Norderstedt/Bremen. Profi-Schachspielerin Lara Schulze spielt in der „stärksten Liga der Welt“ – nur mit Männern. Was sie nun nach Norderstedt führt.

Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Die 21 Jahre alte Lara Schulze aus dem niedersächsischen Lehrte ist Profi-Schachspielerin. Das Besondere: Sie ist sowohl in der Männer- als auch in der Frauen-Bundesliga aktiv. Bei den Männern sitzt sie seit 2020 für den SV Werder Bremen am Schachbrett, bei den Frauen seit dieser Saison für TuRa Harksheide.

Nebenbei ist sie noch regelmäßig auf Turnieren unterwegs. Finanziell lukrativ ist für sie aber etwas anderes: „Das meiste Geld verdiene ich mit Trainerstunden. Man kann mich buchen. Da ich in der deutschen Schachszene relativ bekannt bin, bekomme ich immer genügend Anfragen.“

Schach: Das meiste Geld verdient die Profispielerin mit Online-Training

Die Übungseinheiten gibt sie online. „Das ist ganz praktisch. Man kann es von überall aus machen. Wenn ich tagsüber ein Turnier spiele, kann ich abends noch Training geben“, so Lara Schulze, die den Zusatz FM (Fide-Meister) trägt. Den gibt es ab einer ELO-Zahl von 2300. Die ELO-Zahl dokumentiert im Schach die Spielstärke. Lara Schulze liegt aktuell bei 2308. Mit 2700 gilt man als Super-Großmeister.

Ihr bislang größter Titel war 2021 der Gewinn der U-20-Junioren-Europameisterschaft. Zudem ist sie dreimal in Folge (2021, 2022, 2023) Deutsche Meisterin im Schnellschach gewesen. 2022 kam dann noch der Sieg bei der DM der Frauen hinzu.

Schon mit zwölf Jahren feierte sie ihr Bundesliga-Debüt

Seit 2020 gehört Lara Schulze zum B-Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft und hat mit dem Team 2020 und 2021 an der Online-Schacholympiade teilgenommen. Aktuell kommt sie auf sieben A- und sechs Jugend-Länderspiele.

2014, im zarten Alter von zwölf Jahren, spielte sie das erste Mal für ihren Stammverein SK Lehrte in der Frauen-Bundesliga. Nach dem Abstieg des Vereins wechselte sie 2020 ins benachbarte Bremen zur Schachabteilung des SV Werder. Da diese aber keine Frauenmannschaft hatte, schloss sie sich einfach dem Bundesliga-Männerteam an.

Bei Werder Bremen zieht Lara Schulze an Brett acht

Frauen dürfen im Schach auch in Männermannschaften spielen. Umgekehrt ist das nicht möglich, da es viel weniger Frauen gibt, die den Denksport betreiben; die Männer würden ihnen sonst den Platz wegnehmen.

„Bei Werder spiele ich an Brett acht. Das ist das letzte Brett. Da die deutsche Herren-Bundesliga gespickt mit Großmeistern ist und als stärkste Liga der Welt gilt, bekomme ich es aber trotzdem mit starken Gegnern zu tun. In dieser Saison hatte ich bei Werder bislang vier Einsätze. Mit der Bilanz von einem Sieg, zwei Remis und einer Niederlage bin ich eigentlich ganz zufrieden“, sagt Lara Schulze.

Die Entscheidung für TuRa Harksheide fiel nicht schwer

Sie wollte sich aber unbedingt auch wieder einer Bundesliga-Frauenmannschaft anschließen. „Da ist meine Wahl schnell auf TuRa gefallen, da ich fast alle Harksheider Spielerinnen kannte. Mit Inken Köhler habe ich bei einer U-16-Junioren-Weltmeisterschaft zum Beispiel mal das Zimmer geteilt.“

Für die Harksheiderinnen hat Schulze, die hinter der Polin Julia Antolak und der Slowenin Laura Unuk an Brett drei gemeldet ist, bislang zwei Spiele gemacht. Ihre Bilanz: ein Sieg und eine Niederlage. Sie ist ständig in Sachen Schach auf Achse. „Es ist bei mir immer eine Frage der Zeit. Als Profispielerin bin ich an den Wochenenden, an denen oft auch Bundesliga-Wettkämpfe stattfinden, auch mal bei nationalen und internationalen Turnieren im Einsatz“, sagt sie.

