Norderstedt. Gründerinnen der „Waagschale“ hören nach vier Jahren auf. Ihr Laden überlebt nur, wenn sich bald ein Nachfolger findet.

Sie sind die Gründerinnen von Norderstedts erstem Unverpackt-Laden. Doch nun, nach vier Jahren Aufbauarbeit, hören Nadia Mispelbaum und Kathrin Kahnert von der „Die Waagschale“ auf. Aus privaten Gründen, wie sie betonen. „Das hat nichts mit dem Geschäft zu tun. Der Laden hat sich in den letzten Jahren etabliert und läuft“, sagt Kathrin Kahnert.

Aus diesem Grund wollen sie den Laden an der Ulzburger Straße 605 auch nicht schließen, sondern suchen einen Nachfolger für das Geschäft. „Wir glauben nach wie vor, dass das Konzept vom unverpackten und plastikfreien Einkauf Zukunft hat und hoffen, dass wir jemanden finden, der unsere Mission fortführt“, sagt Kathrin Kahnert.

Viele Läden machten dicht, „Die Waagschale“ hielt durch

Vier Jahre lang haben sie für ihren Traum von einem eigenen Unverpackt-Laden gebrannt. Für ihn gelebt. Sie haben ihre sicheren Jobs aufgegeben, einen Kredit aufgenommen, Eigenkapital investiert. Ihnen war es immer wichtig, als Team zu agieren. Zusammenzuhalten. Bevor sie sich über den Verband der Unverpackt Läden kennengelernt haben, hatte jede von ihnen über die Gründung eines Geschäftes nachgedacht – doch erst gemeinsam haben sie den Schritt gewagt und 2021 „Die Waagschale“ eröffnet.

Aus diesem Grund war ihnen auch immer klar, dass sie gemeinsam weitermachen – oder gemeinsam aufhören. „Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen“, sagt Nadia Mispelbaum. Der Laden sei ihr Baby gewesen. Sie haben ihn wachsen sehen, bei den ersten Schritten begleitet. Miterlebt, wie er ein Jahr nach der Gründung ins Straucheln gekommen ist – und sich wieder berappelt hat.

Sie haben der Krise in der Branche getrotzt. Während andere Läden der sogenannten Zero-Waste-Bewegung schließen mussten – allein 50 waren es im Jahr 2022 – hat die „Waagschale“ ihr Angebot erweitert. Knapp 1000 Artikel sind jetzt im Sortiment. Tendenz steigend. Zuletzt sind Dünger aus Schafwolle, Hundefutter und Heringssalat in Pfandgläsern, Mie-Nudeln, Lupinen-Kaffee, Happy Flakes aus Erbsenprotein und Nahrungsergänzungsmittel im Papierschuber dazugekommen. Erst vor wenigen Wochen haben sie zudem eine Kaffee-Bar und eine Sitzecke einbauen lassen.

Stammkundschaft sorgte für Erfolg

Der Unverpackt Laden „Die Waagschale“ in Norderstedt steht vor dem Aus. Die Inhaberinnen Kathrin Kahnert (l) und Nadia Mispelbaum suchen einen Nachfolger.
Der Unverpackt Laden „Die Waagschale“ in Norderstedt steht vor dem Aus. Die Inhaberinnen Kathrin Kahnert (l) und Nadia Mispelbaum suchen einen Nachfolger. © Miriam Opresnik | Miriam Opresnik

Sie stehen wirtschaftlich gut da. Das hat ihnen jüngst der Unternehmensberater bescheinigt, den sie in der Krise eingeschaltet hatten. Aus diesem Grund hoffen sie, dass sie schnell einen Nachfolger für „Die Waagschale“ finden. Jemanden, der für die Zero-Waste-Bewegung brennt, der sein Herzblut in das Geschäft steckt. „Auch das ist für uns Nachhaltigkeit – dass der Laden weitergeführt wird, auch wenn wir es im Moment nicht können“, sagt Kathrin Kahnert.

Sie haben bereits mit der Vermieterin gesprochen, die mit einer Übergabe an einen Nachfolger einverstanden ist. „Wir übergeben nicht nur einen gut laufenden Laden, sondern auch eine große Stammkundschaft, unsere Lieferanten und all unser Wissen“, so die beiden Gründerinnen.

Die beiden Geschäftsführerinnen könnten sich auch gut eine Genossenschaft oder einen Mitgliederladen für „Die Waagschale“ vorstellen. Vorbild dafür sind einige andere unverpackt Läden, die mit dem Konzept damit bereits erfolgreich sind.

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Sie hoffen, dass sie zum 1. Juli einen Nachfolger finden. Sollte das nicht klappen, wird „Die Waagschale“ schließen – genau drei Jahre nach ihrer Eröffnung. Es fällt ihnen nicht leicht, sich damit an die Öffentlichkeit zu wenden. Sie hoffen, dass die Kunden weiterhin zu ihnen kommen und sie unterstützen!

„Wir brauchen die Kunden jetzt mehr denn je – um unserem Nachfolger zu zeigen, dass „Die Waagschale“ in Norderstedt nicht mehr wegzudenken ist“, sagen die Beiden und appellieren an ihre Kunden, auch weiterhin zu kommen! „Noch sind wir ja da!“

Der Laden war für sie immer mehr als ein Einzelhandelsgeschäft, mehr als eine Marktlücke. Mehr als ein Job und Geldverdienen. Es war ihre Art, einen Beitrag zu leisten. Etwas zu bewegen und die Welt ein bisschen besser zu machen.

Wer Interesse an einer Unternehmensnachfolge hat, kann sich bei den Inhaberinnen unter 040/30981391 oder info@die-waagschale.de