Tangstedt. Verein meldet Herrenteam aus der Liga ab und steht als Absteiger fest. Wie ein Streit um Geld die jahrelange Aufbauarbeit zerstörte.

Das bittere und peinliche Ende eines Streits um Geld und die Ausrichtung des Vereins erschüttert den WSV Tangstedt (650 Mitglieder). Vereinschef Stefan Kießwetter war gezwungen, die erste Herren-Fußballmannschaft des WSV mit sofortiger Wirkung vom Wettkampfbetrieb in der Verbandsliga West abzumelden.

Diese Entscheidung war alternativlos. Denn es gab weder einen Trainer noch eine Mannschaft, die das zuletzt anstehende Heimspiel gegen den Marner TV hätte bestreiten können. Ex-Coach Pasquale Sutt und Ex-Ligamanager Christoph Möhring waren schon Ende 2023 nach unüberbrückbaren Differenzen mit Teilen des Clubvorstandes geschlossen zurückgetreten. Kurz darauf folgte dann das komplette Team. Für den WSV, der stets als sehr ambitioniert galt und in den vergangenen Jahren nur mit viel Pech den Aufstieg in die Landesliga verpasste, ein Desaster.

WSV Tangstedt: Falsche Versprechungen an Trainer und Mannschaft?

Im Kleinen Alsterstadion des WSV Tangstedt werden bis zur Sommerpause nur noch Begegnungen von Jugendmannschaften ausgetragen.
Im Kleinen Alsterstadion des WSV Tangstedt werden bis zur Sommerpause nur noch Begegnungen von Jugendmannschaften ausgetragen. © Frank Best | Frank Best

„Wir haben im Dezember noch einmal alles versucht. Da war uns aber schon klar, dass wir die Mannschaft zur Rückrunde abmelden müssen, sollten wir keinen Kader mehr zusammenbekommen“ sagt Stefan Kießwetter. Damit steht der WSV Tangstedt als erster Absteiger in die Kreisliga fest.

Über die Geschehnisse aus dem vergangenen Jahr möchten weder Kießwetter noch die ehemaligen Spieler oder Trainer mehr so recht sprechen. „Ich kann nur sagen, dass wir hier 27 Spieler im Kader hatten. Im Durchschnitt waren die Jungs unter 22 Jahre alt. Das ist noch nie dagewesen. Und sie haben sich alle mit dem WSV identifiziert. Ich möchte aber keine schmutzige Wäsche waschen und wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute“, sagt Ex-Ligamanager Möhring.

Der Grund für die Trainer und die Mannschaft, das Weite zu suchen und den WSV Tangstedt zu verlassen, war offenbar die fehlende Vertrauensbasis zum 1. Vorsitzenden des WSV. Es soll unter anderem nicht eingehaltene Versprechungen über Aufwandsentschädigungen für die Spieler und Aufwendungen für die Verbandsligamannschaft gegeben haben. Das sportliche Ziel des WSV war eigentlich der Aufstieg in die Landesliga. Mit einer Senkung der Kosten wäre das aber schwierig zu realisieren gewesen. Zuletzt hatten die Akteure sogar auf ihre Punktprämien verzichtet. Der Hauptverein hatte damals schon signalisiert, dass man finanziell künftig vor allem auf die Jugend setzen wolle.

Ex-Vereinschef Volkmar Jank ist desillusioniert

Der langjährige Vorsitzende und Gönner des WSV Tangstedt, Volkmar Jank (82).
Der langjährige Vorsitzende und Gönner des WSV Tangstedt, Volkmar Jank (82). © HA | Susanne Dox

Einer, der das Geschehen inzwischen nur noch aus der Ferne betrachtet, ist der langjährige Vorsitzende und Gönner Volkmar Jank (82), der den Verein mehr als 15 Jahre lang bis 2022 geführt hat. „Wir haben alles dafür getan, um den WSV auf Vordermann zu bringen. Das ist nun das Ergebnis. Es ist alles sehr traurig. Erstmals in seiner 66-jährigen Vereinsgeschichte steht der WSV Tangstedt ohne eine erste Herrenmannschaft da. Nur mit Kindern kann kein Verein existieren. Kinder kosten Geld. Daher wird das dicke Ende meiner Meinung nach auch erst noch kommen“, sagt der ehemalige Vereinschef ziemlich niedergeschlagen und desillusioniert.

Vereinschef Kießwetter hingegen blickt weniger pessimistisch nach vorne. „Wir werden nun versuchen, für den Sommer wieder etwas hinzubekommen. Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass unser Fokus auf dem Jugendfußball liegt. Es wäre schlimmer gewesen, wenn wir eine B-Jugend verloren hätten. Unser Ziel ist jetzt erst einmal, die Jugendmannschaften voll zu bekommen“, so Kießwetter.

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Ex-Ligamanager und Ex-Coach kicken jetzt beim TuS Hartenholm

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Das Thema "Rote Teufel" vom WSV Tangstedt hat sich nach der Abmeldung des Verbandsliga-Herrenteams erst einmal erledigt.  © Frank Best | Frank Best

Das vorerst letzte Match einer Herrenmannschaft des Wilstedter Sportvereins Tangstedt war somit die Partie in der Verbandsliga West am 11. November 2023 beim TuS Nortorf (0:2). Für lange Zeit das letzte Heimspiel dürfte das 1:0 (Tor: Mika Könemann) am 3. November 2023 gegen den TuS Jevenstedt gewesen sein. Ex-Ligamanager Christoph Möhring und Ex-Trainer Pasquale Sutt spielen inzwischen für den TuS Hartenholm.

Da der WSV weder aus einem zweiten oder dritten Herrenteam oder einer A-Jugend Spieler für eine neue Herrenmannschaft rekrutieren kann, bleibt abzuwarten, wie der Neustart in der Kreisliga Stormarn gestemmt werden soll. Vorerst werden im schmucken Kleinen Alsterstadion am Dorfring nur noch Jugendspiele ausgetragen.