Tangstedt. Die Verantwortlichen des Fußball-Verbandsligisten werfen dem Übungsleiter Vertragsbruch und vereinsschädigendes Verhalten vor.

Sie sind Tabellenvierter der Verbandsliga West und haben nach 19 Partien nur vier Zähler Rückstand auf Spitzenreiter SG Geest 05 – angesichts dieser respektablen Zwischenbilanz müsste bei den Fußballern des WSV Tangstedt eigentlich alles in Butter sein. Ist es aber nicht. Stattdessen hat in den vergangenen Tagen der bisherige Trainer Nico Peters für große Aufregung beim Dorfclub gesorgt.

Die Chronologie der Ereignisse:

Am 11. Dezember kündigt der 31-Jährige aus heiterem Himmel seinen noch bis zum 30. Juni 2020 laufenden Vertrag, der – und das ist der Knackpunkt – allerdings nur einvernehmlich aufgelöst werden kann. Damit nicht genug: Mannschaftsbetreuer Christopher Kirchhoff sowie elf Kicker – ob sie bei ihrer Entscheidung von Peters beeinflusst wurden oder nicht, sei dahingestellt – folgen dem Beispiel des Übungsleiters. Die Abtrünnigen werden vom WSV daraufhin für den Spielbetrieb gesperrt. Auf den beiden Fußball-Portalen FuPa.net und fussi­freunde.de macht derweil das Gerücht die Runde, dass Nico Peters Trainer beim abstiegsgefährdeten Hamburger Oberligisten SC Condor werden soll.

Am 22. Dezember spricht WSV-Ligaobmann Volkmar Jank mittags mit dem Vorsitzenden des SC Condor, Thomas Brinkmann, und erklärt diesem, dass die Tangstedter den Kontrakt mit Peters nur gegen Zahlung einer Ablösesumme von 7500 Euro auflösen werden. Einige Stunden später, um 21.15 Uhr, steht der Coach überraschend vor der Haustür des Vereinsvorsitzenden Gerhard Pelzer in Kayhude.

Dieser erinnert sich so: „Sofort eröffnete Nico das Gespräch und bedrängte mich, an Ort und Stelle einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Er machte mich darauf aufmerksam, dass er seine Jungens mitgebracht habe.“ Im gleichen Moment stiegen zwei „Bodyguards“ aus dem parkenden Fahrzeug und brachten sich deutlich sichtbar an der Grundstücksgrenze in Position. „Ich erklärte ihm, dass ich ohne eine gemeinsame Absprache im Verein überhaupt nichts unterschreiben würde, dass wir aber bereit sind, über einen reibungslosen Wechsel zu sprechen...“

Am 28. Dezember teilt der SC Condor in einer Pressemitteilung offiziell die Verpflichtung von Nico Peters sowie des neuen Sportlichen Leiters Ralf Rath mit. Rath hatte den WSV im Oktober aus persönlichen Gründen verlassen.

Am 2. Januar bekräftigt Volkmar Jank gegenüber Thomas Brinkmann noch einmal seine Forderung nach Zahlung der 7500 Euro. Zwei Tage später verkündet der SC Condor, dass Nico Peters nun doch nicht Trainer am Berner Heerweg wird. Der letzte Akt der Posse: Peters meldet sich abends bei Jank, nimmt per E-Mail seine Kündigung zurück und fragt an, ob er nicht doch Coach in Tangstedt bleiben könne.

Volkmar Jank (77), mit zwei kurzen Unterbrechungen von 2004 bis März 2018 Vorsitzender des WSV, macht aus seinem Unmut keinen Hehl. „Was hier passiert ist, ist eine Schweinerei. Die Qualitäten von Nico Peters als Trainer sind unbestritten. Doch wie er sich dem Club gegenüber verhalten hat, kann nicht einfach so hingenommen werden. Deshalb haben wir ihm nach Absprache mit unserem Anwalt Christian Baarz wegen Vertragsbruchs und vereinsschädigenden Verhaltens fristlos gekündigt.“ Nicht auszuschließen ist, dass sich beide Parteien vor dem Arbeitsgericht wiedersehen.

Was aber sagt der SC Condor, der mit Florian Neumann schnell Ersatz für seinen abservierten Wunschkandidaten gefunden hat? Thomas Brinkmann: „Es ist extrem ärgerlich und bedauerlich, dass alles so gekommen ist. Einen solchen Fall haben wir noch nicht gehabt. Wir sind zu blauäugig gewesen und stehen jetzt wie die Deppen da. Leider ist uns erst im Verlauf der Verhandlungen klar geworden, dass Nico Peters noch einen Vertrag bis 2020 hatte.“

Dem WSV Tangstedt macht Brinkmann keinen Vorwurf. „Volkmar Jank und ich haben in angenehmer Atmosphäre miteinander nach einer Lösung gesucht. Dass wir uns nicht einigen konnten, ist nicht das Problem seines Vereins – der SC Condor hat noch nie eine Ablöse für einen Trainer bezahlt, und so soll es auch bleiben.“

Kay-Uwe Pjede übernimmt als Coach

Und wie geht es nun beim WSV weiter? Kay-Uwe Pjede (58) stellte sich gestern als Nachfolger für Nico Peters vor, der für das Abendblatt nicht zu erreichen war. Pjede kickte für den Glashütter SV, den Hamburger SV sowie den 1. SC Norderstedt und beendete seine Karriere in Tangstedt – dort hat er auch eine Vergangenheit als Coach. Ende der 90er-Jahre war er für das damalige Bezirksoberliga-Team verantwortlich.

Der neue Übungsleiter steht nun vor der Aufgabe, einen konkurrenzfähigen Kader für die zweite Saisonhälfte zusammenzustellen. Volkmar Jank: „Für die Spieler, die bei uns gekündigt, ihre Meinung nach den aktuellen Vorkommnissen aber geändert haben, steht die Tür jederzeit offen.“