Norderstedt. Ab 60 wird alles wieder gut, weil dann die Kinder aus dem Haus sind und die Ehe geschieden ist. Das glaubt zumindest unser Kolumnist.
Na, da haben wir ja diese Woche noch mal Weltglückstag gehabt. Den hat vor zehn Jahren die Uno eingeführt. Vorher hatten wir überhaupt keinen einheitlichen Glückstag. Da zog ab und zu jemand das große Los, den anderen blieben die Nieten.
Genau betrachtet, ändert natürlich auch ein Weltglückstag kein bisschen etwas an diesem Prinzip. Schon gar nicht, wenn der auf einem Montag terminiert wird wie diesmal. Macht den Weltglückstag zum weltweiten Urlaubstag, gerne immer an einem Montag wegen des verlängerten Wochenendes – das würde mir sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber als Schleswig-Holsteiner braucht man diesen Tag eh nicht. Bei uns ist man quasi von Geburt an dauerglücklich, das bestätigt uns Jahr für Jahr der „Glücksatlas“, in dem unser Bundesland das Bayern München auf der Glücksskala ist.
Weltglückstag: Kinder, Ehealltag, kein Geld: Warum wir unglücklich sind
Den Weltglückstag brauchen vor allem Wissenschaftler, um wenigstens einmal im Jahr Für ihre Forschungsergebnisse zum Thema „Glück“ Gehör zu finden. Das sind Theorien wie diese: Erwachsene zwischen 30 und 50 sind oft kreuzunglücklich, weil dauerüberfordert mit Kinderschar, Ehealltag, Elternpflege, Karriere, möglicherweise finanziellen Engpässen (z. B. durch Immobilienerwerb).
Ab 60 wird alles wieder gut, weil dann die Kinder aus dem Haus sind, die Ehe entspannt läuft oder – auch gut – geschieden ist und man die teure Hütte endlich verkaufen kann. Vielleicht erbt man sogar ein nennenswertes Vermögen und verbringt sein Dasein auf Luxus-Kreuzfahrten.
Glück: Ab 60 entspannt sich das leben wieder
Fragt sich natürlich, warum man Kinder, Ehe, Eigenheim überhaupt haben sollte, wenn das nur unglücklich macht. Leider bietet die Forschung darauf keine Antwort. Aber einen Ausblick aufs Finale: Die letzten ein, zwei Jahre vor unserem Tod lässt unser Glück wieder nach, sagt die Wissenschaft. Dann sterbe ich lieber vorher – aber wer weiß, ob das wirklich ein Glück ist. Glück ist eben schwer messbar, auch wenn es die Forschung immer wieder versucht.
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Geld ist ebenfalls kein exakter Maßstab dafür, obwohl an diesem Ausspruch des Literaten Marcel Reich-Ranicki schon etwas dran ist: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“
Weltglückstag: Glück ist schwer messbar
Ich glaube, ich beschäftige mich lieber mit einem anderen „Welt“-Tag. Am ersten Sonnabend im April steht der „Welttag der Kissenschlacht“ (ernsthaft!) an. Dafür nominiere ich Putin und Selenskyj. Und damit dieser Krieg endlich ein gutes Ende findet, bekommt Selenskyj das Kissen mit dem eingenähten Bügeleisen.