Ihr ist es egal, ob sie am Brett einem Mann oder einer Frau gegenübersitzt

Für Lara Schulze macht es übrigens keinen Unterschied, ob sie einem Mann oder einer Frau am Schachbrett gegenübersitzt: „Das ist mir eigentlich egal. Es wirkt sich nicht auf meine Spielführung oder auf meine Gedanken während der Partie aus.“

Die Frauen-Schachmannschaft von TuRa belegt aktuell Platz acht in der Bundesliga. Hinten von links: Inken Köhler, Carina Brandt, Sportchef Eberhard Schabel. Vorne von links: Aleksandra Lach, Julia Antolak, Emily Rosmait und Lara Schulze.
Die Frauen-Schachmannschaft von TuRa belegt aktuell Platz acht in der Bundesliga. Hinten von links: Inken Köhler, Carina Brandt, Sportchef Eberhard Schabel. Vorne von links: Aleksandra Lach, Julia Antolak, Emily Rosmait und Lara Schulze. © Michael Eggert | Michael Eggert

Sie geht fest davon aus, dass die Harksheiderinnen den Klassenerhalt im deutschen Schach-Oberhaus schaffen werden. Aktuell ist TuRa mit drei Mannschafts- und 16 Brettpunkten Tabellenachter. Während die Heimspiele der Frauen in der relativ schlichten Mensa des Coppernicus-Gymnasiums ausgetragen werden, sieht es in Bremen schon anders aus. Dort werden die Figuren im VIP-Bereich des Weserstadions gezogen.

Vier Siege im deutschen Nationalteam beim Mitropa-Cup

„Das ist schon eine tolle Atmosphäre. Kürzlich waren die Schachspieler auch zur 125-Jahr-Feier von Werder Bremen eingeladen. Da waren viele Ex-Fußballer dabei. Ich habe es geschafft und konnte ein Selfie mit Per Mertesacker machen“, sagt Schulze, die sich über ihren Schnappschuss wie ein kleines Kind freute.

In diesen Tagen war sie mit der deutschen Nationalmannschaft beim Mitropa-Cup 2024 unterwegs. Zehn Herren- und zehn Frauen-Nationalteams traten dabei in der Stadthalle Apolda gegeneinander an. Mit sechs Punkten aus sieben Runden hatte sie nicht nur großen Anteil am Sieg der deutschen Frauen, sondern wurde auch noch zur stärksten Spielerin an Brett vier gekürt.

Ihren Freund hat Schulze übers Schachspielen kennengelernt

Viel Freizeit bleibt der 21-Jährigen bei ihrem Pensum nicht. Nebenbei absolviert sie auch noch ein Fernstudium in Wirtschaftspsychologie. In Kürze will sie mit Freund Dominik (37) in Lehrte zusammenziehen. Ihn hat sie, wie sollte es auch anders sein, übers Schachspielen kennengelernt.

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Er hatte bei ihr ein paar Trainerstunden genommen. Dabei funkte es. „Schachmatt durch die Dame im Spiel“, wie einst schon Roland Kaiser sang. Wie sie überhaupt zum Schachspielen gekommen ist, darüber muss Lara Schulze auch heute noch schmunzeln: „Ich bin in der dritten Klasse mal vom Klettergerüst gefallen und habe mir dabei den Fuß gebrochen. Da ich in den Herbstferien somit nicht viel machen konnte, haben meine Eltern mir vorgeschlagen, mit Schach anzufangen. Ich fand das gleich cool und hatte eine Menge Spaß“, so Schulze.

Unter www.laraschulze.de kann man in einem Blog alles über die neuesten Schach-Aktivitäten der Profispielerin erfahren. Außerdem hat sie einen eigenen Youtube-Kanal.