Norderstedt. Viele Besucher geben nach Verlassen des Arriba ordentlich Gas. Was die Stadt Norderstedt zu Kritik und Vorschlägen der Anwohner sagt.
Sie können bequem zu Fuß in das große Spaßbad Arriba mit seinen Badebecken, Saunen und „Erlebnisbereichen“ gehen, ein kleiner Traum für viele Menschen, die beispielsweise gern am frühen Morgen ihre Bahnen durchs Wasser ziehen. Doch für die Anwohnerinnen und Anwohner von Norderstedts Erlebnisbad ist das Wohnen direkt am Hallenbad absolut kein Spaß. Zugeparkte Flächen sind nur ein Übel. Viel ärger plagt die Anrainer des Arriba der Lärm, den Autofahrer beim Verlassen des Spaßbads verursachen.
„Wenn die Testosteron-gesteuerten Jungmänner den Spaß aus dem Arriba mit ihren flotten Autos bei der Abfahrt auf der Straße Am Hallenbad verlängern, ist bei uns im Sommer auf der Terrasse keine Unterhaltung in normaler Sprechstärke mehr möglich, geschweige denn, dass man Nachtruhe bekommt“, sagt Anwohner A., der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Als das Arriba renoviert wurde, herrschte „himmlische Ruhe“
„Als das Schwimmbad im Dezember renoviert wurde, herrschte hier eine geradezu himmlische Ruhe, jetzt aber kommt der Sommer, und da fürchten wir uns vor allem an den Wochenenden vor dem Lärm, den diese Cruiser mit ihren Autos verursachen“, ergänzt eine andere Anwohnerin. Gleichwohl zwischen den Wohnungen und der Straße Garagen stehen, reicht der Lärm bis in alle Räume.
Anwohner A. hat sich bereits im August vorigen Jahres per E-Mail an das Ordnungsamt der Stadt Norderstedt gewandt, aber sich nicht nur beschwert, sondern konstruktive Vorschläge zur Lärmminderung und Verkehrsbehinderung gemacht, beispielsweise eine „Verlegung der Parkplätze auch auf den rechten Fahrbahnrand“, um eine rasante Durchfahrt durch die Straße Am Hallenbad zur Ulzburger Straße zu verhindern, und gleichzeitig eine Geschwindigkeitsbegrenzung.
Stadt Norderstedt verweist auf die Zuständigkeit der Polizei
Die Antwort des Norderstedter Ordnungsamtes: „Die Stadt Norderstedt hat die Befugnis zur Geschwindigkeitsüberwachung lediglich in bestimmten Bereichen per öffentlich-rechtlichem Vertrag übertragen bekommen. Darunter fällt eine Überwachung in der Straße Am Hallenbad leider nicht. Aus diesem Grunde werde ich Ihr Anliegen an die Polizei weiterleiten, die dort entsprechend tätig werden darf. Ihre Anregung zur Verlegung der Parkplätze auch auf den rechten Fahrbahnrand leite ich an die Verkehrsaufsicht der Stadt Norderstedt weiter. Von dort werden Sie unaufgefordert eine Rückmeldung erhalten.“
Eine Reaktion des Fachbereichs Allgemeine Ordnungsaufgaben, Sachgebiet Verkehrsaufsicht, folgte ebenfalls im August per E-Mail und zeigt deutlich, dass die Lärmbelästigung durch das Spaßbad durchaus schon vor der Renovierung herrschte: „Ihre Mail wurde hinsichtlich der markierten Parkstände an die Verkehrsaufsicht weitergeleitet. Der Sachverhalt ist leider etwas komplexer, als Sie es evtl. vermuten. Das Thema Parken ist genauso wie die Einbahnstraßenregelung seit der Umgestaltung des alten Hallenbades zu einem der größten Freizeitbäder Norddeutschlands im Jahre 1994 ein Thema. Es wurde viel probiert und versucht“, hieß es.
Alternierendes Parken am Arriba gab es schon von 1993 bis 1995
Außerdem zeigt die Antwort auch, dass Anwohner A. mit seinen Vorschlägen zur Verkehrsberuhigung durchaus auf dem richtigen Weg ist. Die Norderstedter Verkehrsaufsicht schreibt in der E-Mail: „Das von Ihnen vorgeschlagene alternierende Parken war von 1993 bis 1995 vorhanden, musste jedoch aus Gründen der öffentlichen Sicherheit wieder aufgehoben werden. Während in herkömmlichen Seitenstraßen ein versetztes Parken von der Feuerwehr und dem Rettungswesen im Regelfall in Kauf genommen werden kann, muss bei einem Freizeitbad dieser Größenordnung im Einsatzfall ein anderer Maßstab angelegt werden.“ Und weiter: „Hier ist eine schnelle ungehinderte Erreichbarkeit unumgänglich. Als Ergebnis dessen wurde auf der Nordseite das Parken gänzlich verboten. Die Südseite durfte ,frei‘ beparkt werden.“
Die vorstehenden Regelungen hätten im Laufe der Jahre zu einer neuen und berechtigten Beschwerdelage geführt. Demzufolge sei 2012 die heute geltende Regelung mit einseitigen Parkflächenmarkierungen und einem Zonenhaltverbot eingeführt worden. Seitdem gebe es keine nennenswerten Probleme mehr im ruhenden Verkehr. Und weiter: „Die heute vorgebrachten Anlieger-Beschwerden betreffen vornehmlich Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verstöße gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung.“
Arriba: An der derzeitigen Parksituation wird sich vorerst nichts ändern
Für beide Verstöße aber sei die Polizei zuständig, und die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamts habe den Wunsch des Anliegers nach Kontrollmaßnahmen an die Polizei weitergeleitet. Zudem habe der Träger der Straßenbaulast (das Land Schleswig-Holstein, die Red.) mit der Polizei und der Verkehrsaufsicht die Situation in der Straße Am Hallenbad „in Augenschein genommen. Hierbei sind Gedankenspiele entstanden, die jedoch näher untersucht werden und vor allem sorgfältig abgewogen werden müssen“.
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Es folgt ein Hinweis auf Finanzmittel, die im städtischen Haushalt eingeworben werden müssten. „Nachteilige Auswirkungen für die Anlieger sind hierbei nicht auszuschließen. Insofern wird es in absehbarer Zeit keine Veränderungen an der derzeitigen Parksituation geben können“, heißt es schlussendlich von der städtischen Verwaltung.
Und richtig: Getan hat sich – nichts. Die Cruiser malträtieren das Gaspedal ihrer Spaßautos in der kleinen Wohnstraße weiterhin bis zum Anschlag – und erfreuen sich am Röhren der Motoren.