssels im beidhändigen Einsatz aufgedreht wird. Ist das getan, gilt es, hurtig hinters Lenkrad zu klettern, bevor sich das Geschoss in Bewegung setzt – andernfalls durchschlägt es führerlos die Hallenwand und zieht eine Schneise der Verwüstung durch Boostedt.

Das möchten wir nicht.